Kapitel 10

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Bei Julian zu Hause setzte ich mich erst mal aufs Sofa und warte mit ihm zusammen auf das eintreffen seiner Eltern. Anschließend erzähle ich ihnen alles was ich heute erfahren habe. Man sieht, wie sehr sie diese Informationen mitnimmt, da alle drei am Ende kreidebleich im Gesicht sind. „Es tut mir leid, ich wollte euch nicht in Gefahr bringen...Vielleicht ist es am besten, wenn ich euch verlasse und wir nie wieder etwas miteinander zu tu haben. Du Julian, kennst meinen Namen nur, weil wir zufällig ein paar Kurse gemeinsam haben...", setze ich traurig aber entschlossen ans Ende meiner Zusammenfassung und versuche aufzustehen. Allerdings hält Julian mich fest und zieht mich auf seinen Schoss und umarmt mich fest. „Leah.", ergreift sein Vater das Wort, „Was wären wir für Menschen, wenn wir dich einfach dem Schicksal überlassen würden? Ja du hast recht, wir sind geschockt und haben auch etwas Angst, aber die Angst bezieht sich auf dich. Du bist für uns alle hier wie ein weiteres Familienmitglied und solltest du sterben, werden wir in unseren Lebtagen nicht mehr froh werden können." Gerührt laufen mir die Tränen über die Wangen und ich vergrabe mein Gesicht an Julians Brust, dieser nutzt die Gelegenheit und flüstert mir leise ins Ohr. „Ach Leah, als wenn mir irgendjemand abkaufen würde, dass ich dich nur flüchtig kenne...Dafür...Dafür bist du mir viel zu wichtig geworden...ich kann und ich will nicht mehr ohne dich leben, verstehst du das? Ohne dich, ich weiß nicht, meine Leben hätte jeglichen Sinn verloren und eine Welt ohne dich...das will ich mir gar nicht erst vorstellen..." Ich drücke mich noch enger an ihn und heule nun wirklich wie ein Schlosshund, Julian verlagert meine Position etwas, so dass er aufstehen kann und trägt mich sanft in sein Zimmer. Langsam beruhige ich mich wieder und mache ihm deutlich, dass er mich runterlassen kann. Anschließend greife ich nach seinen Händen und blicke ihm tief in die Augen. „Julian...meine Idee...sie hat mir während des Aussprechens schon das Herz zerrissen, denn auch ich kann mir ein Leben ohne dich nicht mehr vorstellen...es ist, als wärst du wie eine Droge für mich, nur das ein Entzug den Tod als Folge hätte...aber noch weniger könnte ich mit der Schuld leben, dass dir oder einem von deiner Familie wegen mir Leid zugefügt wird...", schon wieder laufen mir die Tränen übers Gesicht. Julian legt seine Hände sanft an meine Wangen und flüstert: „Wie mein Vater schon gesagt hat, du bist Teil dieser Familie, und wir werden nicht zulassen, dass auch nur einem Mitglied Leid zugefügt wird, darauf kannst du dich verlassen." Sein Gesicht nähert sich meinem und ich spüre die hauchzarte Berührung seiner Lippen auf den meinen. Wie automatisch schlinge ich meine Arme um seinen Hals und erwidere den Kuss, unsere Lippen bewegen sich im sanften Einklang gegeneinander und ich habe das Gefühl, dass ich nun endlich zu Hause angekommen bin, bei meinem ganz persönlichen zu Hause.

Anschließend legten wir uns ins Bett nur diesmal an einander gekuschelt und nicht wie sonst jeder auf seiner Seite. Wir hatten nach dem Kuss zwar nicht mehr über „Uns" geredet, aber eigentlich ist es ziemlich klar, dass wir beide einander brauchen auch ohne noch mehr Worte dafür zu verschwenden und unserer Mitmenschen haben das ja auch schon lange vorausgesagt, somit wird es auch keine Überraschung sein, höchstens für meine Mutter.

