Chapter 19

7.1K 411 29
                                    

Ein weiterer sich in die Länge ziehender Ton, welcher vergleichbar war mit dem eines sich abziehenden Klebebands, dröhnte in mein Trommelfell hinein und setzte sich dort fest. Mit meinen Zähnen durchtrennte ich das Tap und hielt es mit meinen Finger vor mein Gesicht. Mein Blick wanderte an dem Hautfarbenen Streifen vor mir vorbei und setzte sich an dem blondhaarigen Jungen vor mir fest. Ich holte tief Luft, legte mein Kopf zur Seite und fokussierte sein Gesicht, in dem Spiegel vor uns, genausten mit meinen Augen. "Wenn du dein Shirt nicht ganz hochziehst, kann ich dir auch nicht helfen." Ein nachgebendes Lippenkauen zierte seinen Mund und er wich meinem Blick aus. "Ich weiß..es ist mir nur so peinlich, verstehst du?" Murmelte er schüchtern vor sich hin. Verwirrt rückte ich ein Stück näher an seinen, nur zur Hälfte sehbarren, Rücken heran und ließ mein Kopf nach vorn hängen. "Es ist doch nicht peinlich sich was zu zerren, oder liegt es daran, dass ich ein Mädchen bin?" Fragte ich und bekam als Antwort, das rot angelaufene Gesicht von meinem Gegenüber zu sehen. Ich wäre wahrscheinlich in das weiche Bett hinter mir hinein geflogen, hätte mir den Bauch vor Lachen gehalten und Tränen in den Augen gehabt. Wenn ich mich nicht zusammen gerissen hätte, denn mich verließ nur ein belustigtes Kichern.

"Ach Mark, es ist doch nichts dabei. Außerdem wärst du zu jung für mich. Also hob! Zieh dir dein T-Shirt über den Kopf, lass mich dieses schmerzlindernde Tap an deinen Nacken sowie Schulter anbringen und wir haben es beide hinter uns." Verständlich nickte er, stülpte sich den Rest seines Oberteils über seinen Kopf und ließ mich meiner Arbeit nachgehen. Eins musste ich mir selbst eingestehen, es gab auf jeden Fall schlimmeres, als Battler und sonstiges für Idole spielen zu müssen. Wirklich schlimmeres, doch es gab auch angenehmere Dinge, die ich zu gern ausgeführt hätte. Langsam strich ich den Streifen auf seiner Haut ab und musterte dabei seine Figur. Nicht zu dick, nicht zu dünn, vielleicht etwas zu zierlich gebaut, dennoch männlich.

Als ich an seinem Schulterblatt ankam verließ seine Kehle ein schmerzerfülltes Zischen, welches er probierte zu unterdrück und zu verstecken. Es ging mir schon einwenig nahe, wie er probierte sein Leiden zu überspielen, denn Mark war einer von den wenigen, die ich zu mögen versuchte. Auch wenn es mir schwer fiel, ich probierte es. "So fertig," sagte ich und rückte wieder ein Stück von ihm weg. "Danke Taemin," nuschelte er noch immer beschämt vor sich hin und verdeckte derweil seine Haut mit Kleidung. Stillschweigend betrachtete ich ihn, bis etwas meinem Mund entfloh, was ich selbst nicht erwartet hätte. "Wie geht es dir?"

Überrascht von meinem plötzlichen Wortwechsel, hob er sein Kopf und drehte sich fragend zu mir um. Einige Sekunden vergingen, bis er sich wohl gesammelt hatte und damit begann zu überlegen. "Ähm..gut nehme ich mal an." Redete er überfordert vor sich hin und packte sich in den Nacken. Ich nahm eine gerade Haltung ein und der Jüngere drehte sich nun auch zu mir um. "Das meinte ich nicht." Begann ich. "Ich fragte nicht nach dem einfach Wie geht es dir womit man probierte eine Person, für welche man sich wahrscheinlich interessierte, in smalltalk zu verwickeln. Ich habe dich nach deinem Leben gefragt. Damit habe ich genau so wenig die Interpretation von 'Den Sinn des Lebens' gemeint." Erläuterte ich ihm und traf damit nur auf eine nach unten klappende Kinnlade. "Was meintest oder meinst du dann?" Hackte er nach, lehnte sich an dem kleinen Tisch, an der Wand an, und überkreuzte seine Arme vor der Brust. "Du bist gerade mal frische 20 Jahre alt geworden. Trainierst, schreibst Songs und wirst fast in jedes neue Projekt von SM reingesteckt. Wie-..nein besser wo nimmst du die ganze Kraft her, die du ausstrahlst? Die Kraft weiter zumachen und nicht einfach aufzugeben?"

Mark überlegte und spielte mit seinen Füßen auf dem Boden herum. Mit einer Hand packte er sich an das Tap in seinem Nacken, welches ich ihm gerade aufgeklebt hatte, und verharrte an dieser Stelle.  "Weißt du Taemin.." Fing er an und erhob erneut seinen Blick zu mir. "Es ist nicht einfach eine Entscheidung, die du von heut auf morgen triffst. Es ist ein langer und anstrengender Weg, ein Idol zu werden. Für manche dauert dieser Weg länger, für andere kürzer. Doch wenn du soweit bist und diese Zeit überstanden hast, mit jedem neuen dir selbst angeeigneten Wissen, welches du als dein aufgearbeitetes Talent bezeichnen kannst. Dann hast du diesen Willen, den Willen weiter zu machen und noch mehr zu erreichen. Dann gibt es auch mal Rückschläge, aber wenn du diese in Kauf nimmst und drüber hinwegkommst, dann hast du es geschafft.

Denn manchmal muss man auf dem Weg zum Ziel einen Schritt zurück machen, um weiter zu kommen." Bei seinem letzten Satz war ich wie gefangen. Es war so als ob, von alldem was er gerade von sich gegeben hatte, ich mich nur noch an diese letzten Zeilen erinnern konnte. "Dieser Satz motiviert mich jedes Mal, weißt du? Früher kam ich an einen Punkt, wo ich mir genau deine Frage stellte. 'Wieso machst du noch weiter?' Doch dann zog mich Taeyong zu sich hinauf, packte mich bei den Schultern und sagte mir genau diesen Satz." Erklärte er weiter und ich nickte. Ich kannte ihn, diese Zeilen, genauso wie Mark, aus einem einfachen Grund. Ich habe ihn damals zu meinem Bruder gesagt, als dieser aufhören wollte Musik zu machen.

Hätte ich gewusst, was das für Ausmaße annehmen würde, hätte ich wohl meinen Mund gehalten. Im Nachhinein betrachtet, habe ich Mitschuld an seinem heutigen Leben, doch ich war ein Kind. Ich war naiv.

Er war verzweifelt und saß zusammengekrümmt auf seiner Matratze. Sein Kopf stur auf seine hochgezogenen Knie abgelegt und sein Rücken gegen die Zimmerwand gedrückt. "Taeyongi? Stimmt etwas nicht?" Fragte ich ihn mit meiner verunsicherten Kinderstimme. "Lass mich in Ruhe," murmelte er abweisend vor sich hin, doch natürlich ließ ich mich nicht so einfach abschütteln. Ich kletterte auf sein Bett, setzte mich neben ihm hin und legte mein Kopf gegen seine Schulter. "Geh Taemin." Sagte mein Bruder und schüttelte mein Kopf von seiner Schulter. Traurig krabbelte ich von ihm weg und kletterte zu meiner Bettetage hinauf. Die Zeit verging und wir lagen einfach nur stumm auf unseren Decken. Ich hatte mich jedoch mittlerweile zugedeckt und probierte zu schlafen, was mir nicht gelang. "Taemin?" Erklang es leise unter mir und ich öffnete meine Augen. "Hm?" Gab ich als Antwort. "Denkst du, dass ich dumm bin?" Fragte der unter mir und ich drehte mich mit meinem Kopf zur Zimmerdecke über mir um. "Was? Wie kommst du denn darauf?" Ein frustrierter Seufzer verließ die Kehle meines Bruders und ich hörte eine Decke rascheln. "Heute meinten so einpaar ältere Jungs in der Schule, dass ich dumm wäre, weil ich ein Rapper werden will. Sie sagten, dass ich nur Angst hätte im wahren Leben zu versagen und mir das Tanzen und Rappen als Ausweg aus der echten Welt gesucht hätte." Gestand mir der Ältere und atmete tief ein. Ich warf mir meine warme Decke vom Leib und schaute kopfüber zu Taeyong hinunter. Dieser starrte mich verzweifelt an und verdeckte sich sein Gesicht. "Geh wieder nach oben! Ich will nicht, dass du mich so schwach siehst, Taemin! Hör auf deinen Bruder!" Schrie er gedämpft durch seine Hände in meine Richtung und ich tat wie er mir befahl. Oben auf meinem Bett setzte ich mich ihm Schneidersitz hin und überlegte. "Und? Bin ich dumm?" Fragte der unter mir nach einiger Zeit und ich stemmte meine Hände in mein Spannbett-Lacken. "Natürlich bist du nicht dumm, Taeyong! Du bist doch mein großer Bruder! Die sind nur neidisch! Neidisch auf dein Talent, welches sie niemals besitzen werden!" Sagte ich selbstsicher und fiel zurück auf meinen Rücken. "Wirklich?" Erklang es geschmeichelt von unten und obwohl er mich nicht sah, nickte ich breit lächelnd. "Ja, ich habe doch immer recht! Manchmal muss man einen Schritt zurück machen, um an sein Ziel zu kommen Tae!" Ich überkreuzte selbstbewusst meine Arme vor meiner Brust und strahlte glücklich vor mich hin. "Wow.." Erklang es unter mir. "Taemini, weißt du was? Ich glaube, dass ist dass schlauste, was du jemals gesagt hast." Empört richtete ich mich wieder auf und ließ mein Kopf vom Geländer runterhängen. "Ya! Wie kannst du es wagen?! Alles was ich sage ist schlau!" Meinte ich und sah wieder ein Grinsen in dem Gesicht meines Bruders. "Leg' dich wieder hin! Sonst werden Eomma und Appa noch wach." Schnell huschte ich wieder zurück unter meine Decke und schmunzelte vor mich hin, ich hatte meinem Bruder geholfen.

Ich hatte Taeyong zum Lächeln gebracht.



Ich werde die nächsten Tage nicht da sein und sehr schlechtes Internet haben. Trotzdem probiere ich zu Updaten und wünsche alle die noch Ferien haben viel Spaß! Und alle die schon zur Schule mussten, mein Beileid:(

⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum