09 - Über den Schatten springen

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Nachdem Kian das Telefonat überhastet beendet hatte, überlegte Roya frustriert, was sie mit ihrem Freitagabend anfangen sollte. Sie hatte gehofft, ihn zu sehen, aber daraus würde nun ja nichts werden. Da sie keine Lust hatte, allein herumzusitzen und ihren Gedanken nachzuhängen, rief sie kurzentschlossen erst Alice und dann Emma an und bat sie, bei ihr vorbeizukommen. Beide sagten zu, da sie geradezu darauf brannten zu erfahren, wie der Abend mit Kian gelaufen war.

Pünktlich um Acht klingelte Emma an der Tür. Um sich abzulenken hatte Roya inzwischen einen Auflauf vorbereitet. Außerdem ließ es sich mit vollem Magen besser erzählen und sie hatte einiges, das sie sich von der Seele reden wollte.

„Das duftet fantastisch!", rief Emma aus, bevor sie Roya zur Begrüßung umarmte. „Du hast gar nicht erwähnt, dass du was kochen würdest. Ich dachte, wir bestellen Pizza oder so. Aber umso besser. Ich liebe deine Kochkünste!" Sie strahlte über das ganze Gesicht und sog erwartungsvoll den verheißungsvollen Geruch nach Knoblauch, exotischen Gewürzen und geschmolzenem Käse ein.

„Ist nur ein Auflauf aus Sachen, die ich noch im Kühlschrank hatte, also erwarte nicht zu viel", wiegelte Roya ab.

„Also ich freue mich drauf", grinste Emma zufrieden.

Mit ihrer üblichen Viertelstunde Verspätung erschien auch Alice und hielt Roya gut gelaunt eine Flasche Wodka und zwei mit Bitter Lemon entgegen.

„Ta-daa! Es ist Wochenende, Partyzeit! Dann haben wir wenigstens schon vorgeglüht, wenn wir später um die Häuser ziehen."

Ihre Haarfarbe hatte seit Roya sie zuletzt gesehen hatte von blau mit pinken Strähnen zu tomatenrot gewechselt.

„Krasse Farbe!" Roya umarmte ihre Freundin herzlich. Sie selbst würde niemals den Mut aufbringen, so durch die Gegend zu laufen und sähe vermutlich lächerlich damit aus, aber zu Alice passte es.

„Blau wäscht sich immer so schnell raus und ihr kennt mich ja. Öfter mal was Neues."

„Du ruinierst dir noch deine Haare mit der ständigen Färberei", schimpfte Emma, die ihre hellroten Naturlocken mit Hingabe pflegte und noch nie im Leben auch nur eine Tönung ausprobiert hatte.

„Ach was, das Kraut ist unverwüstlich. Und selbst wenn, dann trage ich eben eine Weile Glatze. Sah bei Sinead O'Connor damals ziemlich cool aus", wischte Alice den Einwand leichthin beiseite.

„Stimmt, du könntest alles tragen, aber dir ist schon klar, dass du die netten Typen damit eher abschreckst?", beharrte Emma.

„No risk, no fun. Und immerhin schleppe ich bedeutend mehr Kerle ab, als ihr beide zusammen mit eurer natürlichen Schönheit", konterte Alice. „Oder hast du dir Kian gestern etwa geschnappt, Roya? Sag bitte, bitte ja!"

„Du bist unverbesserlich! Und nein, habe ich nicht. Mehr als eine Schwester werde ich wohl nie für ihn sein, das hat er mir deutlich zu verstehen gegeben", antwortete Roya betrübt.

„Dieser Dummkopf! Ich habe dir so die Daumen gedrückt. Schau mal, sie sind ganz blau."

Natürlich waren sie das nicht, aber Roya freute sich dennoch darüber, wie sehr Alice zu ihr stand.

„Verrücktes Huhn."

„Was ist denn passiert? Ich will alles wissen!", beharrte Alice und Roya begann zu erzählen, obwohl sie das Thema lieber vermieden hätte.

„Och Mann. Mal wieder ein schwieriger Kerl. Dabei hatte alles so gut geklungen. Ich hab echt gedacht, dass du uns her beordert hast, um uns brühwarm alles über deine heiße Liebesnacht zu erzählen", sagte Emma enttäuscht, nachdem Roya geendet hatte.

Die Krieger von Arash  (pausiert)Where stories live. Discover now