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•Bitches - Hollywood Undead•

Gelangweilt sah ich aus dem Fenster. Heute ist der erste Schultag nach den Sommerferien und die waren eindeutig zu kurz. Naja, ich hätte nicht so viel schlafen dürfen. Aber ich brauche meine zwölf Stunden die Nacht nunmal.
Und jetzt, nach drei Stunden Schlaf in einem überfüllten Bus zu sitzen macht es auch nicht besser. Immerhin hatte ich eine gute Aussicht. Nur ein paar Meter weiter stand ein ziemlich gut aussehender Typ ungefähr in meinem Alter. Relativ groß mit schwarzen verwuschelten Haaren. So wie die in den Büchern immer beschrieben werden. In der Realität sah bisher noch kein Junge je so aus. Bis jetzt zumindest.
Ich hab' den noch nie hier im Bus oder in der Gegend gesehen. Ok, ich verlasse mein Zimmer auch irgendwie nie, aber zumindest im Bus nicht. Bestimmt hat er seinen eigenen verpasst.
Lappeeeeen.
Shhht. Nicht jetzt. Das hört sonst jemand.
Wer sollte mich bitte hören. Ich bin in deinem Kopf. Du solltest dich untersuchen lassen.
Pff. In Filmen schreien Gedankenleser ja auch nicht ‚HEY, ICH KANN GEDANKENLESEN!'
Tatsache.
Ha!
Die Diskussion in meinem Kopf habe ich zwar gewonnen, aber jetzt starrt mich der Typ an. Habe ich ihn die ganze Zeit über angesehen? Oh men.
Jetzt denkt er auch, ich sei verrückt.
Vielleicht sollte ich endlich mal weggucken.
Aber er kann das auch machen. Wieso sollte ich, wenn er auch kann?
Genau in dieser Sekunde hielt der Bus an und ich musste tatsächlich wegsehen, um zu prüfen, ob das meine Station ist. Leider schon.
Ich griff nach meiner Tasche und versuchte so schnell wie möglich einen Weg rauszufinden. Im Drängeln bin ich ein echter Profi.
Zumindest normalerweise.
Ich stieß mit mit einem etwas älterem Herren zusammen, welcher sich direkt umdrehte und mich abschätzend ansah. Ich wollte mich gerade entschuldigen, aber er unterbrach mich.
„Scheiß Ausländer! Ihr Barbaren habt doch alle keine Manieren und vermehrt euch wie die Karnickel und verpestet die Jugend mit eurer Sprache."
Hat er gerade zweimal 'und' in einem Satz verwendet? Ach egal, keine Zeit zum Klugscheißen.
Ich zuckte bloß mit den Schultern und sagte: „Entschuldigung? Sie halten den Bus auf."
Anscheinend wusste er nicht, was er darauf antworten soll, drehte sich um und murmelte weitere Beleidigungen vor sich hin. Ich glaube, er verflucht mich gerade.
Was soll's.

