Kapitel 4

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„Hey :)

Hast du mit deiner Familie geredet?

Alles gut gegangen den restlichen Tag über?"

„Ja, nichts passiert

Und ja ich hab mit meiner Familie geredet...

Hätte ich mal lieber lassen sollen, hab jetzt den mega Stress mit meiner Mutter..."

Ich legte mich wieder ins Gras und genoss die Sonne auf meinem Gesicht, als plötzlich mein Handy klingelte. „Ja?" „Hey Leah, hier ist Julian" „Julian? Was gibt's?" „Na ja, du klangst so als wenn du jemandem zum Reden gebrauchen könntest und da dachte ich mir, ich ruf dich einfach mal an. Oder ist es gerade unpassend?" „Oh, ähm nein, passt schon. Und ja, du hast recht, ich könnte definitiv jemandem zum reden gebrauchen..." „Sag ich doch, reicht dir telefonieren oder soll ich vorbeikommen?" „Also wenn du so fragst... nein telefonieren reicht auch...denke ich..." „Wenn du meinst, wo bist du den gerade, wenn ich fragen darf?" „Klar darfst du" Ich lachte leicht. „Ich bin im Park, da wo wir heute Morgen waren..." „Okay...weist du was, warte einfach da, ich komm doch zu dir, außer du willst mich nicht sehen?" „Haha, als ob ich dich nicht sehen wollen würde, schließlich bist du ja momentan der einzige der mich wirklich versteht..." „Okay, dann bis gleich." „Bis gleich" Perplex starrte ich mein Handy an, hatte Julian gerade wirklich gesagt das er zu mir kommt oder hat mein dämliches verliebtes Hirn sich das nur dazu gedacht? Nein, er hatte wirklich gefragt, ob es in Ordnung wäre... Oh mein Gott!!! Julian kommt hierher, nur, weil ich Stress mit meiner Mum habe! Wie süß ist das denn bitte... <3^^ awww...ich könnte jetzt noch Stunden so weiterschwärmen... Scheiße...wie sehe ich eigentlich aus? ...Wahrscheinlich komplett verschwollen und verheult...Oh mein Gott...Wie soll ich das denn jetzt bitte hier auf die Schnelle in Ordnung bringen...

