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Micha PoV

,,...und dann haben wir erfahren, dass er es nicht geschafft hat...Ich mache mir bis heute Vorwürfe, da ich es hätte verhindern können...oder? Ich bin am Ende meiner Kräfte...Er fehlt mir so verdammt doll! Er fehlt mir genauso wie du...Oder vielleicht fehlt er mir mittlerweile sogar mehr...Aber wenn, dann nur ein bisschen! Glaub mir, ich habe dich nie vergessen...Auch du bist so plötzlich...gegangen. Warum müssen mich all die Menschen verlassen, die ich liebe? Was habe ich bitte falsch gemacht?", schluchzte ich.
Ich saß auf der kleinen Bank im Friedhof. Hier war ich das letzte Mal, als es mir wegen Manu nicht gut ging. Diese Person war immer für mich da...sie hat mich immer aufgeheitert und mich unterstützt! Sie hat mir neuen Mut gegeben...Aber auch sie hat es nicht geschafft...und das war wieder meine Schuld!
,,Es tut mir so leid, Schwesterherz...", flüsterte ich.

,,Micha?", fragte eine mir bekannte Stimme.
Ich drehte mich um und sah in das verwunderte Gesicht von Ela.
,,Ja? Ist was?", fragte ich leicht verwirrt.
,,N-nein...aber was machst du hier?", kam es leise von ihr.
,,Ist das nicht offensichtlich?", sagte ich und zwang mich zu einem leichten Lächeln.
,,Doch...aber du hast uns nie erzählt, dass du jemanden außer Dado in deinem Leben verloren hast...vorallem nicht Chessie...", murmelte sie.
Warte mal...
,,Woher kennst du Chessie?", fragte ich verwundert.
,,Sie...war meine beste Freundin!", antwortete Ela.
,,Sie war was?! Ich kann es echt nicht fassen...", murmelte ich.
,,Darf ich fragen, woher du sie kennst?", kam es von ihr.
,,Sie war meine Schwester...", antwortete ich.

Ela PoV

Ich sog stark die Luft ein.
,,Wirklich? Oh Micha...", murmelte ich bedrückt.
Ich war geschockt, zu erfahren, dass Chessie seine Schwester war.
,,Das ist schon eigenartig...", nuschelte er.
,,Was ist eigenartig?", fragte ich verwundert.
,,Naja...du kannstest meine Schwester...es ist einfach nur komisch für mich, jemanden zu treffen, dem sie nahe stand...", flüsterte er.
,,Micha...ich war so oft bei Chessie zu Besuch...aber nie warst du da! Im ganzen Haus gab es kein einziges Anzeichen für die Existenz eines Bruders...wo warst du? Und warum hattet ihr nicht denselben Nachnamen?", fragte ich, von Neugier überwältigt.
,,Naja...Chessie ist meine kleine Schwester. Besser gesagt, meine Halbschwester. Als ich drei Jahre alt war, trennten sich meine Eltern und meine Mutter bekam das Sorgerecht für mich...Meinen Vater habe ich seitdem nicht mehr gesehen. Als ich sechzehn Jahre alt wurde erfuhr ich, dass ich eine Schwester haben soll. Sie soll elf Jahre alt sein und hier in Köln leben. Ich machte mich sofort auf den Weg zu ihr. Wir lernten uns kennen und ich schloss sie sofort ins Herz. Wie es sich herausstellte, hatte mein Vater nochmal geheiratet und ein Kind bekommen. Ihr Name war Chessie.", erklärte er.
Ich war geschockt...ich hätte nie gedacht, dass Chessie einen Bruder hatte. Sie hat nie von ihm gesprochen und auch sonst gab es keine Bilder von beiden oder sonstiges.
,,Verstehe...aber wieso hat sie dann nie von dir gesprochen?", fragte ich.
,,Naja...mein Vater wollte nicht, dass jeder weiß, dass er ein älteres Kind hat...warum auch immer! Chessie durfte nie über mich reden...", antwortete Micha.
,,Das ist seltsam...aber Micha, darf ich dich etwas fragen?", kam es von mir.
,,J-ja.", sagte er.
,,Kannst du mir verraten, was mit ihr passiert ist? Mir wurde nie gesagt, wie sie starb.", fragte ich leise.
Michas Augen wurden glasig und ich bereute meine Frage bereits.
,,Wenn du nicht willst, dann musst du nicht-", stammelte ich.
,,Nein, ist schon gut.", unterbrach er mein Gestotter.

,,Ich war achtzehn Jahre alt geworden und hatte mir ein Auto gekauft. Chessie war dreizehn und fand mein Auto cool. Sie wollte unbedingt von mir kutchiert werden. Mal in das Geschäft, mal in das. Ich tat dies gerne für sie, schließlich war sie meine Schwester und ich wollte sie glücklich machen. Irgendwann ging es mir aber auch auf die Nerven und wir hatten Streit. Ich musste mich schließlich auf mein Studium konzentrieren. Eines Tages aber musste sie dringend wo hin, also bat sie mich, sie dorthin zu fahren. Ich willigte ein und wir begaben uns ins Auto. Ich war schon müde und die Strecke war nicht unbedingt lang. Wir fuhren auf der Autobahn und ich nickte kurz ein. Ich fing mich jedoch schnell wieder. Leider war es da schon zu spät. Irgendein geisteskranker Autofahrer, welcher neben uns fuhr, rammte uns. Mein Auto kam ins Schleudern. Ich versuchte, es noch gerade zu lenken, leider ohne Erfolg. Da ich zu müde war, konnte ich nicht schnell reagieren. Das Auto fuhr in den Graben. Es war kein schwerer Unfall, ich kam mit leichten Verletzungen davon...aber Chessie...sie war nicht angeschnallt gewesen, was ich, wenn ich munter gewesen wäre, bemerkt hätte...Sie kämpfte noch drei Tage um ihr Leben, bevor sie aufgrund schwerer Kopfverletzungen starb. Ich gebe mir die Schuld für ihren Tod und habe mir meine Müdigkeit bis heute nicht verziehen...", erzählte er.
Vereinzelte Tränen liefen seine Wangen hinunter und er zitterte leicht.
Nachdem er seine Erzählung beendet hatte, umarmte ich ihn.

,,Du trägst keine Schuld an Chessies Tod...sie hätte sich bewusst sein sollen, dass es gefährlich ist, nicht angeschnallt zu sein...Bitte Micha, mach dich nicht verrückt!", schluchzte ich.
Wie schrecklich muss es bitte sein, sich selbst für den Tod der eigenen Schwester verantwortlich zu machen?
,,Alles wird gut, Micha...", murmelte ich, um ihn zu beruhigen.

,,Nein Ela, nichts wird gut...Ich habe zwei Menschen auf dem Gewissen...", schluchzte er.

                             ...

||ZomGer oder Kürbistumor?||Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt