Kapitel 28

690 49 18
                                    

Niemand rührte sich. Ich drehte mich unsicher zu den Anderen zu.
,,Was sollen wir machen?"
Stave scharrte ungeduldig mit seinen Füßen.
,,Wenn sie keine Angst haben, können sie sich wehren. Sie haben Waffen.",schlussfolgerte Mars und es ergab Sinn. Meine Hand begann zu zittern und ich geriet langsam in Panik.
Er hatte Recht. Mir wurde klar, dass sie uns kaltmachen würden. Ich hatte es für unmöglich gehalten, als ich beschloss, mitzukommen. Dabei war es gar nicht so abwegig. Ich war mir der Grausamkeit des Präsidenten und der Chips bewusst, und trotzdem war ich so naiv.
Ich hörte das Schlagen meines Herzens und es rauschte in meinen Ohren, als ich den Mund öffnete um irgendwas total panisches zu sagen, doch Lace ließ es nicht zu. Denn wenn ich schon panisch war, war er ungefähr zehn mal panischer.
,,Nein! Ich werde hier nicht armselig verrecken! Ich habe eine Familie, ich werde alles tun um hier nicht zu sterben!",schrie Lace mit einer unglaublich schrillen Stimme. Man sah deutlich die Adern an seiner Schläfe und seinem Hals.
,,Beruhige dich-",rief Darc und gleichzeitig ertönte ein Schuss. Es breitete sich eine erdrückende Stille aus und ich war für einen Moment unfähig etwas zu tun. Ich war sprachlos, starrte mit offenem Mund das Geschehen an, mein Kopf war leergefegt.
Lace hatte geschossen.
Und er hatte getroffen.
Seine Hand zitterte, sein Gesicht war verzerrt, Tränen rannen ihm über die Wangen. Es war mir nicht klar, dass er ohne Zögern schießen würde.
Ich wandte meinen Blick von ihm ab.
Am Ende des Raumes stand ein älterer Mann, ein dunkelroter Fleck in der Mitte seiner Stirn. Seine grauen Augen ausdruckslos. Er fiel rückwärts zu Boden.
Ich hielt die Luft an und kniff mir in den Arm. Ich bereute es jetzt schon, dass ich mitgekommen bin. Ich wollte nur noch in den Noahs Ark Club. Nach Hause. Zu Dean. Er strahlte in diesen Sekunden eine unglaubliche Sicherheit aus.
,,Fuck.",sagte Stave. Er war der einzige von uns der einen kühlen Kopf bewahrt hatte, sogar Mars hatte die Fassung verloren und keinen Laut von sich gegeben.
Die Anderen im Raum begannen sich, langsam auf den Boden zu knien und sich dann hinzulegen. Es hatte funktioniert. Ich drehte mich zu Mars um, um seine Reaktion zu sehen und er grinste leicht, obwohl er gleichzeitig etwas traurig wirkte.
Darc ging zu Lace, legte vorsichtig eine Hand auf seine Schulter und drückte seinen ausgestreckten rechten Arm, in dem er die Pistole hielt, behutsam runter.
Stave flüsterte Mars etwas zu.
,,Lasst es uns zuende bringen.",sagte ich leise, aber so Stave, Darc, Lace und Mars mich hören konnten.
Sie nickten stumm.
Stave eilte zu einem der Herren, die vor uns auf dem Boden lagen und riss ihm die Krawatte vom Hals. Während wir ihn stumm ansahen, verknotete er die Hebel der Tür, sodass man sie nicht mehr öffen konnte.
,,Das muss erstmal reichen.",murmelte er und ich bewunderte ihn. Er strahlte Ruhe und Zuversicht aus und wirkte lässig, als würde er das immer machen. Als würden wir nicht eine Bank überfallen. Als würde nicht ein Paar Meter weiter eine Leiche liegen.
Stave machte weiter und ging zu den Aufzügen. Er hämmerte auf die Knöpfe ein und obwohl es aussah, als wüsste er nicht, was er tat, funktionierte es. Aufzüge hatte ich nur sehr selten in meinem Leben gesehen, und das waren die ersten goldenen, die ich erblickte.
Stave machte die anderen vier Aufzüge ebenfalls unbenutzbar und sah uns dann an.
,,Wie lange wollt ihr noch tatenlos rumstehen? Wir verlieren immer mehr Zeit, ich will meine Nacht hier nicht verbringen. Bewegt euch.",sagte er mit monotoner Stimme.
,,Er hat Recht.",flüsterte ich und dann rief ich:,,Alle elektronischen Geräte gebt ihr mir! Sofort!"
Ich schnappte mir eine Tüte und bückte mich zu einer Frau hinunter.
,,Los.",sagte ich und hielt ihr die Tüte näher hin.
,,Ich... Ich hab nichts.",sagte sie und versuchte mich anzusehen.
,,Das glaube ich dir nicht. Ihr läuft doch immer mit so Teilen rum.",schnaufte ich.
,,Nein, wirklich! Ich hab's hier drin, wie alle anderen auch!"
Sie hielt mir ihr Handgelenk hin und unter ihrer Haut leuchtete ein Bildschirm.
,,Was zur Hölle...",murmelte Darc, der mit einer Tüte neben mir stand und gerade selbst mit dem Einsammeln der Geräte beginnen wollte.
,,Mars...",rief ich und er erschien sofort neben mir.
Er sah auf ihr Handgelenk, schloss die Augen und atmete tief ein.
,,Wir werden ihr das jetzt nicht rausschnibbeln. Vergesst es und beeilt euch. Wir nehmen jetzt die Kohle und hauen ab."
Ich stand auf und eilte mit Mars und Darc zum Tresen.
Mars öffente die hektisch Schubladen und schaufelte das Geld hinaus in einen Beutel. Als er nun seinen Beutel bis zur Grenze gefüllt hatte, riss er meinen aus der Hand und ich ging einige Meter weg um mich umzusehen.
,,Sie werden euch kriegen."
Ich blieb abrupt stehen. Obwohl die Stimme sehr leise gewesen ist, war ich mir sicher, sie gehört zu haben.
,,Sie werden euch kriegen und euch in dreckige Löcher stecken bis ihr erstickt.",fauchte der junge Mann hinter mir. Er trug einen Anzug und sah sonst durchschnittlich aus. Vielleicht etwas älter als Darc.
Ich drehte mich um und hockte mich zu ihm runter.
,,Oh, sie werden uns nicht in dreckige Löcher stecken. Sie werden uns töten.",lächelte ich milde und er riss seinen Kopf zur Seite, als ich ihm zu nahe kann.
,,Was wollt ihr überhaupt mit dem Geld anstellen?"
Ich zuckte mit den Schultern. Es wunderte mich, dass er so neugierig war.
,,Jetzt musst du dein Geld wohl nicht mehr mit Prostitution verdienen, was?",kaffte er hämisch grinsend. Ich schlug ihm mit voller Wucht gegen seinen Kiefer. Der Mann stöhnte auf.
,,Reece, was ist da los?",rief Mars und blickte flüchtig in meine Richtung.
,,Nichts! Ich hab alles unter Kontrolle.",erwiederte ich immer leiser werdend.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jul 17, 2017 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

CODE - Gefährliche GegenwartWhere stories live. Discover now