Auf einmal wurde mir von hinten eine Hand vor die Augen gehalten „Buh!" rief der jemand lachend hinter mir. Zu meiner Schande muss ich gestehen, dass ich leider zusammenzuckte... „Was? Bin ich etwa so angsteinflößend?" wurde ich immer noch lachend gefragt. Jetzt dämmerte mir auch langsam, wer da wohl hinter mir stand, ich war heute auch echt wieder die Intelligenzbestie hoch zehn...nicht. „Julian. Musst du mich so erschrecken? Und nein eigentlich bist du nicht angsteinflößend." Er lachte immer noch, nahm jetzt aber netterweise seine Hand von meinen Augen und setzte mich mir gegenüber. „Eigentlich bin ich davon ausgegangen, dass du mich gehört hast, aber scheinbar warst du zu tief in deinen Gedanken versunken als darauf zu achten.", meinte er mit einem Lächeln auf den Lippen. Ein Lächeln zum dahinschmelzen...hach... Ich wurde rot auf Grund meiner eigenen Gedanken und senkte schnell meinen Blick, seinem Kichern nach zu orten hatte er es wohl mitbekommen, Mist aber auch... „Also? Was genau ist passiert, das du jetzt so mutterseelenallein hier im Park hockst?", fragte er jetzt wieder ernst aber auch mit echtem Interesse. Ich hob den Blick, atmete einmal tief durch und fing einfach an, das gesamte Geschehen ohne auch nur ein Detail auszulassen zu erzählen. Als ich fertig war, liefen mir schon wieder die Tränen über die Wange, vor allem, weil mir bei meiner Erzählung auch wieder bewusstgeworden ist, dass ich momentan nirgendswo hinkonnte, dies hatte mir meine Mutter in ihrer SMS ja deutlich zu verstehen gegeben, auch das erwähnte ich am Ende meines Redeflusses. Dann saß ich einfach nur noch stumm da und schaute Julian abwartend in die Augen. Dieser guckte etwas überrascht und erschrocken und zog mich dann einfach nur in seine Arme, wo ich mein Gesicht an seiner Brust vergrub und mich einfach nur ausheulte. Julian strich mir beruhigend über den Rücken und wiederholte die ganze Zeit leise, dass alles Gut werden würde. Irgendwann hatte ich mich dann wieder etwas gefasst und löste mich vorsichtig aus seiner Umarmung. Ich guckte sein Shirt etwas zerknirscht an und meinte dann „Tut mir leid, dass ich dein T-Shirt zerstört habe..." Er schaute an sich runter und meinte dann abwinkend „Ach passt schon, das kommt dann heute Abend halt direkt in die Wäsche und dann wird das schon." Da ich noch zu fertig war, nahm ich es einfach so hin und lenkte das Thema dann wieder auf den Ursprung zurück. „Weißt du, vielleicht hat meine Mutter ja doch recht... Vielleicht wäre es wirklich besser das ganze hier zu ignorieren und wieder zu meinem bisherigen Leben zurückzukehren...Schließlich ist es nicht normal und somit wohl auch noch nicht komplett erforscht und vielleicht gibt es irgendwelche schrecklichen Krankheiten oder sowas oder man kein sein Tier auf einmal nicht kontrollieren und bringt damit dann im Endeffekt alle Menschen in Gefahr oder..." „Wooooh Stopp, diese Gedanken streichst du bitte ganz schnell wieder. Natürlich ist es noch nicht komplett erforscht, das sind die Menschen aber auch nicht und ich kenne genügend Familien, die durch das Gen deutlich gesünder und fitter sind, auch im Alter. Außerdem ist es deutlich gefährlicher deine wahre Natur zu ignorieren, denn meistens stirbt man dann relativ schnell einen quälenden und langsamen Tod und wenn man richtig viel Glück hat und es viele Jahre unterdrückt hat, brennt irgendwann ne Sicherung durch und dein Tier läuft Amok, was bedeutet das es alles und jeden in seiner Umgebung ermordet, da hast du dann deine aus dem Ruder gelaufene Kontrolle. Und um dich zu beruhigen, bei Wandlern, die sich regelmäßig wandeln und ihre wahre Natur so annehmen wie sie ist, ist so etwas noch nie seit mindestens 2000 Jahren vorgekommen, nur bei denen die es jahrelang geleugnet und „Normal" weitergelebt haben." Ich guckte ihn völlig geschockt und entgeistert an. „Ähm...wissen das alle Wandler und deren Familien oder nur manche?", fragte ich vorsichtig, vielleicht auch etwas hoffnungsvoll. Julian wusste welche Antwort ich hören wollte und guckte mich entschuldigend an, bevor er leise antwortete: „Ja, alle die von dem Gen wissen, wissen auch was bei Ignoranz bzw. Unterdrückung passiert. Tut mir leid." Ich schüttelte den Kopf. „Das kann doch nicht sein...Meine Mutter würde doch nicht wollen das ich sterbe...oder doch? Widert sie es sosehr an, dass sie mir lieber den Tod wünscht?...Ich fasse es nicht...so hätte ich sie niemals eingeschätzt...was soll ich denn jetzt tun...Ich will nicht sterben!" Erst jetzt bemerkte ich, dass ich bei meinem Monolog wie ne bekloppte hin und hergelaufen bin. Julian trat an mich heran und nahm mich malwieder in den Arm. „Shhht...es wird alles Gut, das verspreche ich dir und du wirst nicht sterben, dafür werde ich schon sorgen...Ich bin immer für dich ja, okay? Egal was ist, ich lass dich nicht im Stich... Sag mal, was hältst du davon, wenn du erst mal mit zu mir kommst, bis deine Mum sicher wieder eingekriegt hat?" Erstaunt löste ich mich von ihm. „Das meinst du wirklich ernst? Ja klar, gerne, danke, vielen, vielen Dank." Strahlend fiel ich ihm um den Hals. „Aber was sagt den deine Familie dazu?" „Die verstehen das schon, meine Mum weiß eh schon über dich Bescheid, ich hoffe du bist mir nicht böse deswegen, aber ich musste einfach mit jemanden darüber reden..." „Alles gut, ich kanns verstehen, ich hätte genauso gehandelt. Darf ich dich mal was fragen?" „Ja klar, warum nicht?", er guckte mich etwas verwirrt an und ich meinte vorsichtig: „Na ja, die Frage ist etwas persönlicher aber egal...ähm sind in deiner Familie alle Gestaltwandler oder nur ein paar?" „Die Frage ist doch völlig legitim", lachte er leise und meinte dann „Ja, wir gehören zu den wenigen Familien, wo sich wirklich alle verwandeln können." „Okay, cool." Er grinste mich an, griff nach meiner Hand und fragte dann „Wollen wir noch kurz zu dir, damit du dir ein paar Klamotten und deine Schulsachen holen kannst oder lieber nicht?" „Also gerne geh ich da zwar nicht hin, aber es wäre wohl besser." Ich atmete einmal tief durch und wollte mich in Bewegung setzten, aber Julian hielt mich fest. „Also wenn du nichts dagegen hast, würde ich mein Auto direkt mitnehmen", lachte er leise. Ich nickte und er zog mich mit in die andere Richtung. Als wir dann vor meinem Haus standen, meinte ich vorsichtig zu ihm „Ich hoffe du bist mir nicht böse, wenn ich dich nicht mit reinnehme, aber da muss ich alleine durch, okay?" Er nickte nur ergeben und ich stieg aus und betrat vorsichtig unser Haus. Das Schicksal schien allerdings ein Nachsehen mit mir zu haben, meine Mutter war gerade mit unseren Hunden spazieren. Schnell lief ich hoch in mein Zimmer und packte ne Tasche mit allen notwendigen Klamotten zusammen und schmiss dann noch alle rumfliegenden Schulsachen mit rein. Als ich wieder unten war, schnappte ich mir noch schnell meinen Schulrucksack und lief zurück zu seinem Auto. Dort angekommen, schmiss ich meine Sachen in den Kofferraum und stieg wieder ein. Julian erkundigte sich noch einmal, ob ich alles habe und fuhr dann los. Während der Fahrt, schrieb ich eine Nachricht an meine Mutter:

Hey
Tut mir leid was ich gesagt habe,
aber ich werde mich trotzdem nicht
gegen meine Natur wenden. Ich wohne
jetzt erstmal bei nem Kumpel und hab mir vorhin ein paar Sachen geholt, nur das du Bescheid weisst.

GestaltwandlerWhere stories live. Discover now