9- Anders zu sein, ist wie ein Unikat in der Kopie Fabrik zu sein

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~Damien Rice - 9 crimes~

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~Damien Rice - 9 crimes~

Zwischen Lass-mal-wieder-etwas-unternehmen und Ich-muss-noch-so-viel-lernen liegt schlicht weg der Weg der Langeweile und Lustlosigkeit um sich mit ein paar Freunden zu treffen. Ich selbst, kenne es von mir nur zu gut. Nicht allzu oft treffe ich mich mit meinen merkwürdigen Freunden, wo ich mich manchmal selbst frage, wie ich mit solchen Leuten Kontakt haben kann.

Eins der besten Beispiele ist wahrscheinlich sogar Anjo. Er ist der beste Junge den ich kenne. Ich habe erst durch ihn gelernt, Menschen zu akzeptieren wie sie sind und sie so lieben gelernt. Gut mein Bruder war auch ein Teil davon, aber er ist mein Bruder, ich muss ihn mögen. Anjo ist mein unbiologischer Bruder. 

Ich wusste schon als kleines Kind, das er anders war.
Was tun wir als kleines Kind im Kindergarten?

Wir Mädchen? Wir geben einen verdreckten Jungen, welcher Schlamm im Gesicht hat und Mädchen dämlich findet einen fetten Schmatzer damit unsere Eltern ihr »Ohh sieh dir die beiden an« los werden können und unsere Mütter den Hochzeitsplaner rausholen können und wir selbst später darüber Geschichten erzählen oder schreiben können.

Dann werden wir älter, kommen ins Grundschulalter, merken das Jungs mit Schlamm im Gesicht und dreckigen Klamotten eklig sind und dazu auch noch total blöd und wenden uns von ihnen ab. 

Kommen wir dann in die Pupertät werden Jungs süß und heiß aber gleichzeitig auch noch total Doof. Irgendwann steigen wir aus der lächerlichen Pupertätszeit aus und lernen nun das richtige Leben kennen mit all ihren blöden, dreckigen und ekligen Seiten, das es den Jungs aus dem Grundschulalter, streitig macht, wer blöder ist. 

Und die Jungs?

Die finden es süß aber auch gleichzeitig eklig wenn ein Mädchen sie im Kindergarten küsst und die Mama ihnen dann Tagelang in den Ohren liegt wie süß sie doch wahren während der Papa ihn nur bestätigt und erklärt wie kompliziert Frauen doch sind, bis er es sich mit seiner eigenen verspielt.
Im Grundschulalter entwickeln sie dann die süßen aber auch gleichzeitig ekligen Gefühle gegenüber Mädchen zu Unverständlichkeit und Intoleranz. Nicht nachvollziehen könnend, wie man Wendy Zeitschriften lesen kann, Pferdchen spielt und Elsa Oberteile tragen kann, wo doch Cars und Bob der Baumeister so viel cooler ist. Kommen die Jungs in die Pupertät, erkennen sich selbst und fangen an Mädchen wieder süß zu finden, entwickeln sie sich entweder zu einem totalen Macho, einem Klassenclown oder einem normalen Jungen und behalten meist dieses Image bis sie erwachsen sind und im Glücksfall tatsächlich eine Frau finden.

Und Anjo?
Sein erster Kuss im Kindergarten war von mir auf der Wange, von Damain auf dem Mund. In der Grundschule, war er es, der sein Geld für Wendys ausgab und mit mir Filly spielte. In der Pupertät merkte er dann, das er nicht wirklich auf Mädchen stand und sich zu Jungs hingezogen fühlte. Als er diese Zeit der eigenen Akzeptanz eher schlecht als recht überstanden hatte und nun völlig dazu stand, lernte er Harry kennen. Harry zeigte ihm nur einmal mehr, das er sich nicht zu schämen brauchte, für das was er war, für das was er liebte. Außer für seine Essensangewohnheit Nutellabrot mit Käse und Sauren Gurken zu essen. Dafür sollte er sich schämen und da war ich ganz auf Harrys Seite. Wie konnte man so etwas essen?

Aber Anjo lernte sich zu akteptieren auch wenn die Welt sich gegen ihn verschwor, sein Vater sich von ihm abwendete, mehr oder weniger und Hass auf ihn ausgeübt wurde. Er war immer noch der  gleiche Junge wie vorher außer das er vorher beliebt war, dutzende Freunde hatte und auf einer Party nach der nächsten eingeladen war. Dann outete er sich. Die Beliebtheit sank auf den Null Punkt. Von ehemaligen Freunden wurde er verspottet und gehänselt, von Leuten, die nicht verstanden das er sich nie geändert hatte.

