Rennen.

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P.o.v.: Rewi

Ich stand vor der Haustür des grauen Hauses und wartete. Nochmals drückte ich auf die Klingel und ging wieder einen Schritt zurück. Entweder war keiner hier oder niemand wollte aufmachen.
Irgendwas war ja mit Felix. Erst geht er einfach Nachhause und dann blockiert er mich auf WhatsApp, er hatte ja nicht einmal auf meine Anrufe reagiert.
Am liebsten würde ich die Tür eintreten, vielleicht war er ja nicht okay.
Dann aber öffnete sie sich und vor mir stand nicht Felix, sondern ein Mann. Es musste der Freund seiner Mutter sein, also wich ich noch einen Schritt zurück.
,,Ist irgendwas?",fragte er mit einer Tonlage, die mich gleich unwohl fühlen ließ.
,,Ich wollte zu Felix."
,,Hat die Schwuchtel dich dafür bezahlt oder was?",er schüttelte amüsiert den Kopf. ,,Nein, ich bin mit ihm befreundet und nennen Sie ihn nicht so."
,,Mutig kleiner, willst du mir noch was vorschreiben?"
Ich schüttelte den Kopf. Mein Herz schlug gegen meine Brust. Hatte sich Felix auch immer so gefühlt, wenn wir ihn fertig machten? Ich fühlte mich nämlich absolut unfähig irgendwas zu tun.
,,Jetzt verpiss dich und such dir Freunde die was wert sind",er kam mir gefährlich nah und schubste mich dann ein paar Meter zurück. Ich atmete kurz durch, überlegte sogar zu gehen - dann fiel mir wieder ein weshalb ich hier war.
,,Ich will einfach nur zu Felix",wiederholte ich.
Jetzt ertönte ein lautes Lachen seinerseits und ich zweifelte daran, dass der Mann nüchtern war.
,,Der Lappen zu dem du willst sitzt wahrscheinlich in seinem Zimmer und heult."
Ich verlor langsam aber sicher meine Fassung, selbst wenn dieser Typ nur der Freund seiner Mutter war, niemand hatte das Recht so über ihn zu reden.
,,Ist mir egal, lassen Sie mich jetzt zu ihm."
,,Hör mir zu du Schwuchtel, noch ein Wort und du bekommt meine Faust zu spüren",er griff nach meinem Kragen.
,,Pack ihn nicht an!",Felix tauchte im Türrahmen auf und stellte sich vor mich. ,,Ein Wunder das du dich nochmal aus deinem Zimmer traust",murmelte sein Stiefvater und drückte nun Felix gegen die Wand. ,,Mach mit mir was du willst Mark, aber lass ihn in Ruhe." Es vergingen ein paar Sekunden, in denen Felix ihn mit gespanntem Kiefer ansah. Ich wollte einschreiten, doch kniff die Augen zusammen als Mark zuschlug.
Felix bückte sich vor Schmerz und sein Gegenüber holte zum nächsten Schlag aus, ich nutzte die Gelegenheit und griff nach Felix Arm. Ich zog ihn einfach mit mir und rannte.

Rannte und rannte, bis Felix lauthals ,,Stop!" rief. Ich drehte mich zu ihm um und doch er kniete bereits auf dem Asphalt. ,,Hey, alles okay?",fragte ich und hockte mich vor ihn. Er nickte schwer atmend und scannte dann mich ab. ,,Er hat dir doch nichts getan oder?" Schnell schüttelte ich den Kopf. ,,Tut mir leid." ,,Dir muss doch nichts leid tun nur weil der Freund deiner Mutter ein Arschloch ist." Er schloss die Augen und ließ seinen Kopf in seine Hände sinken. Ich legte meine Hand an deine Wange, er glühte förmlich. ,,Ist dir schwindelig?",die leichte Kopfbewegung deutete ich als ein Ja.
,,Soll ich dich tragen?",schlug ich vor. ,,Nein, geht schon",er wischte über sein Gesicht und sobald er aufgestanden war knickten seine Beine unter ihm wieder zusammen. ,,Komm",ich drehte mich um und nahm ihn Huckepack. ,,Danke Basti",murmelte er und schlang seine Arme um mich.
Und auch wenn wir uns schonmal geküsst hatten, kribbelte mein Körper mindestens genauso. 

Einer der Gründe | RewilzWo Geschichten leben. Entdecke jetzt