Chapter 13

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Der Duft des warmen Essens stieg mir in die Nase und ich legte die letzten Stäbchen, die noch fehlten, auf den Tisch. Ich stemmte meine Hände in die Hüfte und streckte mein Hohlkreuz durch. Ein leises Knacken ertönte und ich brachte meine Wirbelsäule wieder in ihre ursprüngliche Haltung. Mein Kopf wanderte von der offenen Küche ins Wohnzimmer. Leer. Ich lief tonlos in den Flur. Ebenfalls leer.

Es scherte mich am heutigen Tage nicht ihnen eine Szene zu machen. Wieso glaubte ich auch, dass sie heute daran dachten, sie hatten doch keine Ahnung. Bis auf Taeyong. Aber warum erwartete ich überhaupt noch etwas von ihnen? Für sie stand heute nichts auf dem Plan, nichts besonderes, ein ganz normaler Tag wie jeder andere. Was sie jedoch nicht wussten, es war mein Geburtstag.

Natürlich war mir bewusst, dass ich nicht das Recht dazu hatte, etwas von ihnen zu verlangen, etwas zu erwarten, vor allem bei dem Verhalten, welches ich den Jungs gegenüber darlegte. Doch trotzdem hätte ich eine kleine Geste, ein einfaches 'Alles Gute' oder vielleicht auch nur ein freundliches Lächeln an diesem Tag erhofft. Meine Eltern hatten mir bislang auch noch keine Nachricht geschrieben, wahrscheinlich würde ich heute Abend eine von ihnen erhalten. Dann wenn ihre Arbeit endete, sie Zuhause ankamen, in den Kalender schauten und das pink bekritzelte Kästchen bemerkten. Dann wäre es ihnen bestimmt wieder eingefallen, welcher Tag heute war.

Nur Solji war es nicht entgangen, welches Datum den heutigen Tag zierte. Sie gratulierte mir herzlich, sagte mir, dass ich den Willen weiter zu machen, nicht verlieren sollte und dann stellte sie diese eine Frage. Die Frage wovor ich mich verstecken wollte, wovon ich dachte, dass sie diese garnicht stellte, jedoch tat sie dies. 'Hat Taeyong dran gedacht?'

Er hatte nicht daran gedacht, vermutlich vergessen, wie auch immer. Es war mir gleich, redete ich mir ein. Es wäre mir egal, sagte ich zu mir selbst. Doch das war es nicht. Er war mein großer Bruder und er wusste, wie wichtig mir Geburtstage waren. Meine Eltern hatten meinen Geburtstag oft vergessen, weil sie früher immer soviel arbeiteten, dass wenn sie abends nachhause kamen, nur noch einschliefen. Aber früher empfand ich es als nicht schlimm, denn ich hatte meinen Bruder. Der große Bruder der mir immer Blumen pflückte und schenkte, weil er für mehr kein Geld hatte. Der Taeyong von damals der mit mir und meiner Oma immer einen Kuchen zu meinem Geburtstag backte, er war nicht mehr da. Diesen Bruder gab es nicht mehr. Heute arbeiteten meine Eltern nicht mehr um uns über Wasser zu halten, sondern, weil sie mehr haben wollten, mehr von diesem blind machendem Geld.

Mein Blick wanderte zur Wanduhr im Wohnzimmer. Ich stand bereits über 10min in meinen Gedanken vertieft hier, doch gekommen war noch immer niemand. Sonst stürmten die Jungs über den Boden und rissen sich um das beste Stück vom Fleisch, doch heute nichts. Stirnrunzelnd lief ich mal wieder die Stufen der innen Treppe hinauf und schaute in alle Zimmer hinein. Die meisten Türen standen offen oder lehnten einfach nur im Schloss, was auch ungewöhnlich war. Plötzlich hörte ich eine Tür hinter mir aufgehen und ich drehte mich sofort zu dieser um. Jaehyun schaute mich überrascht an, doch kam dann mit einem Lächeln auf mich zugelaufen. "W-wo sind denn die anderen?" Fragte ich etwas verwirrt. "Die sind bei einem Shooting und bleiben danach glaub ich noch im Tanzstudio, die Choreographie durchgehen." Erklärte er und kratzte sich am Hinterkopf. Er wollte sich wieder von mir entfernen, aber ich unterband sein Vorgehen und verschränkte meine Arme vor der Brust. "Warum weiß ich davon nichts? Und außerdem, warum bist du nicht dabei?" Hinterfragte ich und legte mein Kopf zur Seite. Der Blonde drehte sich lachend zu mir um und grinste von oben bis unten, was mich noch mehr verwirrte. "Es war ein spontan Shooting und die Manager meinten, dass du dir einen Tag frei nehmen darfst. Und wie soll ich denn bitte damit tanzen?" Er deutete auf seinen Fuß, welcher von einem roten Verband umwickelt war. Ich legte meine ermahnende Haltung sofort ab und lief zu ihm hin, kniete mich runter und schaute mir seine Verletzung genauer an.

⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWo Geschichten leben. Entdecke jetzt