Er war der gleiche Anjo wie vorher. Er war schließlich auch vorher schon schwul nur wusste es niemand. Ich war die erste und er hatte geweint. 

»Ich...« seine Stimme brach ein weiteres mal, während er sich wütend die Tränen von den Augen wischte. Mein Kopf lag immer noch schief, während ich meinen Lieblingsjungen beobachtete, aber so langsam tat  diese Position weh. Ich mochte es nicht ihn weinen zu sehen. Nicht, weil Jungs nicht weinen dürfen. Nein, ich konnte einfach schlichtweg keine Tränen in seinen sonst so schönen Augen sehen, diesen traurigen Blick, den er dabei trug, sein Lächeln vollkommen verschwunden.
»Wenn mein Vater...« er schluchzte und warf sich in meine Arme. Ich schlang meine Arme um seinen Rücken und verstärkte meinen Griff um ihn, um ihn zu zeigen das er nicht alleine war. Das war er nie und das wird er auch nie sein. Das schwor ich mir.

»Er.. er wird mich umbringen!«

»Das wird er nicht« flüsterte ich leise in sein Ohr, während ich ihm durch die Haare strich.

»Wir wissen beide das er ein Homophobes Arschloch ist, aber wir wissen auch, das er immer noch dein Vater ist.« Ein hörbares Schlucken, kam von ihm aus, während er sich langsam aus der Umarmung zog, sich mit dem Handballen die Tränen weg wischte und mich ansah. Seine Augen glichen einem Herbstwind. Wie tausend Blätter im Wind, tänzelten die verschiedenen Farbsprenkler um  seiner Iris herum.

»Du bleibst doch bei mir oder?« heiser sprach er, während er sich ein Taschentuch von meinem Nachttisch nahm.
»Naja, um Acht muss ich dich rauswerfen, da wir morgen Schule haben, aber ich kann meine Mutter fragen ob du unter diesen Umständen vielleicht doch bei mir schlafen kannst, jetzt brauch sie ja auch keine Angst haben, das du mich in der Nacht vergewaltigst« Ich lächelte, strich mit meinem Daumen eine Träne aus seinem Augenwinkel. Er gluckste und zog seine Mundwinkel etwas nach oben. »Du bist doof, ich meine für immer...«

»...Und ewig. Du bist immer noch mein bester Freund und daran wird sich nie etwas ändern« Ich stand vom Bett auf und zog ihn mit mir in die Küche. Jetzt brauchten wir erstmal ein Eis und Anjo zusätzlich nochmal stärkere Nerven. Ich war in Damain verschossen und jetzt konnte ich endlich schwärmen was das Zeug hält.

Anjo war anders und ich liebte dieses anders, mehr als alles andere. Er hatte Macken, viele. Er war merkwürdig, sehr oft, aber genau das war der springende Punkt, wieso ich ihn erst so mochte. Es machte ihn besonders. Er war nicht irgendeine dämliche Kopie der Menschheit. Er war ein Original. Ein Unikat, etwas was nur sehr wenige Menschen sind. Heutzutage ist anders sein, wie ein Unikat in einer Kopie Farbrik zu sein.

»Emilia?« eine Hand wedelte vor meinen Augen herum bis ich sie aus meiner Sicht schlug und die blauen Augen genervt ansah. 

»Wollen wir uns jetzt mal treffen?« Damain lächelte mich an, während seine Hand über die Farbpalette strich, über die hervorgehobenen Buchstaben, welche die Farbe mit Worten bezeichnete, bis seine Finger bei einem Marienblau stehen blieben.

Ich bewunderte, schon wie früher, jedesmal aufs neue, welch ein Talent in Damain steckte, wie viel Mut und Ergeiz er besitzen musste um so weit zu kommen. Nur ein Blick auf seine Zeichnung, war beweis genug, das auch Damain es geschafft hatte ein Unikat zu werden. Ich kannte niemanden der wie er war. Er war besonders. Anders.

Oder habt ihr schon mal einen blinden Künstler gesehen der zeichnet wie Picasso?

The Asperger Boy [✅] Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt