08 - Endlich eingeweiht

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Früher als gedacht wurde Kian erneut ins Hauptquartier beordert. Genau genommen gut drei Stunden nachdem Amon aus der Halle gerauscht war. Er hatte gerade erst geduscht, etwas gegessen und telefonierte nun mit Roya, um sicher zu gehen, dass sie ihm seinen überstürzten Aufbruch am Morgen wirklich nicht übel genommen hatte. Ihre Nachrichten im Laufe des Tages deuteten zwar nicht darauf hin, aber Texte konnten lügen. Ihre Stimme zu hören würde ihm Gewissheit bringen. Das Gespräch trug allerdings erst recht zu seiner Verwirrung bei. Sie war freundlich, machte ihm keine Vorwürfe, ganz im Gegenteil dankte sie ihm überschwänglich dafür, dass er sie zum Konzert begleiten wollte. Doch seine Sinne waren inzwischen so geschärft, dass er selbst durchs Telefon spüren konnte, dass etwas sie bedrückte. Bestimmt war sie insgeheim doch enttäuscht von ihm. Der Drang, sie zu beruhigen, war beinahe übermächtig, doch was könnte er sagen, ohne mit der Wahrheit rauszurücken, was keine Option war? Er musste es auf andere Weise schaffen.

„Roya, ich begleite dich wirklich von Herzen gerne. Völlig egal, ob die Band mir gefallen wird oder nicht. Ich möchte Zeit mit dir verbringen. Wir haben so viel aufzuholen", versuchte er ihr die Sorge zu nehmen, nachdem sie ihm gestanden hatte, dass sie fürchtete, die Musik könnte nicht seinem Geschmack entsprechen.

„Ich möchte nur nicht, dass du enttäuscht bist und dieses Konzert bedeutet mir wirklich viel. Vielleicht sollte ich doch besser allein hingehen", wandte sie gerade ein.

Kian wollte antworten, doch es viel ihm schwer, die passenden Worte zu finden, weil sich ausgerechnet jetzt das vertraute Surren in seinem Kopf manifestierte. Es würde nicht aufhören, solange er sich weigerte, den Kontakt zuzulassen.

„Gebt mir ne Minute. Ist gerade schlecht", telepathierte er in der Hoffnung, etwas Zeit zu gewinnen, doch das Surren nahm daraufhin nur noch an Stärke zu. Er ließ die Antwort widerwillig zu.

„Jetzt Kian. Was auch immer du gerade machst, das hier ist wichtiger." Kourosh, war ja klar.

Genervt trat er gegen den Couchtisch, der mit lautem Getöse umfiel.

„Was war das denn?", fragte Roya erstaunt, als sie statt einer Antwort ohrenbetäubenden Lärm durchs Telefon hörte.

„Äh, nichts", rang Kian sich nach einer Schrecksekunde eine Antwort ab und merkte gleich darauf, wie unglaubwürdig das klang. „Also nichts Wichtiges. Ich bin nur über meinen Stuhl gestolpert. Manchmal bin ich echt ungeschickt."

„Das klang heftig. Sicher, dass alles okay ist?", ließ Roya nicht locker und dachte besorgt an Kians ohnehin angeknackste Rippen.

„Unser Wagen ist in fünf Minuten da, um dich abzuholen", ließ Kourosh ihn gleichzeitig über die telepathische Verbindung wissen.

Die Situation begann, Kian zu überfordern.

„Äh ja, alles bestens", stotterte er. „Nur ist der Stuhl auf den Couchtisch gefallen und hat meinen Tee auf den Boden gefegt, der jetzt das Parkett durchtränkt. Ich sollte mich wohl erstmal um die Sauerei kümmern, was angesichts der Scherben ein wahrer Spaß werden wird", antwortete er einigermaßen geistesgegenwärtig.

„Fünf Minuten, sei bereit", wiederholte Kourosh und brach danach zum Glück die Verbindung ab. Wenigstens herrschte damit wieder Rune in seinem Kopf.

„Mach das, ich warte solange oder du rufst mich zurück, wenn du fertig bist", schlug Roya vor.

„Das hier wird eine Weile dauern und ich habe gleich noch einen Kurs für die Uni", log er und fühlte sich schlecht. „Kann ich dich morgen wieder anrufen?"

„Ja sicher, kein Problem." Die Enttäuschung in Royas Stimme war selbst für jemanden ohne seine geschärften Sinne nicht zu überhören. Jetzt ließ er sie schon wieder hängen, dabei hatte er mit seinem Anruf doch das Gegenteil bezwecken wollen. Doch ihm blieb keine Wahl.

Die Krieger von Arash  (pausiert)Where stories live. Discover now