Chapter 12

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Der Boden bebte wie verrückt und die Luft wurde mit jeder weiteren Bewegung, welche von den Jungs ausging, stickiger. Der Bass dröhnte durch mein Kopf und ich betrachtete mich an der Spiegelwand auf der anderen Seite des Raumes. Mein Blick wanderte zu meinem Handy. 11 Uhr...am Morgen. Mir fielen langsam meine Augen zu, kaum zu glauben bei diesem Lärm, doch man gewöhnte sich mit der Zeit dran. Plötzlich fing mein Handy, durch den extra vorher eingespeicherten Wecker, an zu vibrieren. Mühsam stemmte ich mich mit meinen Armen von der Wand hinter mir ab und stand auf. Ich lief zur Musikanlage rüber und schaltete den Sound aus. "Pause Jungs!" Schallte meine Stimme einmal durch den Raum und nun stoppten auch die letzten Bewegungen.

Einpaar von ihnen ließen sich verschwitzt auf den Boden fallen und stießen laute Seufzer von sich. Andere wiederum gingen zu den Wasserflaschen, welche ich kurz zuvor geholt und bereit gestellt hatte, und nahmen erstmal einen kräftigen Schluck. Als sich auf einmal jemand vor mich hinstellte und ich mein Kopf hob, wanderte mein Blick sofort in die großen Augen. Sein Atem war unkontrolliert, ungebändigt, nicht einzuschätzen. "Taemin," fing er an und riss mich wieder aus meinen Gedanken. "Wir bräuchten noch einpaar Falschen zutrinken, die reichen nicht." Ich nickte meinem Bruder zu und lief zu meiner Tasche, neben welcher ich gerade noch gesessen hatte und die jetzt zwischen den ganzen aus der Puste gekommenen Jungs an der Wand lehnte. Ich schlängelte mich gekonnt durch die keuchenden, ohne auch nur einmal mit einem der Ölenden in Berührung zu kommen. Yuta hatte sich erschlagen gegen meine Tasche gesetzt und nahm einen weiteren kräftigen Schluck aus der Wasserflasche.

Er schaute in die leere Plastikflasche hinein, hielt sie sich über den Mund und probierte noch den letzten Rest an Feuchtigkeit mit seinem Mund aufzufangen. Unbemerkt hatte ich mich neben ihm hingekniet und wühlte in meiner Tasche herum. Sein Blick wanderte von dem Pfand in seiner Hand auf mich und begutachtete das Geschehen. "Wonach suchst du?" Fragte er schmunzelnd und zog eine Augenbraue in die Höhe. Mein Blick hob sich von dem inneren des Stück Stoffes, auf den Braunhaarigen vor mir und stoppte bei seinen Augen. Energisch tastete ich mich am Boden meines Eigentums herum und fand letzten Endes wonach ich suchte. Vorführerisch hielt ich ihm das weiße Viereck mit Band vor die Nase und hing es mir um den Hals. Verständlich formte er ein 'Ah' mit seinem Mund und machte einen großen Bogen mit seinem Kopf. "Ich muss Wasser Nachschub besorgen gehen," erklärte ich deutlicher und zeigte mit beiden Daumen in Richtung Tür. Als ich mich zu dieser hinmachte hörte ich jemanden mir hinterher laufen und ein "Warte, ich helfe dir!" Rufender Yuta kam zu mir.

Als wir aus dem Tanzraum traten atmeten wir beide tief ein und wieder aus. "Puh! Die Luft dort drin war wirklich so stickig?" Fragte er und ich kicherte nur etwas vor mich hin. Ab da gingen wir schweigsam weiter.

Beim Laufen bemerkte ich, wie mein Blick immer wieder auf den Jungen neben mir fiel und ich blieb schlussendlich ganz an ihm hängen. Durch die bessere Beleuchtung, welche man nicht mit der im Tanzraum vergleichen konnte, konnte man ihn viel besser betrachten als zuvor. Mir fiel auch erst jetzt auf wie verschwitzt er war. Sein weißes Shirt klebte an seiner Brust, genauso wie an seinem Rücken. Dadurch konnte man gut alle seine fein trainierten Muskel sehen, genauso gut wie ich jetzt seine silberne Halskette erkannte. Langsam wanderten meine faszinierten Blicke von seinem Körper, oder besser gesagt seinem Oberkörper, an seinen Hals der durch die stark herausstechenden und gut durchbluteten Adern gekennzeichnet war. Ich wanderte weiter und starrte auf seine Haare. Diese klebten durch den Schweiß an seiner Stirn und waren zu einzelnen Strähnen zusammenhängend geblieben. Er fuhr sich kurz durch diese und sie schlugen einmal komplett nach hinten, doch legten sich auch schnell wieder auf seine glänzende Haut. Meine Augen fokussierten für einen kurzen Moment seine Lippen, da er mit seiner Zunge rasch über diese leckte und dann für einen Spalt geöffnet ließ. Seine Oberlippe glänzte ebenfalls und einzelne Schweißperlen tropften an ihr, sowie auch an seinen Wangenknochen, herunter.

Er drehte seinen Kopf zu mir um und legte seine Hand auf meinen Haaransatz. In einem 90 Grad Winkel drehte er diesen und erst jetzt bemerkte ich, dass wir in der Mensa standen. Etwas peinlich berührt trat ich von ihm weg und stellte mich an die Theke. "Neun Wasserflaschen, still." Sagte ich kurz zu dem Mann vor mir. "Ausweis." Entgegnete er mir und ich hielt meinen Ausweis vor, welchen ich eben noch aus meiner Tasche gekramt hatte. Ich erhielt ihn vor einigen Tagen von einem der Manager. Und auch wenn es keine tolle oder besondere Auszeichnung war, wie sie mein Bruder immer erhielt, war ich schon einwenig stolz auf diesen Erkennung's Ausweis. Er zeigte, dass ich es geschafft hatte, mich nicht unterkriegen zulassen. Egal ob von diesen Idolen, dem Stress, dem Entertainment, den Fans oder meinem Bruder. Er signalisierte, weshalb ich mitgekommen war. Ich wollte zeigen, dass ich noch etwas schaffen konnte.

"Taemin," flüsterte mir der Ältere neben mir in mein Ohr als er mich mit seinem Ellenbogen an der Seite anstupste. Meine Aufmerksamkeit wechselte von ihm zu dem Mann vor mir, dieser hielt mir meine Bestellung entgegen. Ich trug die Flaschen zusammen mit dem Braunhaarigen in Richtung Tanzstudio, doch kurz vorher stoppte er. Fragend guckte ich in seine Richtung und beobachtete ihn dabei wie er seine fünf Flaschen auf den Boden stellte und nach einer griff. "Was tust du da?" Meinte ich mit einem leicht belustigten Unterton. Er löste seine Lippen von dem Verschluss und schluckte das kühle Nass runter. "Ahhh!" Erklang es vor Erfrischung aus seinem Mund. "Ich muss doch vor den anderen mein Durst löschen, da drin werden sich eh gleich alle um ein oder sogar zwei Flaschen Wasser prügeln." Erklärte er überdramatisiert. Ich schüttelte mein Kopf und lief einfach weiter, woraufhin er mir auch schon wieder folgte. "Nicht zu fassen, dieser ganze Aufstand nur um etwas, was ihr in jedem verdammten Spülbecken vorfinden könnt." Meinte ich augenrollend, doch wünschte mir, ich hätte es nicht laut ausgesprochen. Denn als die Tür vor uns aufsprang und Haechan laut zu den anderen brüllte, dass wir endlich wieder da seien, musste ich Yuta in gewissermaßen doch recht geben.

⁰³ BROTHERS LITTLE SISTER | nctWhere stories live. Discover now