Nachdem ich ausgestiegen war, beeilte ich mich schnell in den Unterricht zu kommen. Ich hasste nichts mehr, als unpünktlich zu sein. Selbst meine Uhr habe ich um zehn Minuten umgestellt, damit ich mich beeile.
Ich setzte mich an meinem Platz am Fenster und starrte raus. Manchmal fühlte ich mich wie der Protagonist eines Buches oder Filmes, wenn ich hier sitze und raus starre.
Ha. Haha.
Dabei hab' ich diesen Platz mit Bedacht ausgewählt. Denn so muss ich nur neben einer Person sitzen, da mich zwei einfach überfordern. Ich sitze in der Ecke und da fühle ich mich wohl, weil ich alles im Auge behalten kann.
Und dich kein Monster von hinten überraschen kann.
Genau! Da ist nicht genug Platz. Wieso sollte ein Monster sich genau an diesem Platz manifestieren?
Außerdem werde ich in diesem Winkel nicht von der Sonne getroffen. Ich mag sie echt nicht.
Ernsthaft. Lass dich untersuchen.
Niemals.
Ich machte mir noch weiter Gedanken über mich und die Welt, bis es dann endlich klingelte.
Meine beste Freundin Tessa war krank, weswegen ich den ganzen Schultag alleine verbringen musste. Ich gehörte nicht wirklich eine Clique an.
Der Lehrer betrat den Raum und fing mit den üblichen Floskeln an, die man anscheinend sagen muss.
„Guten Morgen. Ich hoffe ihr hattet alle schöne Ferien und könnt nun mit neuer Energie in das neue Schuljahr starten." Nein.
„Bevor wir mit dem Unterricht anfangen, werde ich euch einen neuen Schüler vorstellen. Kommst du bitte rein und stellst dich vor?"
Wir alle sahen abwartend zur Tür, als der neue Schüler hereinkam. Es war der Typ, den ich vorher im Bus noch angestarrt habe. Hat er gerade wirklich die ganze Zeit vor der Tür gewartet? Wieso macht man das überhaupt?
Er sah neugierig in die Runde und bei einigen blieb sein Blick hängen. Unter anderem auch bei mir.
„Ich heiße Micah Briar und bin 17 Jahre alt."
Abwartend sah er zu Mr. Harrison. Man sah ihm an, dass er sich einfach nur hinsetzen wollte.
Unser Lehrer nickte und sagte: „Fragen könnt ihr dann in der Pause klären. Und Layla? Führ ihn bitte in der großen Pause in der Schule rum."
Ich sah ihn überrascht an und nickte bloß. Dann fiel mein Blick auf Micah. Er starrte zurück.
Ist das jetzt unser Ding? Starren? Er grinste leicht und konzentrierte sich auf den Unterricht. Während ich mir mit Mühe meinen Pedoblick verkneifen musste. Ich hätte mir das gar nicht erst angewöhnen sollen.

•••

Es klingelte und ich ließ meinen Kopf auf den Tisch sinken. Das waren zu viele unnötige Informationen auf einmal. Wer ist überhaupt auf die Idee gekommen eine Parabel Diskussion Parabel DISKUSSION zu nennen? Ich erkenne den Sinn nicht.
„Hey", sprach mich eine Stimme von der Seite an. Es war Micah. Ich machte ein Handzeichen, das ihm klarmachte, dass ich noch eine Minute bräuchte. Er reagierte nicht weiter.
Ich hob meinen Kopf und stand auf.
„Okok. Bin bereit", sagte ich und ging mit ihm zur Tür.
Ich führte ihn rum und erklärte grob, wie unsere Schule aufgebaut ist.
„Aber im Endeffekt verlaufe ich mich hier trotzdem jeden Tag", fügte ich am Ende hinzu.
Er lachte leicht und sah auf sein Handy. Er scheint nicht wirklich ein Mann vieler Worte zu sein. Jetzt wo ich ihn von Nahem betrachte, konnte ich erkennen, dass er grüne Augen und graue Sommersprossen hat. Malt er sich die auf?
Plötzlich blieb er stehen.
„Tut mir Leid. Ich muss gehen. Ich muss was erledigen."
Gegen Ende wurde er leiser und murmelte den Rest nur noch.
Ich nickte und rief ihm noch ein „Tschüss" hinterher, bevor er um die nächste Ecke gebogen war. Anscheinend war es war dringendes, dachte ich und grinste. Er hat nämlich sein Portemonnaie fallen gelassen.
Ich hob es auf und machte mich auf den Weg zum Unterricht, da es bald klingeln würde.
Mein Plan war es eigentlich ihm sein Portemonnaie in der nächsten Stunde wieder zu geben, aber unsere Lehrerin informierte uns, dass er wegen eines Notfalls für den Rest des Tages entschuldigt war.
Nach der Schule gehe ich ihn definitiv besuchen. Ich hatte sowieso nichts vor.

Das erste Kapitel ist da, wooohoo. Lasst gerne ein Kommentar mit eurer Meinung da.

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⏰ Last updated: Jan 08, 2018 ⏰

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