Jay

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Die Hauptstadt kam langsam in Sicht und damit stieg auch meine Aufregung. Ich war noch nie in der Stadt, ebenso wenig wie Nya.

„Meine Dame, bitte schnallen sie sich an, wir gehen in den Landeanflug auf die Hauptstadt", sagte ich in den Sprechfunk, der zwischen Nyas Kampfanzug und meinem Jet bestand.

„Okay", sagte Nya lachend zurück. „Was hältst du von einem Wettfliegen? Wer zuerst am Stadtrand ist."

„Das sage ich nicht nein. Vor allem weil ich gewinnen werde", sagte ich.

„Das werden wir ja noch sehen", sagte Nya.

Dann flogen wir beide los wie die verrückten. Gäbe es eine Luftpolizei, hätten wir sie schon längst am Hals, aber so sausten wir durch die Luft wie eine Blitz und ein Kampfanzug.

Und natürlich hatte ich gewonnen.

Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck stieg ich aus meinem Jet aus und Nyas Kampfanzug zog sich wieder zu einem Armband zusammen.

„Ich habe gewonnen", sagte ich und tanzte einen kleinen Freudentanz.

„Angeber", murmelte Nya und musste lachen.

Dann begannen wir unsere Patrouille durch die Stadt.

Die Hauptstadt war unglaublich. Groß, bunt, laut, sind nur einige wenige Adjektive, die sie treffend beschreiben. Nya und ich waren schlicht weg überwältigt von all den neuen Eindrücken.

Wir bogen von der Hauptstraße in eine Nebengasse ein und selbst hier in einer ganz normalen Seitenstraße lag so eine besondere Stimmung in der Luft. Etwas, das es nur in der Hauptstadt gab.

Nya nahm meine Hand in ihre und ich beugte mich zu ihr und küsste sie.

Da hörten wir ein lautes Krachen, ganz in der Nähe.

Nya und ich fuhren zusammen und ich zog meine Nunchakos.

Wir stellten uns ganz nah an die Wand und spähten um die Ecke. Nichts. Ich ging voran, Nya direkt hinter mir.

Da hörte ich plötzlich schwere Schritte aus einem Haus ganz in der Nähe und im nächsten Augenblick kam ein schreiender Mann um die Ecke gehetzt.

„Sie wollen mich holen, sie wollen mich holen", rief er immer und immer wieder.

Nya versuchte ihn anzuhalten und zu fragen, wer ihn „holen" wollte, doch er blieb nicht stehen und rannte weiter.

Wir mussten auf alles vorbereitet sein. Auch auf Steinsamurai.

Ich gab Nya ein Zeichen und huschte über die Straße zu dem Haus aus dem der Mann vermutlich gekommen war.

Innen sah es ganz normal aus, nichts war verwüstet oder deutete auf einen Kampf hin und ich begann mich zu fragen, ob der Mann sich nur irgendetwas eingebildet hatte, als ich aus einem der oberen Räume ein markerschütterndes, definitiv nicht menschliches Brüllen hörte. Es war das Brüllen eines Steinsamurai, da war ich mir sicher.

Ich zog mich leise zurück und ging wieder zu Nya.

„Das ist ein Steinsamurai drin.", sagte ich.

„Bist du dir sicher Jay", fragte Nya.

„Ich bin mir ziemlich sicher", gab ich zurück.

„Okay, lock du ihn raus, dann können wir ihn zusammen hier auf der Straße erledigen. Mit meinem Anzug, komme ich nicht ins Haus", sagte Nya und ich nickte.

„Bin gleich wieder da", sagte ich lief zurück ins Haus.

Da war es wieder, das Brüllen. Es kam von oben und ich fragte mich, wenn es wirklich ein Steinsamurai war, weshalb war er noch immer oben und warum hatte er den Mann nicht verfolgt?

Ich war am Treppenabsatz angekommen und sah mich um. Der Flur war eng und lang. Etwa sechs Türen gingen von ihm ab, so wie ich das sehen konnte, aber nur eine der Türen war offen. Und aus eben diesem Zimmer kam das Brüllen des vermeintlichen Steinsamurais.

Vorsichtig linste ich um die Ecke und was ich da sah, brachte mich beinahe zum Lachen.

Der Steinsamurai hatte sich selber in einem Schrank eingeschlossen!

Ich vermutete, dass dieses Haus einem verrückten Sammler mit noch seltsameren Gegenständen gehören musste, denn als ich näher kam konnte ich ein Schild lesen auf dem stand:


Vorsicht Lebensgefahr!

Schrank kann nur von dem geöffnet werden,

der ihn geschlossen hat

und das auch nur von außen


Ich lachte mich halb kringelig über diesen dämlichen Steinsamurai, dann ging ich zu Nya um ihr von dem Vorfall zu erzählen.

Sie grinste nur leicht, sah mich dann aber nachdenklich an.

„Aber Jay, so lustig das für dich jetzt auch sein mag, was machen wir denn jetzt mit dem Steinsamurai? Ich meine wir können den doch nicht einfach da lassen", sagte sie.

Ich zuckte mit den Schultern.

„Wir könnten den ganzen Schrank mitnehmen", überlegte ich laut und Nya sah mich an.

„So verrückt sich das auch anhören mag, das ist das einzige was wir tun können", sagte sie.

„Ich glaube du hast recht, aber wie wollen wir den denn hier runter und zum Schiff kriegen?", fragte ich mich.

„Das, mein Lieber ist eine sehr gute Frage", sagte Nya. „Wir sind schließlich nicht so stark wie Cole."

„Da hast du leider wieder recht", gab ich zu.

„Aber wir könnten ihn fragen", sagte Nya.

„Ach quatsch. Das schaffen wir schon so", sagte ich abwehrend.

„Ach ja und wie bitteschön?", fragte Nya und sah mich erwartungsvoll an.

„Ähhmmm. Wir...", da kam mir wirklich eine Idee. „Nya kannst du ein Loch in die Mauer schießen und ihn dann samt Schrank auf die Straße spülen?", fragte ich.

Nya sah mich an, als wäre ich verrückt. Na ja bei genauerem betrachten war meine Idee wirklich etwas... seltsam.

„Jay", sagte Nya in diesem weichen Ton, den sie immer benutzte wenn sie jemandem, besonders mir, gleich sagt, dass diese Idee vollkommen hirnverbrannt war, doch dann hielt sie plötzlich inne.

„Deine Idee ist genial", sagte sie schließlich.

Jetzt war ich verwirrt.

„Äh, ja klar", sagte ich uns hatte keine Ahnung was Nya vorhatte, denn ich glaubte irgendwie nicht wirklich, dass sie meine Idee in die Tat umsetzten wollte.

„Ich spüle den Steinsamurai im Schrank raus, dann hängen wir ihn an deinen Jet und meinen Kampfanzug, dann fliegen wir zum Schiff zurück. Verstanden?", erläuterte Nya mir ihren Plan.

Das klang gut und ich nickte zustimmend.

„Gut ich bin gleich wieder da", sagte sie und ging ins Haus.

Kurze Zeit später schwappte in einer großen Welle der Schrank samt Samurai heraus und fiel auf die Straße.

„Gut, jetzt müssen wir ihn nur noch fest machen und dann geht's ab zum Schiff", sagte ich.

Wenige Minuten darauf hatten Nya und ich den Schrank so sicher und fest es ging mit meinem Jet und ihrem Anzug verbunden. Langsam und vorsichtig hoben wir ab und flogen langsam in Richtung Schiff.

„Bei der Geschwindigkeit sind wir erst heute Abend am Schiff", sagte ich leicht verzweifelt.

„Komm schon Jay, es gibt schlimmeres", sagte Nya.

„Ja?", fragte ich.

„Aber sicher", sagte Nya.

„Na dann bin ich doch ganz froh nur mit Schneckentempo durch die Gegend zu fliegen in einem Jet, der locker die Schallmauer brechen könnte." Ich klang mehr als frustriert.

Ich konnte Nya seufzten hören.

„Ach Jay", sagte sie und dann den ganzen Flug über nichts mehr.

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