Second Chance

Du musst dich entscheiden

"Und dann bist du davon gerannt?", fragt Sam und ich nicke matt. "Oh Shit! Der arme Nate", meint sie nur. "Ich weiss...Er hat sich seitdem nicht mehr gemeldet. Aber ich kann es ihm nicht verübeln. Ich bin so dumm!", stöhne ich ins Kissen. "Meld dich doch endlich bei ihm!", sagt sie. "Was ist wenn...Er mich nicht mehr mag?", frage ich und richte mich auf. Tiefe Augenringe schmücken mein Gesicht und meine Lippen sind trocken. Ich konnte seit zwei Tagen nicht mehr schlafen, weil ich mir Vorwürfe mache. "Er mag dich bestimmt noch! Wie kann man dich nicht mögen?", versucht sie mich aufzumuntern.

"Ich möchte trinken...", sage ich ausdruckslos. "Okay...Dann....besorg ich uns Alkohol, wir gehen zu mir und besaufen uns", schlägt sie vor. "Spitzenidee!", meine ich und bin schon optimistischer. "Okay, komm in einer Stunde zu mir, dann ist alles bereit", grinst Sam und steht auf. "Danke du bist die Beste", sage ich lächelnd. "Kein Problem! Meine beste Freundin braucht mich schliesslich", lächelt sie, verabschiedet sich von mir und geht aus meinem Zimmer. Mein Handy klingelt und ich nehme genervt den Anruf an.

"Wer stört?!", keife ich in den Hörer.

"Woah Chill. Ich tu dir schon nichts"

"Sorry Zach...Mir geht's nicht so gut..Was willst du?"

"Ich wollte dich fragen was du mit Dani angestellt hast. Seit ihr am Strand wart, grinst er praktisch durchgehend. Das ist echt unheimlich"

"Ich....ich weiss nicht. Es ist nichts passiert! Was fragst du überhaupt?! Das geht dich einen Scheiss an! Lass mich In Ruhe!"

Rufe ich und lege auf. Ich schmeisse mein Handy auf meinen Sitzsack und verkrieche mich in eine Ecke auf meinem Bett. Diese Sache verunsichert mich extrem. Wie kann er nach dieser langen Zeit immernoch in mich verliebt sein? Das geht nicht! Ich habe keine Gefühle für ihn. Oder? Ich stehe auf und gehe nach unten um in den Keller zu gehen. Ich greife nach der ersten Flasche Wein, öffne sie und trinke in grossen Schlücken. Igitt! Ich hasse Wein. Ich trinke die Flasche aus und gehe dann nach oben, wo ich sie ins Altglas werfe. "Ich bin bei Sam!", rufe ich und verlasse Das Haus. Ich atme tief durch und schüttel den Kopf, bevor ich in meinen Wagen einsteige und zu Sam fahre.

Nachdem ich es nach einer gefühlten Ewigkeit geschafft habe einzuparken, stehe ich nun vor ihrer Tür und klingel. "Du bist zu früh", begrüsst sie mich. "Na und?", bringe ich hervor. "Hast du schon getrunken?", fragt sie mich. "Nur'n bisschn", nuschel ich und laufe an ihr vorbei. "Naja, ist mir auch egal", meint sie schliesst die Tür ab und setzt sich zu mir. "Lasst die Nacht beginnen", grinst sie mir zu und deutet auf den vielen Alkohol auf dem Tisch.

Viele Stunden und Drinks später, sind wir beide hackevoll. Wir kichern gerade über irgend was dämliches als es plötzlich energisch an der Tür klopft. "Ich geh schon", lacht Sam, steht auf und fliegt voll auf die Nase. Ich lache und stehe dann selbst auf um zur Tür zu stolpern. Nach fünf Minuten habe ich die Tür dann endlich aufgekriegt und ich halte mich an Der Tür um nicht umzufallen. "Lea?", fragt eine Stimme. "Jaa?", frage ich zurück und kichere.

"Wo ist Sam?", fragt die Stimme weiter. "Wer bisn du überhaubt?", frage ich zurück. "Ich bin es....Jonah", erklärt mir die Stimme. "Jonaaaaaah Hiiiiii. Sam is i Wonzimer und Knutscht den Boden", kichere ich und schwanke gefährlich. Ich drohe zu fallen, doch Jonah fängt mich rechtzeitig. Er bringt mich ins Wohnzimmer und ich falle auf das Sofa. Ich lache und sehe zu wie Jonah Sam aufhilft. Er fängt an irgendwas von Disziplin zu sprechen aber ich höre kaum etwas. Ich und Sam sitzen nur nebeneinander und lachen wie die größten Deppen. Ich spüre wie es mir hochkommt und im nächsten Moment hab ich auch schon auf den Boden gekotzt.

Nächster Tag

Ich wache auf und sehe mich um. Im nächsten Moment spüre ich auch schon einen stechenden Schmerz in meinem Kopf. Das ist die Strafe für das viele saufen. Ein unangenehmer Geruch steigt mir in die Nase und ich sehe Kotzereste auf dem Boden. Hab ich gekotzt? Gut möglich. Ich stehe auf und hol mir ein paar Kopfschmerztabletten, bevor ich zurück ins Wohnzimmer gehe.

