Kapitel 10

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Melissa P.o.V.

Ich will heute überhaupt nicht aufstehen. Es fällt mir schwer aus dem Bett zu steigen. Die ganze Nacht hab ich geweint. Dass Harry nicht mit mir reden wollte, hat mich richtig fertig gemacht. Ich sehe doch meinen Fehler ein. Außerdem muss er doch am besten wissen, dass ich nichts von Zayn will. Ich bin seit Jahren sehr gut mit Zayn befreundet. Wir stehen uns so nah wie Geschwister.
Mehr wird auch nie laufen. Warum möchte er es nicht einfach verstehen?

Die Kinder sind schon zur Schule gegangen. Ich habe es nicht aus dem Bett geschafft. Noah kam kurz rein und ich habe ihm gesagt, dass ich mich nicht wohl fühle. Meinem Sohn habe ich für alle Geld gegeben, damit Sie sich in der Schule etwas zum essen holen können. Normalerweise bekommen die Kinder essen mit in die Schule.
Irgendwie bin ich ja wirklich krank. Mein Kopf brummt vom vielen weinen und ich fühle mich richtig erledigt. Irgendwann habe ich es gestern geschafft, mich in den Schlaf zu weinen.
Ich habe Angst, dass Harry sich wirklich trennen will.
Was soll ich dann machen?
Ich liebe ihn.
Und ich will ihn auch nicht verlieren.

Kraftlos stehe ich auf. Die Natur ruft und ich trotte ins Badezimmer. Eigentlich wag ich es überhaupt nicht in den Spiegel zusehen, mache es aber trotzdem. Ich sehe richtig Scheiße aus. Die schminke von gestern hängt mir im halben Gesicht und ich hab dunkle Augenringe. Blass wie die Wand bin ich auch noch. Würde ich jetzt noch eine rote Nase haben, könnte ich bei dem Film "Es" mitmachen.
Schnell nehme ich einen Waschlappen und reinige mein Gesicht. Danach gehe ich aufs Klo. Zum duschen bin ich gerade zu faul.
Darum wasche ich mir nach meinem Toilettengang die Hände und gehe nach unten in die Küche. Lustlos öffne ich den Kühlschrank.
Der total leer ist.
Das heißt ich muss einkaufen.
Die Kinder haben auch ein Chaos in der Küche hinterlassen.
Einer meiner Kinder hat sich auch die Reste von gestern gegönnt. Ich tippe auf Henry. Der hat einen Magen wie ein Schwein. Ich könnte ihm auch morgens Pommes mit Nuggets servieren und er würde es essen. Die anderen haben Müsli gegessen. Es stehen nämlich leere Milchflaschen und Schüssel auf dem Tisch. Nachher beseitigte ich dieses Chaos.

Ich laufe ins Wohnzimmer und lasse mich träge auf die Couch fallen. Da ich vorhin unser Haustelefon auch kaputt gemacht habe, kann ich es vergessen Harry anzurufen. Wahrscheinlich ist sein Handy immer noch aus. Er will ja nicht mit mir reden.
Eigentlich ist es unverantwortlich von ihm, dass er sein Handy aus hat. Immerhin muss ich ihn erreichen, wenn ein Notfall ist. Eines der Kinder könnte einen Unfall haben und ich kann ihn nicht erreichen.
Bestimmt ist er bei einem der Jungs. Sehr wahrscheinlich bei Louis.
Das wäre aber nur gleich neben an. Darum glaube ich nicht, dass Harry zu Louis ist. Niall hätte mich bestimmt schon informiert, wenn Harry bei ihm ist. Liam und Zayn kann ich ausschließen. Auf die beiden ist er ja eifersüchtig.
Bestimmt ist er im Hotel.

