# 20 || Bonuskapitel - Kitty Yazawa

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2 Wochen später

Seufzend schließe ich die Türe hinter mir, als ich den kleinen Laden inmitten von Suna-Gakure verlasse. Ich kann noch den Abschiedsgruß des Verkäufers hören als ich mit einer Papiertüte auf dem Arm auf die staubige Straße hinaus trete. Die Sonne strahlt unnachgiebig auf den ohnehin vom Tag schon aufgeheizten Wüstensand hinab, starker Wind lässt die Sandkörner tanzen und verschafft doch keine Linderung bei der Hitze. Leise klingt das Lachen von Kindern an mein Ohr, die unbeschwert auf den Straßen von Suna-Gakure spielen.

Ich setze mich in Bewegung, schlendere durch das Dorf, lasse meinen Blick desinteressiert schweifen.
Alles ist wie immer...
Die selben Stimmen, die gleichen Gesichter, die unveränderten Häuser aus warmem Sandstein.

"Hast du schon gehört?"

Gedämpft tuscheln zwei Männer miteinander, die ich als Shinobi meines Dorfes erkenne.

"Ja, schrecklich... Das arme Mädchen."

Unbeirrt gehe ich an ihnen vorbei, streife sie lediglich mit einem kurzen Blick.

"Glaubst du wirklich, dass er es war?"

Die Stimmen werden undeutlicher, je weiter ich mich entferne.

"Das Mädchen, das mitverantwortlich an seinem Tod ist, stirbt an seinem Gift. Und vor allem genau dort, wo er starb. Ich glaube nicht an Geister, aber dieser Vorfall..."

Das Gespräch bleibt hinter mir zurück, die Stimmen nun zu weit weg, um sie weiterhin zu verstehen.
Doch ich muss die Männer nicht hören, um zu wissen, worüber sie sich unterhalten.
Nur zu gut weiß ich, dass er Sasori vom roten Sand ist und das Mädchen Sakura Haruno.
Gerüchte gehen um, die Furcht vor dem Rachegeist des toten Puppenmeisters verbreitet sich wie ein Lauffeuer im Windreich, nachdem die Kunoichi aus Konoha gefunden wurde. 
Sie ahnen nicht, wie nah sie doch der Wahrheit sind...
Niemand ahnt, dass wirklich ein Teil von ihm verantwortlich für diesen Vorfall ist...

Niemand außer ich.

Am Rand des Dorfes angekommen betrete ich ein kleines Haus, genieße den kühlen Schatten im Inneren und stelle die Tüte auf den Tisch in der Küche. Ich schlüpfe aus meinem Mantel, lasse ihn achtlos über der Lehne eines Stuhles liegen und gehe tiefer in das Haus hinein.
Ich steige eine Treppe hinab, schließe unten angekommen die Tür hinter mir ab und seufze tief.

Für einen Moment stehe ich einfach so da, im Halbdunkeln meiner Werkstatt, und genieße die Stille bevor mich meine Gedanken wieder einholen.

Ich weiß, dass Rabiya dieser Rachegeist war.
Doch das ist nicht alles. Inzwischen weiß ich mehr, dank der Schriftrollen, die die Marionette mir gegeben hat.
Zwei von ihnen sind Beschwörungsrollen für Sasori's Puppen - nebenbei bemerkt wahre Kunstwerke - doch die dritte enthält vor allem Notizen und Überlegungen, in Eile niedergeschrieben, mit Zeichnungen ergänzt.
Zeichnungen eines Steines in Form eines Herzens, das laut dem Geschriebenen als Speicher für Energie dient.

Hätte ich Rabiya helfen können, wenn ich das früher gewusst hätte?
Wenn ich früher erfahren hätte, dass sie auch das Chakra ihres verstorbenen Meisters in sich trägt?
Dass sie deswegen seine Angewohnheiten übernommen, seine Ansichten mehr denn je geteilt hat?
Hätte ich ihr Zweifel und Verwirrungen ersparen können?

Ich denke nicht, denn wie aus den Notizen zu entnehmen, wurde auch Sasori aus diesem Kristall nicht schlau. Er fand auch keine Lösung für dieses Problem, denn die ständig austretende Energie hätte Rabiya früher oder später ohnehin zu nichts anderem gemacht als einer normalen Puppe. Den Kristall zu versiegeln hätte ihr die Fähigkeit genommen zu fühlen.
Gerade das, was sie so besonders gemacht hat.
Was dafür gesorgt hat, dass ich in ihr eine Freundin gefunden habe.
Immer wieder Chakra nachzugeben hätte sie zunehmend verändert.
Auch keine Lösung.

Inzwischen ist es eh zu spät.

Langsam schreite ich durch den Raum, entzündet eine kleine Lampe vor meiner Werkbank und lasse meinen Blick über die Puppe schweifen, die dort liegt.

Das warme Kerzenlicht erhellt ihr ebenmäßiges Gesicht, lässt die kalten, bernsteinfarbenen Augen nicht ganz so leblos wirken wie sie sind.
Langsam fahre ich mit meinen Fingern über ihre Wange, ein kleines Lächeln kann ich mir nicht verkneifen.

"Wir hatten einen Deal, nicht wahr?", flüstere ich leise, betrachte den zersplitterten Kristall in ihrem Brustkorb, der nun absolut unbrauchbar ist.

"Dann wollen wir dich mal wieder zusammenflicken, Rabiya."

Püppchen, Püppchen - Die Rache [Wird überarbeitet]Where stories live. Discover now