"Sam?", rufe ich heiser, nachdem ich die Tabletten geschluckt habe und die restliche Kotze aufgetischt. "Ja?", höre ich leise aus dem Bad. Ich gehe zum Bad und sehe sie bei der Toilette hängen. "Wie hast du es bis hierher geschafft?", frage ich sie. "Keine Ahnung...", antwortet sie matt. "Ich glaube Jonah war gestern noch hier", überlege ich, doch Sam zuckt nur mit den Schultern. "Kann ich heute hier bleiben?", frage ich und sie nickt. Den restlichen Tag kurieren wir unseren Kater aus und erst spät am Abend als ich wieder nüchtern bin, fahre ich nach Hause.

"Hey Mom", rufe ich als ich zur Tür reinkomme. "Na Hässlichkeit. Hast du mich vermisst?", höre ich eine Bekannte Stimme. "Casey!", kreische ich und springe in ihre Arme. "Du siehst ziemlich verkatert aus. Schlimme Nacht gehabt?", grinst sie. "Das hab ich gebraucht", zwinker ich. "Dann müssen wir unbedingt mal zusammen feiern gehen. Wetten ich kann dich unter den Tisch trinken", grinst sie. "Die Wette nehm ich an. Aber erst morgen oder so", sage ich und sie lacht. 

Wir verziehen uns in ihr Zimmer und quatschen. "Tut mir leid, wegen dir und Feli", sage ich tröstend. "Ist schon gut. Es sollte nunmal nicht sein. Ich habe noch viele heisse Mädels an meiner Uni", lacht sie. "Und du? Wie läufts mit den Jungs? Hast du jemanden kennengelernt", fragt sie und grinst schelmisch. "Naja...Ja aber...ich fürchte ich hab es versaut", meine ich und sehe auf meine Hände. Seit ich nichts mehr von Nate gehört habe, merke ich wie sehr er mir fehlt. Er war so ein guter Freund. Oder vielleicht noch mehr. 

"Was hast du den getan?", fragt sie. Ich hole tief Luft und erzähle ihr die ganze Geschichte. "Wow...Zwei Typen gleichzeitig, nicht schlecht Schwesterchen", kommentiert sie nur. "Willst du mich verarschen?! Ich finde das nicht witzig! Ich muss mich entschuldigen. Jetzt!", beschliesse ich. "Spinnst du? Es ist halb eins", meint Casey, doch ich bin bereits zu ihrer Tür raus. Schnell ziehe ich mir Schuhe an, schnappe mir Schlüssel und Handy und verlasse das Haus.

Ich fahre zu seinem Appartement und fahre mit dem Fahrstuhl nach oben. Dort klopfe ich an die Tür und warte. Nichts regt sich. Ich nehme mein Handy und rufe ihn an.

"Hallo?" meldet er sich verschlafen.

"Ich bins Lea. Ich steh vor deiner Haustür. Lässt du mich rein?"

"Was?! Warum das denn?"

"Wir...ich hab dir was zu sagen"

"Okay, ich komme gleich"

Erleichtert stecke ich mein Handy weg und wippe nervös auf und ab. Endlich höre ich ein Schloss drehen und kurz darauf Nates verschlafenes Gesicht. "Hey", flüster ich, da ich gar nicht so recht weiss was ich sagen soll. "Was machst du hier Lea?", fragt er. "Darf ich reinkommen?", frage ich stattdessen. Er nickt und lässt mich rein. Wir schleichen in sein Zimmer und ich setze mich auf sein Bett.

"Hör zu...ich...es Tut mir leid wegen der Sache am Strand. Ich hätte nicht wegrennen dürfen...Das war dumm von mir", gestehe ich und sehe ihn dabei direkt an. "Liebst du ihn?", fragt er. "Nein! Ich meine ja...Nein...I...ich weiss nicht...es ist so verwirrend...Können wir nicht einfach wieder Freunde sein?", sage ich. Er sagt eine Weile lang nichts, kommt dann langsam auf mich zu, kommt ganz nah an mein Gesicht ran und flüstert dann: "Lea...ich liebe es Zeit mit dir zu verbringen...und ich möchte noch so viel mit dir erleben. Aber ich denke nicht dass ich das kann wenn ich nur ein Freund bin"

Ich schlucke hart und sehe ihn wortlos an. "Was...machen wir denn jetzt?", frage ich mit erstickter Stimme. "Ich fürchte du musst dich entscheiden", meint er und ich schliesse meine Augen. Plötzlich spüre ich seine Lippen auf meinen. Es ist nur ein kurzer sanfter Kuss und doch löst er etwas in mir aus. "Ich hoffe das hilft dir bei deiner Entscheidung", haucht er und löst sich von mir. Ich stehe nur da und bemerke kaum wie sich eine einzelne Träne gelöst hat und meine Wange runterrollt. Ich senke den Kopf und verlasse dann ohne ein weiteres Wort das Appartement.

Heilige Scheisse! Was für ein intensives Ende:) ich musste beim schreiben fast heulen. What is wrong with me:D Wir sehen uns beim nächsten Kapitel!❤