Ich kann hier nicht nur herumsitzen und nachdenken. Am besten lenke ich mich ein bisschen ab und gehe einkaufen.
Das hieße nur, dass ich duschen muss und mich anziehen. Ich nutze heute mal den Lieferservice. Mit dem Tablet gehe ich in die Küche zurück. Über die App vom Lieferanten bestelle ich die Sachen, die wir brauchen.
In zwei Stunden kommt die Lieferung. Schon praktisch so ein Dienst. Wenn ich alleine bin, mache ich es oft so. Harry geht lieber in einen Laden zum einkaufen.
Oh man!
Ich denke wieder an ihn.
Wollte ich mich nicht ablenken?
Ich setze mich auf den Küchenstuhl. Eigentlich habe ich genug zum ablenken.
Die Küche sieht ja aus wie ein Schlachtfeld.

Seufzend stehe ich auf und sammel das Geschirr ein. Ich stapel es in meinen Händen, da ich nur einmal zur Spülmaschine gehen will.
Was eindeutig ein Fehler war.
Ich stolpere über einen Stuhl, weil ich nichts sehe.
Es kracht, splittert und schmerzt.
Benommen liege ich auf dem Boden. Ich spüre an einigen Stellen an meinen Körper schmerzen.
So ein Mist.
Vorsichtig stehe ich auf. Oder versuche es zumindest. Auf allen vieren verharre ich kurz und schaue mich um.
Jetzt sieht die Küche wirklich aus wie ein Schlachtfeld. In der ganzen Küche sind Splitter verteilt.
Ich krappeln zum Tisch und ziehe mich nach oben.
"Fuck." schreie ich auf, weil ein starker Stich in meinen Fuß fährt.
Ich bin gerade barfuß in eine Scherbe getreten.
Weinend lasse ich mich auf den Stuhl fallen.
Was für ein scheiß tag.

"Lizzy ich komme!" kreischt Louis durch unser Wohnzimmer. Ich schaue kurz hoch.
Kurz darauf kommt er in die Küche. An der Tür mit einem Baseballschläger bleibt er stehen.
"Oh shit!" sagt er schockiert.
Ich lasse meinen Kopf wieder auf den Tisch sinken und schließe meine Augen.
Mir tun die Arme weh und mein Fuß. Mein Fuß blutet sogar.
Schritt knarren über den Boden.
"Ich hab gedacht, du wurdest überfallen. Den Krach hab ich bis ins Wohnzimmer gehört." sagt Louis leise zu mir.
Ich hebe meinen Kopf nicht an. Irgendwie hoffe ich ja, dass er geht.
Dann bin ich mit meiner Dummheit alleine.
"Soll ich Harry rufen?" fragt er und ich spüre seine Hand auf meinen Rücken.
Heftig schütteln ich zur Antwort den Kopf.
Ich will nicht, dass Harry mich so sieht.
Oder besser gesagt dieses Chaos sieht. Er wird doch sowieso nur meckern.

Louis seufzst hinter mir tief auf.
"Ich ruf Liam an. Der soll dich zum Arzt bringen. Ich verarzte dich schnell und räume dann hier auf." sagt er zu mir.
Meinetwegen muss ich nicht zum Arzt.
Ich kann hier auch sitzen bleiben.
Louis kramt hinter mir in den Schränken herum, nebenbei höre ich wie er mit Liam telefoniert.
Ich will meinen Kopf nicht heben. Louis soll nicht sehen wie am Arsch ich bin.
Selbst als er an meinem Fuß etwas macht, Blicke ich nicht auf. Selbst wo er mir leicht weh tut, sage ich kein Wort.
Ich fühle mich gerade leer.
Als könnte ich überhaupt nichts mehr fühlen. Es fühlt sich gerade an, als wäre mein Leben, wie dieses Geschirr zerbrochen. Es klingelt und Louis rennt aus der Küche. Danach höre ich Liam und ihn reden.
"Hi Lizzy! Ich bringe dich zum Arzt." sagt Liam und hebt mich hoch. Mein Gesicht lege ich gleich an seine Brust. Ihn will ich auch nicht ansehen.
Widerstandslos lasse ich mich von Liam ins Auto bringen. Da ich jetzt keine Deckung mehr habe, schaut er mich besorgt an. Ich drehe mein Gesicht schnell weg.
Liam fragt mich auch nichts und fährt wortlos los.





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