Kapitel 9 (Special)

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Sicht Unbekannt:

Langsam öffnen sich meine schweren und müden Augen. Ich sehe mich um, bin verwirrt. Als ich erkenne, wo ich bin, ziehe ich meine Augenbrauen zusammen. Was tue ich gerade hier? Wie lange war ich jetzt nicht mehr hier? Wie viele Jahre ist es her? 3? 6? 4? Ich weiß es nicht mehr. Wann ist das alles geschehen? Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr schmerzt es in meiner Brust. Warum ist das alles nur so früh passiert? Je länger ich hier bin, desto mehr Erinnerungen nehmen mich ein. Wie wir hier übernachtet haben, meine Schwester und Ich. Wie liebevoll die Person war, die hier lebte. Wie sie für uns Kochte und wie viel Spaß wir alle hatten. Wie sie immer lächelten, meine Schwester und diese Person. Diese beiden Engel ...
Ich wollte, dass meine Schwester endlich zu mir zurück kehren würde; wollte dass diese Person noch lebt. Warum bist du gegangen, Halmoni*? Wo bist du Noona? Meine beiden Engel, wie konnte ich euch nur verlieren?
Langsam stehe ich auf; sehe mich weiter vorsichtig um. Es ist alles noch wie damals, jedes einzelne Detail. Die Bilder von Noona und mir hängen noch am alten Platz und alles ist zu groß, dass ich dort hinauf kommen könnte. Mit der Zeit merken meine Sinne, dass sie gebraucht werden und ich höre und rieche etwas. Die gesamte Wohnung riecht nach Halmoni's Essen und die Luft ist erfüllt von Lachen. Lachen, welches Halmoni und Noona gehört. Meine Engel!
„Noona! Halmoni!", fange ich an zu schreien und meine Augen funkeln nach langer Zeit. Wieder ertönt Lachen, doch keiner Antwortet mir. Haben sie mich nicht gehört? Also schreie ich lauter aber es kommt wieder keine Antwort.
„Noona? Halmoni? Warum antwortet ihr nicht?"
Mit vorsichtigen Schritten gehe ich durch den Flur in die Küche. Dort steht Halmoni am Herd und Kocht, während meine Schwester von ihrem ersten Schultag berichtet. Ihre Gesichter Strahlen und ihre Augen leuchten. Nur etwas passt nicht ganz dazu aber ich weiß nicht was es sein soll. Irgendwas stört mich bei diesem Bild. Doch dann dreht Halmoni ihren Kopf in die Richtung meiner Schwester und ich verstehe was mich stört. Oma ist Schneeweiß, wie eine Leiche. Ihre Augen funkeln gar nicht, sondern Reflektieren nur das Licht, dass auf ihr Gesicht fällt. Oma dreht ihren Kopf weiter, direkt auf mich zu und starrt mir in die Augen wodurch ich starke Gänsehaut bekomme. Plötzlich ist meine Schwester Erwachsen und sieht kalt aus. Sie sieht aus, als wäre sie innerlich Tod. Dann blicke ich wieder zu Oma und sie ist um einiges kleiner als ich. Erstaunt sehe ich mich im Raum um, welcher Sicht auf das Wohnzimmer frei gibt. Es hängen andere Bilder an der Wand und die Möbel sind klein; fast winzig. Auf den Bildern ist meine Schwester zu sehen. Bei ihrer Einschulung, bei dem Wechsel zur Oberschule mit ihren Freunden und bei ihrem Abschluss. Aber bei jedem Bild ist etwas anders. Bei der Einschulung strahlten ihre Augen, auf dem Bild zur Oberschule sieht das Gesicht streng, Erwachsenen und unbeeindruckt aus. Aber sobald ich das Bild ihres Abschlusses sehe, zucke ich zusammen. Ihr Gesicht ist angespannt und sie sieht böse in die Kamera. Es ist, als wollte sie jeden Töten, der ihr über den Weg läuft. Mit bedacht drehe ich meinen Kopf wieder zu meiner Schwester, die mittlerweile bei meiner Oma auf dem Boden sitzt. Sie ist wieder das kleine Mädchen und weint sich sie Seele aus dem Laibe. Sie schreit und tritt um sich während sie Oma anschreit, dass sie endlich Aufwachen und lachen soll. Plötzlich wechselt sich die Szene. Meine Schwester schreit unseren Vater an, dass sie irgendwo hin möchte, doch er verneint. Dann sitzt sie in Rabenschwarzen Sachen auf einem Stuhl und blickt mit Tränen überströmten Gesicht zu dem Podest. Als ich ihr nach blicke, könnte auch ich Weinen. Oben, auf dem Podest, steht eine Urne mit Gravierung und einem Foto unserer Halmoni. Ich bin kurz vor dem Weinen, doch die Kulisse ändert sich wieder. Als nächstes sehe ich Noona, umgeben von Jungs - welche definitiv alle nach der Mutter kommen. Noona ignoriert sie, ist genervt und verschwindet schnell. Sie geht auf das Dach, setzt sich an den Rand, blickt in den Himmel hinauf.
„Warum tust du mir das an? Was tat ich in meinem vorherigem Leben um das alles zu verdienen? Was hat meine Familie dem Leben nur getan?"
Sie flüstert es wahrscheinlich, doch ich höre es laut und deutlich. So ein Scheiß aber auch. Ohne Vorwarnung steht ein Junge in der Tür, der nicht mit ihr am Tisch saß. Ich sehe, dass er auf sie zugehen möchte, aber er bleibt stehen. Sein Blick wechselt von weich und Mitleid zu kalt und uninteressiert. Dann dreht er sich um und schmeißt die Tür zu wodurch meine süße kleine Schwester zusammen zuckt. Wieder wechselt die Szene und meine Schwester rennt, als würde sie um ihr Leben bangen. Unser Vater rennt ihr hinterher, schießt auf sie und trifft. Noona schreit schmerz Erfüllt auf und fällt. Dann schlägt und tritt unser Vater auf sie ein, tötet sie fast während er sie beleidigt. Kurz darauf wird mir warm und ich stehe plötzlich in einem großen Haus. Einem großen brennenden Haus. Ich höre ein kleines Mädchen schreien, sehe meine Mutter nach oben Rennen um dieses Kind zu retten. Dann stehe ich vor der Tür, sehe, wie meine Mutter mit dem Kind aus dem Haus kommt; weinend. Das Kind schreit nicht mehr und als es in den Krankenwagen gelegt wird, sehe ich Noona.
Ein Hund kommt angerannt, springt auf jemanden zu. Erst als ein Mädchen lachend ruft, dass er aufhören soll und ihn weg drückt, sehe ich wieder meine Schwester.
„Jay, wie ist es dir ergangen?", höre ich ihre Stimme. Bei dem Klang ihrer freudigen Stimme fange ich an zu lächeln doch es verblasst als ich den Jungen hinter ihr sehe. Er zieht eine Waffe, zielt auf meine Schwester und ich höre ihn etwas unerträgliches Sagen:
„Game over, kleine. Du wirst mir gehören."
Dann grinst er fies.

Schweiß gebadet stecke ich auf und keuche.
„Ra On-ah!"








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Halmoni = Oma/Großmutter

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