11 - Blessuren und Entscheidungen

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Am Montag hatte Kian ein weiteres Zweiertraining mit Amon. Über das Wochenende hatten sie ihn zum ersten Mal aussetzen lassen, um ihm ein wenig Zeit zu geben, die neuen Informationen sacken zu lassen und seinen angeschlagenen Körper weiter zu regenerieren. In den wenigen Tagen war seine Verletzung vollständig ausgeheilt und selbst die blauen Flecken waren kaum noch zu erahnen.

„Na Faulpelz, ich hoffe, du bist fit! Wir haben viel vor", begrüßte Amon ihn mit einem brachialen Boxer gegen die Schulter, der ihn noch vor einigen Monaten hätte zurücktaumeln lassen, nun aber kaum schwanken ließ.

„Freu mich auch, dich zu sehen, Kumpel", grinste er, griff blitzschnell nach Amons Faust und drehte ihm den Arm auf den Rücken.

„Fast wie neu, wie du siehst. Hätte nie gedacht, dass ich das mal sagen würde, aber mein Körper brennt geradezu darauf, sich zu bewegen."

Er schmunzelte bei dem Gedanken daran, wie sehr er das Training anfangs verabscheut hatte. Bis vor zwei Jahren hatte er nur wenig Sport getrieben und war zunächst völlig überfordert mit dem Pensum, das die Krieger ihm von Anfang an abverlangten. Inzwischen war die tägliche Verausgabung ein selbstverständlicher Teil seines Lebens geworden und nach nur zwei Tagen Pause fühlte er sich unausgeglichen.

„Kannst wieder loslassen, Mann", zischte Amon mit schmerverzerrtem Gesicht.

Sie starteten kurz darauf mit Kraft- und Schnelligkeitsübungen, wobei Amon das Tempo ordentlich anzog.

„Kommt sonst keiner", wollte Kian irgendwann wissen, dem der Sinn nach einem ordentlichen Kampf stand und Amon allein war ihm weit unterlegen.

„Heute nicht, wir machen später da weiter, wo wir Freitag aufgehört haben", erwiderte Amon und beobachtete Kians Reaktion, die, wie erwartet, wenig begeistert ausfiel.

„Echt jetzt? Muss das sein?"

„Muss es, das solltest du inzwischen begriffen haben. Und zieh bloß nicht wieder irgendeinen Scheiß ab!"

Kian fluchte innerlich, fügte sich jedoch seinem Schicksal. Dass er wusste, wie wichtig Bogenschießen für die Mission war, änderte nichts daran, dass er ein hoffnungsloser Fall war. So sehr er sich auch bemühte, er schaffte es nie, Amon zu treffen, unterließ aber zumindest die Eskapaden vom letzten Training.

„Wenn das der einzige Weg ist, Ahriman auszuschalten, haben wir schon verloren", gab Kian nach gut drei Stunden resigniert auf.

„Noch ist der Tag nicht gekommen. Der Knoten wird schon noch platzen", versuchte Amon ihn aufzubauen, obwohl auch er ein mulmiges Gefühl im Magen hatte. Kian war der geborene Kämpfer, in allen anderen Disziplinen machte er rasante Fortschritte, warum nur versagte er so kläglich, sobald es ans Bogenschießen ging?

„Noch eine halbe Stunde laufen und dann reicht es für heute", erlöste er Kian. „Und morgen darfst du uns alle wieder verprügeln."

Kian hatte nur ein müdes Lächeln für seinen Trainer übrig, bevor er begann, seine Runden zu traben. Wenigstens bekam er beim Laufen den Kopf wieder frei, auch wenn das Kreisen in der muffigen Halle ziemlich eintönig war.

Ausgepowert und verschwitzt betraten sie den kleinen Duschraum und Kian genoss das Prickeln des Wasserstrahls auf seinen müden Muskeln.

„Wie siehts aus, gehen wir noch was trinken?", fragte Amon gut gelaunt und Kian stimmte zu.

Sauber und mit frischen Klamotten an den durchtrainierten Leibern betraten sie einen Pub in der Nähe des Studios, bestellten zwei Ale und prosteten sich zu. Kian mochte Bier nicht besonders, aber hier mit einem Kumpel zu stehen und wie alle anderen was zu trinken, gab ihm ein Gefühl der Normalität, das er schon lange nicht mehr gehabt hatte.

Die Krieger von Arash  (pausiert)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt