#11 || Ein Plan

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Eingehend betrachte ich das Tanzen der Flammen, die züngelnd das bisschen Holz auf dem kleinen Haufen verbrennen, und folge mit meinem Blick dem Rauch, der von dem Lagerfeuer hinauf die die dunkle Nacht steigt.
Auf der anderen Seite des Feuers sitzt Kitty in ihren Mantel gehüllt und reibt sich müde die Augen.
Wir sind heute weit gekommen und schon morgen werden wir Konoha-Gakure erreichen.
Endlich...
Endlich werde ich meine Rache bekommen.
Ich habe schon so lang darauf gewartet. Es wird Zeit, dass ich Sasori rächen kann.

"Morgen erreichen wir das Dorf. Wie ist dein Plan?", will Kitty wissen und ich begegne ihrem forschenden Blick.
"Ich töte das Mädchen, das meinem Meister geschadet hat.", antworte ich ohne zu zögern und seufzend nickt die Rothaarige.
"Schon klar... Aber hast du eine Ahnung wer sie überhaupt ist? Kennst du ihren Namen? Oder wo sie wohnt?"
"Ich kenne ihr Gesicht."
"Und du denkst das reicht?"
"Es muss reichen."
Erneut reibt sich die Puppenspielerin über die Augen bevor sie sich auf dem Boden ausstreckt. Den Blick nach oben gerichtet und die Arme hinter ihrem Kopf verschränkt scheint sie einen Moment lang zu überlegen bevor sie wieder zu reden beginnt.
"Man wird mich definitiv rauswerfen. Schon allein, dass ich nicht sofort versucht habe dich aufzuhalten, als ich von deinem Plan oder deiner Verbindung zu Sasori erfahren habe, sollte dafür ausreichen.", murmelt sie leise, doch ich höre sie trotzdem und das weiß das Mädchen.
"Ich brauche deine Hilfe nicht. Geh nach Hause, erzähle niemandem von den letzten Tagen und du solltest in Ordnung sein."
Sofort sieht Kitty zu mir hinüber, schenkt mir ein breites Grinsen.
"Sorgst du dich etwa um mich?"
"Nein.", antworte ich sofort und das Mädchen fängt leise an zu kichern.

Wie kommt sie nur auf die Idee? Wegen meinem unverbindlichen Vorschlag?
Das ist absoluter Unsinn. Sie ist nicht mein Meister, wird es nie sein.
Wieso sollte ich mich also um ihr Wohlergehen kümmern? Wieso sollte ich mich um sie sorgen?
Kopfschüttelnd richte ich meinen Blick wieder auf das Lagerfeuer direkt vor mir.
Ich sorge micht nicht um Kitty.
Ich will lediglich nicht, dass sie meinetwegen alles verliert.
Dass ich erneut dafür verantworlich bin, dass jemand zu Schaden kommt, der es nicht verdient hat.

Das Mädchen ist nicht wie die andern Menschen, die ich bisher kennen gelernt habe. Nicht wie meine ehemaligen Meister, die verängstigt oder abweisend waren.
Na schön...
Ich gebe es zwar nur ungern zu, doch sie ist mir nicht vollkommen egal.
Ob es an ihren Ähnlichkeiten mit Sasori liegt? An ihrer offenen Art mir gegenüber? Ihrer absolut unnachvollziehbaren Faszination über meine Existenz? Ich weiß es nicht.
Ich weiß nur, dass sie meintwegen Probleme bekommen könnte und ich das nicht will.
Vielleicht finde ich ja einen Weg, um das zu verhindern...

"Du brauchst mich, Rabiya. Du könntest Konoha niemals betreten ohne Aufsehen zu erregen und ich glaube nicht, dass du das Mädchen allein finden wirst. Zumindest nicht in angemessener Zeit. Aber ich helfe dir gern."
"Ich brauche dich nicht.", wiederhole ich nur und Kitty schließt die Augen.
"Wie du meinst. Ich werde dir trotzdem helfen das Mädchen zu finden. Danach bist du auf dich selbst gestellt. Die Rache ist schließlich wichtig für dich, nicht für mich."
Ich nicke langsam, obwohl sie es nicht sehen kann.
Bereits nach kurzer Zeit werden Kitty's Atemzüge tiefer und ruhiger und während das Mädchen schläft frage ich mich nicht zum ersten Mal, wieso sie das alles tut.

Wieso begleitet sie mich, bietet mir ihre Hilfe an?
Wieso bleibt sie bei mir, obwohl sie Ärger bekommen könnte, und wieso vertraut sie mir?
Denn das tut sie - absolut blind.
Sie folgt mir ohne zu zögern, schläft Nachts sofort ein und vertraut darauf, dass ich ein Auge auf sie habe. Sie kennt mich nicht, hat keine Ahnung von dem was in mir vorgeht. Wie könnte sie auch?
Dennoch bezeichnet sie sich als meine Freundin, versucht mich zu unterstützen.
Ich verstehe dieses Mädchen nicht und trotzdem bin ich irgendwie erleichtert darüber, dass das alles so unkompliziert ist.
Dass sie das alles tut...
Denn es ist schön, nicht ganz allein zu sein.
Zumindest für den Moment.

《》

"Dort vorne ist es.", lässt mich Kitty wissen und deutet auf ein großes Tor, welches vor uns zwischen den Bäumen aufgetaucht ist.
Es ist beinahe Mittag und kurz betrachte ich eingehend die verschiedenen Gesichter, die sich in der Ferne auf einer riesigen Felswand befinden, bevor ich stehen bleibe.
"Wie kommen wir hinein?", frage ich die Puppenspielerin, die mir knapp zu zwinkert.
"Wir marschieren durch das Tor als würden wir dazu gehören."
"Das funktioniert nie."
"Es klappt, vertrau mir. Du darfst nur nicht sprechen, schließe deinen Mantel ein wenig höher und verstecke deine Hände in den Ärmeln, damit man deine Gelenke nicht sieht. Überlass mir einfach alles, okay?"
Auffordernd betrachten mich ihre dunklen, braunen Augen und für einen Moment zögere ich bevor ich meinen Mantel mehr schließe und so meinen Hals verstecke.
"Okay.", antworte ich ruhig und ein breites Grinsen legt sich auf Kitty's Lippen.
"Gut, los geht's! Plan A von Operation Meister-Rache kann beginnen!", gibt sie euphorisch von sich und streckt eine Faust in die Luft.
"Sag das nie wieder.", weise ich Kitty mit zusammengezogenen Augenbrauen zurecht, doch sie zuckt lediglich mit den Schultern und beginnt auf das Tor zuzugehen, welches den Eingang in das Dorf bildet.
Ich folge ihr etwas langsamer, achte darauf, dass meine Hände komplett von den Ärmeln des Mantels umhüllt sind.

Plan A...
Das heißt Kitty hat wohl auch einen Plan B, falls wir nicht einfach so in das Dorf marschieren können. Davon gehe ich zumindest aus und auch wenn ich nicht weiß was sie vor hat, so bin ich deswegen nicht beunruhigt.

Ich vertraue ihr.
Merkwürdigerweise.

Hinter dem Tor sitzen zwei Männer, Shinobi von Konoha-Gakure, denn sie tragen das Zeichen deutlich sichtbar an ihren Körpern, auf einer überdachten Bank und freundlich lächelnd geht Kitty zielstrebig auf die Fremden zu.
"Hallo. Kitty Yazawa ist mein Name und das ist meine Schwester Rabiya. Wir kommen aus dem Windreich und möchten gerne hier in Konoha übernachten."
Kurz zeigt sie auf mich bevor sie ihren Mantel öffnet, um den Männern das Zeichen von Suna-Gakure zu zeigen, welches sie um ihre Hüfte trägt.
"Ihr seid Shinobi?"
"Nur ich. Ich begleite meine Schwester lediglich auf einen Freundesbesuch."
Einer der Männer nickt kurz und kramt ein Stück Papier heraus, welches Kitty beginnt auszufüllen.
Eine Anmeldung? Ein Antrag? Ich habe keine Ahnung.
Neugierig gehe ich einen Schritt näher heran und lasse meinen Blick über das Stück Papier schweifen, welches Kitty routiniert ausfüllt.
Name, Dauer des Aufenthalts, Grund des Aufenthaltes und ein paar weitere Punkte sind dort aufgeführt.
Bürokratie...
Der verzweifelte Versuch der Menschen, alles unter Kontrolle zu halten und sich einen Überblick über auch das größte Chaos zu verschaffen.
Ich habe es noch nie verstanden...
"Seid ihr das erste mal in Konoha?", fragt mich einer der Männer freundlich und ich mustere ihn kurz bevor ich meinen Blick zu der Rothaarigen wandern lasse.
Ich soll nicht reden hat sie gemeint.
Wieso verstehe ich nicht ganz, doch es wird schon seinen Sinn haben also schweige ich.
"Deine Schwester scheint nicht sehr gesprächig zu sein, oder?", wendet der Shinobi nun sein Wort an Kitty, die blinzelnd von dem Zettel aufsieht.
"Huh? Oh, ja. Rabiya ist taubstumm. Deshalb begleite ich sie, denn allein kann ich sie ja schlecht reisen lassen."

Taubstumm?
Das ist ihr Plan?
Nicht ganz dumm...
Die meisten Leute reagieren eher zurückhaltend, wenn jemand derart eingeschränkt ist und stellen nicht so viele Fragen. Vor allem nicht, wenn es ein enger Verwandter des Anwesenden ist - wie die Schwester.
Auch den beiden Shinobi ist es wohl ein wenig unangenehm das angesprochen zu haben, denn sie nicken nur wissend und murmeln ein leises "oh, verstehe".
Dankend gibt Kitty den ausgefüllten Zettel zurück und verabschiedet sich knapp von den beiden Männern bevor sie mir kurz zu nickt.
Gemeinsam laufen wir tiefer ins Dorf hinein und ich werfe der Puppenspielerin einen kurzen Seitenblick zu, während wir der Pflasterstraße folgen.
"Was?", fragt sie mich gedämpft und ich ziehe eine Augenbraue hoch.
"Taubstumme Schwester.", meine ich nur flüsternd und kichernd zuckt Kitty mit den Schultern.
"Hat funktioniert also beschwere dich nicht."
"Tu ich nicht."

Püppchen, Püppchen - Die Rache [Wird überarbeitet]Where stories live. Discover now