Kapitel 43

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Melissa P.o.V.

Ich muss meinen Mann loswerden. In einer Stunde kommt dieser Tristan. Im Moment sitzt Harry unten im Wohnzimmer und schaut mit Henry so eine komische Serie.
Ich finde ja, dass Henry davon Alpträume bekommt. Mein Mann ist nur anderer Meinung.
Er wüsste was sein Sohn aushält.
Ich werde Harry gleich einkaufen schicken. So bekomme ich ihn wenigstens los. Ich habe ihm nicht erzählt, dass Darcy ein Date hat. Sowas muss er nicht erfahren.
Er würde sich nur grundlos aufregen. Das möchte ich natürlich nicht. Obwohl er einfach mal akzeptieren müsste, dass seine Tochter ein hübsches Mädchen ist und die Jungs Schlange stehen werden.

Erstmal schaue ich nach Lian. Vielleicht kann ich ihn dazu bewegen, seinen Computer mal für ein paar Stunden zuverlassen. Jedes Wochenende hängt er Stunden am Computer. Unter der Woche ist es eingeschränkter, wenn er in der Schule ist. Das holt er am Wochenende alles anscheinend nach.
Seine Zimmertür steht leicht offen. Ich mag keine geschlossenen Türen bei meinen Kindern. Besonders bei Lian. Der ist immer so still. So kann ich wenigstens nachsehen, ob er noch am Leben ist.
Meine anderen Nervensägen sind lauter. Henry ist meistens in der nähe vom Fernseher oder man hört ihn. Genauso ist es bei Darcy. Nur finde ich meine Tochter eher im Badezimmer. Amy nervt mich oft mit ihrer Geige. Schön dass sie ein Instrument spielt. Nur meine Perfektionistin spielt andauernd darauf um immer besser zu werden. Manchmal würde ich ihr schon die Geige auf ihren Kopf hauen.

Ich schaue jetzt mal nach Lian. Der ist so vertieft in sein Spiel, dass er mich überhaupt nicht bemerkt.
Ich stelle mich hinter ihn. Er spielt kein Spiel. Mein Sohn chattet.

TeddyLOVER15
Keiner versteht mich. Außer du.

LiannoStyles
Mich versteht auch keiner. Am liebsten würde ich bei dir sein. Du bist der einzige der mich versteht. Ich weiß nicht, ob ich noch so länger weiter leben will

TeddyLOVERS15
Ich lebe nur noch, weil es dich gibt :-*

Ich bin fassungslos. Mein Sohn schreibt mit einen komischen Typen über Selbstmord Gedanken.
So interpretiere ich es zumindest.
Was soll ich jetzt machen?
Ich muss ihn darauf ansprechen.
"Lian." sage ich.
Mehr bekomme ich nicht über meine Lippen.
Er zuckt erschrocken zusammen und dreht sich mit weit aufgerissenen Augen zu mir um.
"Was soll das? Du kannst nicht einfach in mein Zimmer kommen!" brüllt er mich an.
Ich muss mich fangen. Mein Sohn hat Probleme.
"Lian, du kannst doch immer mit mir reden. Ich bin für dich da." versichere ich ihm.
"Ich hab nichts mit dir zu bereden. Du weißt doch nicht wie ich mich fühle. Verpiss dich einfach." sagt er wütend und steht auf.
Ich fühle mich so hilflos.
Er hat geschrieben, dass er nicht mehr leben will, wenn es noch so weitergeht. Außerdem interessiert mich, wer dieser Chatpartner von Lian ist. Der braucht auch eindeutig Hilfe.

"Lian verdammt nochmal. Rede einfach mit mir. Ich will dir helfen." sage ich zu ihm und klinge sehr verzweifelt.
Es ist einfach ein großer Schock für mich.
"Du bist die letzte mit der ich reden will. Geh einfach.  Sonst gehe ich." teilt er mir mit.
Er wirkt so aufgebracht und verzweifelt. Ich will ihn in meine Arme nehmen, doch sobald ich näher auf ihn zulaufe, weicht er einen Schritt weiter zurück.
"Was ist hier los?" fragt Harry und platzt bei uns hinein.
"Er schreibt mit so einem Typen im Internet. Die wollen sich umbringen." erzähle ich hysterisch.
Ich lass meinen Sohn nie wieder aus dem Haus. Am besten lasse ich ihn keine Sekunde mehr aus meinen Augen.
Warum redet er nicht mit uns?
Wir können ihn doch helfen.
Ich habe tränen in meinen Augen. Ich kann es einfach nicht verstehen, warum es ihm so schlecht geht, dass er sich umbringen will. Natürlich wissen wir von seinen Problemen in der Schule. Er hat aber gesagt, dass es besser geworden ist. Wir geben uns richtig viel Mühe mit Lian. Andauernd versuchen wir ihn aus seinem Zimmer zubekommen und versuchen mit ihm zureden. Er igelt sich nur so ein, dass wir nicht an ihn herankommen.
"Schatz geh mal nach unten. Ich rede mit Lian."  drängt mich Harry.
Ich kann in dieser Situation doch nicht einfach nach unten gehen.
"Ich komme gleich nach." sagt Harry ernst.
Vielleicht sollte ich die beiden wirklich alleine reden lassen.