Die nächsten Tage und Wochen verliefen nicht viel anders als die vorherigen, nur das Julian und ich nun offiziell ein Paar waren und ich die ganze Zeit sehnsüchtig auf die erlösende Reaktion meiner Mutter bezüglich meiner Brüder wartete. Natürlich recherchierten wir auch immer noch um noch mehr über die damalige Zeit herauszufinden und auch mit der Absicht, dass wir uns gegebenenfalls vor den „neuen" Jägern schützen können. Meine Brüder kamen eine Woche vor Ferienende wieder und wurden dann erst mal von mir und meiner Mutter über unsere Familie aufgeklärt bzw. wir dachten wir würden sie aufklären. Bei Nico war das auch der Fall, Jonathan dagegen wusste schon alles und war den Wandlern sehr negativ eingestellt. Die Tatsache, dass auch er unserem Vater scheinbar mehr glaubt als uns, schockierte mich zu tiefst. Außerdem war die Gefahr gejagt zu werden nun nicht mehr fiktiv, sondern leider real. Nico stand zum Glück auf unserer Seite und versuchte sogar mich vor Jo zu verteidigen, indem er meinte, dass wir ja trotzdem eine Familie sind und ich ja schon immer ein Wandler war und somit klar ist, dass ich nicht vorhabe, jemanden etwas anzutun. Jo lachte ihn darauf nur höhnisch aus und blitzte mich wütend an, bevor er sich auf sein Zimmer verzog. Völlig überfordert mit der Situation zog ich Nico in meine Arme und drückte ihn fest. „Leah? Ich weiß, wir haben uns gerade erst ausgesprochen und ich hätte dich auch sehr gerne wieder hier zu Hause, aber auf Grund der jetzigen Situation bist du bei Julian besser aufgehoben", sprach meine Mum mich traurig an. Ich schluckte hart und nickte dann aber, da sie nun mal recht hat. „Ich pack mir nur noch schnell ein paar Sachen zusammen, okay?" Meine Mum nickte und ich machte mich mit Nico auf zu meinem Zimmer. Als ich alles hatte drückte ich meinem jüngsten Bruder noch einmal fest an mich und drückte ihm einen Kuss auf den Kopf. „Ich hab dich lieb. Vergiss das nicht", flüsterte ich leise und verließ dann mein Zimmer. Draußen wurde ich von meiner Mum noch einmal fest in den Arm genommen und drückte sie ebenso fest. Dann machte ich mich langsam auf zu Julians und meinem Treffpunkt, da ich zu früh war, setzte ich mich auf den Boden und nutzte die Zeit, um meinen Gedanken nachzuhängen. Natürlich hätte Julian mich auch früher abgeholt, aber ich fand es recht angenehm mal Zeit für mich zu haben.

„Na Schönheit? Was sitzen sie hier so alleine?", riss mich auf einmal eine Stimme aus meinen Gedanken. Ich drehte mich lächelnd zu Julian um und erwiderte, „Ich warte auf meinen ganz persönlichen Prinzen." Daraufhin grinste er und reichte mir seine Hand um mir hoch zu helfen. Kurz darauf verblasste mein Lächeln allerdings, da mir wieder der Grund des langen Wartens einfiel. Auch Julian bemerkt meinen Umschwung und griff besorgt nach meinen Händen. „Was ist passiert?" Ich guckte ihn traurig, verzweifelt und erschöpft an, dann flüsterte ich „Jo...Jonathan...er ist...er ist auf der Seite meines Vaters! ...Er ist ein neuer Jäger..." Julian zog mich einfach nur in eine feste Umarmung und tröstete mich mit seiner Nähe. „Komm, lass uns fahren. Meine Eltern können uns bestimmt helfen.", sagte er leise und zog mich behutsam zu seinem Auto. Seine Eltern waren zu nächst genauso bestürzt wie wir, machten sich dann aber Gedanken wie wir die nahende Katastrophe möglichst abwenden könnten. Simon ergriff das Wort, „Also das wichtigste ist jetzt erst mal, dass sich besonders von euch beiden, keiner mehr alleine irgendwo rumtreibt. Am besten wäre es, wenn ihr beiden nur noch zu zweit anzutreffen seid und sonst zumindest Freunde bei euch habt. Handys werden nicht mehr ausgeschaltet und möglichst immer mit eingeschaltetem Ton dabei sein. Sabine und ich werden die anderen Familien über die Gefahr in Kenntnis setzten und dann können wir nur abwarten und hoffen, dass nichts Gravierendes passiert." Alle Anwesenden nickten zustimmend und wir zogen uns auf Julians Zimmer zurück.

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So ich melde mich hier auch mal wieder😅😊
Was sagt ihr eigentlich so zu der Story? Würde mich freuen, mal ein paar Meinungen zu lesen😊
Man liest sich, eure Lenchen🤗

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