Kapitel 31

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Melissa P.o.V.

Ich kann schon wieder nicht schlafen. Diesmal liegt es nicht an Darcy. Die ist wahrscheinlich jetzt total glücklich. Sie hat ein neues Handy und neue Klamotten. Ich habe auch ein neues Handy und jede Menge neue Klamotten. Trotzdem bin ich nicht glücklich.
Ich bin kaputt.
Gerade sitze ich auf der oberen Treppenstufe und überlege mich die Treppe herunterfallen zulassen.
Es wäre die bessere Lösung für uns alle.
Ich könnte mit Harry ein neues Baby machen.
Das zu hundert Prozent auch sein Kind ist.
Obwohl ich mich echt schlecht fühlen werde, wenn ich meiner Schwangerschaft so ein Ende setze.
Das ist nicht fair für mein Kind. Es kann doch nichts dafür, wenn ich Dummheiten gemacht habe. Ich weiß ja nicht einmal, ob ich wirklich Dummheiten gemacht habe.

"Warum sitzt du hier an der Treppe? Komm zu mir ins Bett." erschrocken von der Stimme meines Mannes, drehe ich mich zu ihm um.
Er setzt sich neben mich und legt einen Arm um mich.
Am liebsten würde ich ihn von mir stoßen. Ich ertrage seine Nähe einfach nicht, weil ich mich schlecht fühle, wegen dieser ganzen Sache.
Eigentlich habe ich gedacht, dass ich damit klarkomm, wenn ich nicht die Wahrheit kenne. Es fickt trotzdem total meinen Kopf. Ich kann an nichts anderes mehr denken.
Entweder habe ich meinen Mann betrogen oder halt nicht.
"Was ist los Schatz? Du bist so komisch." sagt er zu mir.
Oh man!
Harry bemerkt fast immer, wenn etwas nicht mit mir stimmt.
Nur diesmal kann ich ihm nichts erzählen. Er wird mich sonst verlassen.
Ich will nicht, dass er mich verlässt.
Das wäre mein Ende.
Ich kann aber auch nicht mit dieser "Vielleicht lüge" Leben.
Ich habe jetzt schon ein schlechtes Gewissen.
Was soll ich nur tun?
Was soll ich verdammt nochmal tun?

Ich breche in Tränen aus.
Harry drückt mich fester an sich.
Nein! Nein! Nein!
Ich kann mich von Harry nicht trösten lassen.
Das ist falsch.
"Lass mich in ruhe." Ich befreie mich aus seinem Griff und rutsche mit dem Po eine Stufe nach unten.
Harry rutsch auch eine Stufe nach unten und sitzt wieder neben mir. Daraufhin stehe ich auf und gehe nach unten. Geradewegs aus der Haustür hinaus.
Ich laufe Barfuß, in einem kurzen Top und einer kurzen Hotpan die Einfahrt hinunter.
Das kann nicht so weitergehen. Ich brauche Klarheit.
Hinter mir höre ich Schritte die auf mich zu rennen.
"Mensch Lizzy bleib stehen. Wo willst du hin?" Harry hat mich eingeholt und versperrt mir den Weg.
"Ich brauche Klarheit." sage ich zu ihm und gehe schnell an ihm vorbei.
Ich muss zu Liam.
Genau jetzt!
Er ist der einzige, der mir Klarheit geben kann.

"Du bist doch Irre! Melissa, du kannst doch nicht so irgendwo hingehen." flucht Harry und versperrt mir wieder den Weg.
Ich starre ihn mit glasigen Augen an. Durch den Bewegungsmelder der immer wieder durch unsere Bewegungen angeht, kann ich ihn genau ansehen. Er hat nur eine Boxershorts an und Schuhe. Die Schuhe muss er sich schnell angezogen haben, bevor er mir hinterher gelaufen ist.
"Ich hab vielleicht einen großen Fehler gemacht. Den ich aufjedenfall sehr bereuen werde. Ich fühle mich schlecht deswegen. Es tut mir schrecklich leid." Ich breche aufgelöst in Tränen aus.
Heulend lasse ich mich auf die Knie sinken.
Meine Hände halte ich vor mein Gesicht.
Ich kann nicht mehr.
Ich bin am Ende mit meinen nerven.
Richtig am Ende.
Warum kann ich mich an nichts mehr erinnern?
Ich kann mich ja nicht einmal mehr an diesen Kuss erinnern. Nur dieses Video beweist doch alles.
Wenn es schon zu diesem Kuss gekommen ist, ist es bestimmt auch zu mehr gekommen. Obwohl ich mir nicht vorstellen kann, dass ich Sex auf einer dreckigen Club Toilette hatte.
Ich kann nicht einmal auf so Toiletten gehen. Meistens desinfiziere ich mit meinen Hygienetüchern alles, die immer in meiner Handtasche sind und auf die Toilette setze ich mich trotzdem nicht um Pipi zumachen. Ich Ekel mich so sehr vor diesen Toiletten. Sogar im besoffenen Zustand bin angewidert von diesen Toiletten. Manchmal würde ich mir eher in die Hose machen, als auf diese Klos im Club zugehen und dann soll ich dort Sex gehabt haben.

Harry schiebt seine Arme unter meine Arme und zieht mich auf die Beine.
"Melissa rede mit mir. Vielleicht ist es ja nicht so schlimm. Bestimmt finden wir eine Lösung für die Sache." sagt er einfühlsam zu mir.
"Du wirst mich verlassen."
"Melissa, ich werde dich nicht verlassen. Egal was es ist." verspricht er mir und schiebt seine Hand unter mein Kinn. Er zwingt mich so ihn in seine Augen zusehen.
Ich kann es ihm nicht sagen. Es würde uns einfach zerstören.
"Versprich nicht was du nicht halten kannst." murmel ich zu ihm.
"Was ist los? Sag mir doch einfach, was los ist?" fleht er mich an.
In seinen grünen Augen sehe ich verzweifelung gemischt mit Sorge.
Ich liebe ihn.
Er hat es verdient die Wahrheit zu kennen.
"Ich hab vielleicht mit Liam geschlafen." antworte ich ihm.
Harry lässt mich los und schaut mich mit weit aufgerissenen Augen an.
"Wie du hast mit Liam vielleicht geschlafen?" fragt er mich verblüfft.
Jetzt ist es sowieso zu spät. Ich hab jetzt angefangen ihm etwas zu erzählen.
"Liam hat Zayn erzählt, dass ich mit ihm Sex hatte. Ich kann mich nur an nichts erinnern. Es gibt ein Video, wo wir uns küssen. Aber es beweist nicht, dass wir Sex hatten. Nur das wir uns geküsst haben. Danach soll ich angeblich mit ihm auf die Toilette gegangen sein und mit ihm geschlafen haben." erzähle ich ihm unter Tränen.

Harry beißt sich auf die Lippen. Seine Hände hat er zu Fäusten geballt. Sollte er mich gleich schlagen, habe ich es aufjedenfall verdient.
Besonders weil ich noch nicht fertig bin mit erzählen. Er muss die ganze Wahrheit kennen. Dazu gehört auch, dass er vielleicht nicht der Vater von meinem Baby ist.
"Harry, er könnte auch der Vater von dem Baby sein." erzähle ich ihm noch.
Eigentlich sollte ich mich jetzt erleichtert fühlen.
Doch ich fühle mich nicht erleichtert.
Eher innerlich zerrissen.
Harry dreht sich mit den Rücken zu mir herum und fährt sich frustiert durch die Haare.
"Fuck! Fuck! Fuck!" brüllt er in die Nacht hinein und tritt gegen die Hecke.
Wenigstens tritt er nicht gegen etwas hartes, sonst müsste ich mir sorgen darüber machen, dass er sich verletzt.
Er hört auf gegen die Hecke zutreten und fängt damit an hin und her zulaufen.
"Harry?" sage ich unsicher zu ihm.
Er dreht sich zu mir um und ich kann in seinen Augen sehen, wie verletzt er ist.
"Wie sicher ist es, dass du mit Liam geschlafen hast?" fragt er mich kühl.
"Ich weiß es wirklich nicht mehr. Ich hab einen Filmriss. Nur Liam kennt die Antwort." antworte ich verzweifelt.

Zwischen uns beiden ist jetzt eine unangenehme Spannung. Harry schaut mich nicht an, sondern zum Himmel.
Eigentlich ist es ein schöner Sternenhimmel.
Harry hat seine Hände in die Hüfte gestemmt und schaut jetzt wieder zu mir.
Er atmet tief ein und kommt näher auf mich zu.
Plötzlich nimmt er mich in seine Arme. Perplex erwidere ich die Umarmung.
"Ich liebe dich. Das wird nichts an dieser Situation ändern. Lass uns ins Bett gehen und eine Nacht darüber schlafen." sagt er sanft zu mir.
"Du verlässt mich nicht." Ich muss es aus seinem Mund hören, dass er mich nicht verlässt.
"Nein! Ich verlasse dich nicht. Immerhin hab ich es versprochen." sagt er zu mir und gibt mir einen langen Kuss auf die Strin.
Ich fühle mich erleichtert, dass er jetzt Bescheid weiß.
Zusammen Arm in Arm gehen wir zurück ins Haus.
Hoffentlich bleibt er bei seinem versprechen und verlässt mich wirklich nicht. Sonst möchte ich sterben, wenn er mich verlässt.





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