Kapitel 29

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Verwirrt zieht sie ihre Augenbrauen zusammen - ein Reflex, den ich von ihr geerbt habe.

„Ich habe kein Kind, welches ich nicht kenne.“

Was? Mom, dass kannst du doch nicht ernst meinen! Du erkennst mich, du musst mich einfach erkennen!

„Aber Mom! Ich habe auf dem gesamten Planeten nach dir und Ray suchen lassen!“

Bei dem Namen 'Ray' wird die etwas gealterte Frau mir gegenüber hellhörig und ihre Augen blitzen traurig auf.

„Mommy, ich weiß, die Vergangenheit tut weh und du möchtest alles von damals vergessen, aber ich bitte dich! Lass' mich rein und wertvolle Zeit mit meiner Mutter verbringen!“

„Wir stand dein letztes Zeugnis?“

„Wie bitte?“

„Wie stand dein letztes Zeugnis?“, fragt sie nun mit ausdrücklicher Stimme.

„1,3-1,2. Ich lag dazwischen.“

„Womit verdienst du dein Geld?“

„Ich bin Psychologe.“

Ich sehe, wie die Mundwinkel meiner Mutter zucken; sie wollte immer, dass ich etwas werde, bei dem ich viel Geld verdiene um meine Familie zu versorgen.

„Welche Quote?“

„97 zu 100, Mom.“

„Gut. Komm' herein.“

Seit wann ist meine Mutter denn auf den Erfolg aus?

-

„Wie ergeht es deinem Vater?“

„Ich habe ihn seit Jahren nicht persönlich aufgesucht. Vor kurzem jedoch, sprach ich am Telefon mit ihm. Er klang gesund - für seine Verhältnisse natürlich.“

„Und Ray?“

„Von Ray weiß ich nichts genaues. Ich traf seinen besten Freund vor einigen Tagen und er berichtete mir, dass es Ray sehr gut geht, hier, in Amerika.“

„Er ist hier?!“, ruft meine Mutter nun mit großen unschuldigen Augen.

„Er lebt seit seinem fünfzehnten Lebensjahr in Amerika, Mom.“

„Wo?“

„Nur eine Viertelstunde von hier.“

„Bring' mich hin.“

„Nein, Mom.“

„Wie bitte?!“

„Ich kann dich jetzt nicht zu ihm bringen. Sein bester Freund und mein 'Angestellter' sagen ihm heute, dass sie mich gefunden haben und alles daran setzten, mich zu ihm zu befördern. Ich bleibe solange in Amerika und ehrlich gesagt, hoffe ich darauf bei dir und deiner Familie bleiben zu können. Schließlich möchte ich meinen Stiefvater und meine Geschwister kennenlernen.“

Mom möchte noch etwas sagen, doch man hört Schlüssel im Türschloss, bedeutet, dass jetzt ein Teil meiner Familie nach Hause kommen muss.

„Honey, we're back!“, erklingt eine tiefe Stimme.

Erst ertönen Würg geräusche, dann ertönt eine andere Stimme.

„Mom, Dad didn't want to buy me a new dress!“

Das wird dann wohl meine Schwester gewesen sein. Wie alt müsste sie jetzt sein? Fünfzehn?

Meine Mutter fängt an zu lächeln - sie ist wohl ein anderes Verhalten von ihrer Tochter nicht gewöhnt. Das Lächeln dieser knapp 37-jährigen Frau beweist mir, dass es ihr und ihrer Familie gut geht; dass sie zufrieden sind.

Zunächst kommt ein großer, breit gebauter Mann in das Wohnzimmer. Er ist blond und hat einen leichten rot Stich im Haar, was darauf hinweist, dass er Mal Rothaarig war. Erst, als der Mann meiner Mutter mich sieht, zieht er verwirrt die Augenbrauen zusammen.

Keine Minute später steckt ein junges zartes Mädchen mit einer Roten Mähne ihren Kopf ins Zimmer, leicht grimmig und leicht lächelnd. Ihr Gesicht ist weich und Oval-förmig, weshalb sie sehr süß Aussieht, aber ihre Roten Haare lassen sie rebellisch und wild erscheinen.

„Mom, who is this?“

„Sit down, you two.“

Es ist wirklich komisch, seine Mutter Englisch sprechen zu hören, wenn man nur Deutsch und Koreanisch gewohnt ist.

Meine Schwester geht auf unsere Mutter zu und redet mit ihr - auf Deutsch, was bedeutet, dass Mom mit ihr Deutsch spricht und ihr Vater Englisch.

„You want to translate to your Father? Okay, do this.“, belächelt meine Mutter ihre Tochter.

„Ersteinmal: Das hier ist Ra On. Sie ist Koreanisch-Deutsch-Englisch; sie kann jede dieser Sprachen und praktiziert die Arbeit eines Psychologen.“

Kurz stoppt meine Mutter; es ist auch nicht verwerflich, schließlich bin ich die schlimmste Erinnerung die sie besitzt. Zusätzlich muss sie sich überlegen, wie sie mitteilt, dass sie noch weitere Kinder hat.

Ihr Kind, welches Deutsch zu Englischem übersetzt, ist bei ihren letzten Worten zu ihrem Vater.

„Mom, wie ist der Name deiner jüngsten?“, Frage ich und ihre jüngste verschluckt sich an ihrem Wasser.

„Sie heißt Marry.“

Autsch. Marry war der Name, den meine Mutter schon mir geben wollte, es aber nicht konnte, weil mein Vater auf Ra On bestanden hat.

„Marry, dass hier vor dir ist deine große Schwester.“, wendet sich Mom nun an Marry und ist dabei sehr vorsichtig.

„What?“

„You two know, that I had a hard life in Korea. It's because of a man who was or is a bad person. I loved him really much and become children. One of them is Ra On, and another one is called Ray. Ray lives not far from here and Ra On, my second child, lives normally in Korea. She's here, because she searched for Ray and me.“

„What did you just say? I knew, that you had another man in the past and that you maybe could have a child, but I didn't know that you left them behind!“

Der Mann meiner Mutter ist leicht aufgebracht. Es scheint, als hätte er das Herz am rechten Fleck.

„Yeah, I know and I'm really sorry for that but I was so brocken inside..it even hurt when I looked at my own children!“

Die neue Familie meiner Mutter versteht und geht nicht weiter darauf ein. Der Mann kommt auf mich zu, stellt sich vor, bietet mir an, zu bleiben. Mom beäugt das ganze lächelnd und nickt mir zu.

„Ra In, you're a really pretty girl. Just like your mother!“

„Really? Thank you, TB.“

TB ist die Abkürzung des Mannes meiner Mutter. Er hat mir seinen ganzen Namen nicht verraten, damit ich ihn extra nur so nennen kann.

„Do you have a boyfriend or a fiancé?“

„My father want that I get married with someone ...“

„With who?“

„Wait, I should have a picture of him in the year 2013.“

„He's handsome!“, schreit Marry plötzlich vollkommen hysterisch sobald ich ihnen das Bild zeige.

Die plötzliche Lautstärke verwirrt mich und ich zucke zusammen. Ich mag diese Schwachstelle an mir nicht aber ich kann nichts dagegen tun.

Um meine Angst zu überspielen, lache ich.

„Yeah, he's called Jinhong.“

Bei diesem Namen zieht meine Mutter ihre Augenbrauen zusammen und Marry schenkt mir einen Todesblick. Was ist denn jetzt los?

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