Niedergeschlagen gehe ich nach unten. Henry sitzt auf der Couch und schaut immer noch Fernsehen. Ich setze mich neben meinem Baby und umarme ihn fest.
"Du sagst mir doch gleich, wenn du traurig bist." sage ich eindringlich zu ihm.
"Ich.. Keine.. Luft..." ätzt er vor Luft.
Ups. Mein Kind möchte ich nicht erwürgen. Darum lockere ich meinen Griff.
"Danke." sagt er zu mir und versucht in den Fernseher zusehen.
Ich erhasche auch einen Blick auf den Fernseher.
Gerade kämpfen zwei Hunnen gegeneinander mit ihren Schwerter. Was guckt Harry nur mit unserem Sohn. Man sieht gerade, wie der eine fast seinen Kopf abgehakt bekommt. Des Blut spritzt durch einer Stelle aus seinem Hals. Sofort halte ich meinen Sohn die Augen zu.
"Mensch Mama. Ich will des sehen." meckert Henry.
"Vergiss es. Das ist nichts für dich." tadel ich ihn.
Harry bekommt gleich etwas von mir zuhören.
So macht er unseren Sohn doch Angst.
Ich kann nicht glauben, dass er sowas brutales mit Henry sieht.
"Ich kann sowas sehen." bewichtigt mich mein Sohn.
"Das entscheide immer noch ich." Ich verhandeln nicht mit Henry in diesem Punkt. Darum schalte ich schnell um.
Danach nehme ich meine Hände von seinen Augen.
Sichtlich genervt schaut er in den Fernseher.
Er scheint nicht davon begeistert zu sein.
Wir schauen gerade einen Film mit Jodi Foster der schon etwas älter ist.

Henry schaut eine halbe Stunde mit mir diesen Film, bevor er aufsteht. Der Film ist schon langweilig. Ich muss mich nur ein bisschen ablenken. Zu gerne würde ich wissen, was Harry mit Lian redet. Hoffentlich dringt er zu ihm durch. Vielleicht sollte er doch die Schule wechseln. Dort ist er ja nicht glücklich.
Ich möchte einfach nur des mein Sohn glücklich ist.
Endlich kommt Harry zu mir.
"Was hat ihr beredet?" frage ich ihn gleich.
"Ich habe ihn versprochen, dass er erstmal nicht zur Schule muss. Er hat Angst in die Schule zugehen. Darum ist er so verzweifelt. Es wird jeden Tag schlimmer für ihn. Er hat mir versichert, dass er an Selbstmord gedacht hat, es aber nicht kann. Lian hat zu große Angst vor dem Tod. Er hat mit uns nicht geredet, weil er gemerkt hat, dass wir andere Probleme haben. Außerdem fällt es ihm schwer mit uns darüber zu reden. Er könnte es sich aber vorstellen, mit jemandem fremden darüber zureden. Morgen suchen wir einen Psychologen für ihn. Ich glaube anders bekommen wir es nicht in den Griff. Wir werden außerdem eine neue Schule für ihn suchen müssen." erzählt er.
Ich hoffe es bringt etwas.
Aufjedenfall bin ich Harry's Meinung.
Ich bin froh, dass Lian mit Harry gesprochen hat.
Außerdem bin ich erleichtert des er sich nicht wirklich umbringen möchte. Vielleicht wird es besser, wenn er auf eine andere Schule geht und zu einem Psychologen.

Es klingelt an der Tür. Erschrocken schaue ich zu Harry.
Verdammt!
Ich wollte ihn doch wegschicken.
Das wird bestimmt gleich interessant, wenn Harry auf den Armen Tristan stößt.
Wahrscheinlich wird es des letzte Date von Darcy und Tristan gewesen sein.
Meine Arme Tochter wird als alte Jungfrau sterben.
Da muss sie jetzt leider durch. Ich kann gerade nämlich nichts mehr Unternehmen, weil Harry schon zur Tür gegangen ist. Darum lehne ich mich zurück und schaue Fernsehen.

You and I - Happy Family Where stories live. Discover now