Kapitel 5

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Während der Fahrt herrschte leicht bedrückende Stille zwischen uns, scheinbar war er ebenso so miserabel in small talk wie ich^^ Nach einiger Zeit brach ich dann allerdings die Stille, da ich immer noch bedenken hatte, einfach so bei seiner Familie aufzutauchen und dann auch noch mit der Bitte dort erst mal wohnen zu dürfen. Julian grinste nur bei meiner vorsichtigen Frage und versicherte mir zuversichtlich, dass das wirklichkein Problem sei und ich mir nicht so viele Gedanken machen soll. Anschließend kehrte diese allseits beliebte Stille wieder ein, man bemerke die Ironie... Ich guckte verträumt aber auch etwas ängstlich aus dem Fenster, hauptsächlich um ihn nicht die ganze Zeit anzustarren. Endlich bog er auf eine Auffahrt auf und das Auto kam zum Stehen. Sichtlich nervös öffnete ich die Tür und wollte Julian meine Tasche abnehmen, die er netterweise schon aus dem Kofferraum geholt hatte, dies ließ er aber nicht zu und ich gab mich geschlagen und folgte ihm vorsichtig zum Haus. „Mama? Ich bin wieder da!", rief er laut, sobald wir drinnen waren, „Achso, ich habe übrigens Besuch mitgebracht!" Wir zogen unsere Jacken und Schuhe aus als eine Frau, vermutlich seine Mutter, im Flur auftauchte. „Hey mein Schatz. Stellst du uns deinen Besuch auch vor?", fragte sie lächelnd und schaute dabei zu mir. Er grinste und meinte „Ja klar, Mama das ist Leah Miller, das Mädchen von der ich dir schon erzählt habe und Leah das ist meine Mutter, Sabine Meißner." Seine Mutter lächelte mich warm an und sprach „Hallo Leah, ich bin froh dich endlich persönlich kennenzulernen und nenn mich bitte Sabine." Ich nickte zaghaft, etwas erschlagen von so viel Wärme und Freundlichkeit. „Julian, wieso geht ihr nicht erst mal rauf in dein Zimmer, ich ruf euch dann sobald das Abendessen fertig ist." Julian zögerte und fragte dann vorsichtig „Ähm da wäre noch was...Ich hab dir doch von ihren familiären Problemen erzählt oder?" Seine Mutter nickte fragend. „Also ja, ihre Mutter hat sie quasi rausgeschmissen und ich habe ihr angeboten, dass sie erst mal bei uns wohnen könnte, solange bis sich die Situation beruhigt, weil hier hätte sie ja auch genügend Ansprechpartner bei eventuellen Problemen oder Fragen oder..."„Julian, beruhig dich. Aber natürlich darf Leah bei uns wohnen, das ist doch absolut kein Problem, erst recht in so einer Situation", unterbrach ihn seine Mutter leicht lächelnd und zog mich dann zu meiner Überraschung in ihre Arme. An meinem Ohr flüsterte sie mir zu „Es tut mir wirklich leid, dass es so gekommen ist und ich kann dich absolut verstehen. Du musst wissen, mir ging es früher ganz genauso, nur, dass ich ziemlich lange auf mich allein gestellt war und nicht von Anfang an einen so wunderbaren Unterstützer an meiner Seite hatte. Allerdings bin ich heute sogar froh, denn sonst hätte ich höchstwahrscheinlich nicht meinen wunderbaren Mann kennengelernt und hätte keine so tolle Familie." Nach diesen Worten ließ sie mich wieder los und machte uns deutlich, dass wir jetzt endlich nach oben gehen sollen, dabei zwinkerte sie mir noch einmal verschwörerisch zu und verschwand wieder in einem der angrenzenden Räume. Julian grinste mich verlegen an und machte sich dann samt meiner Tasche auf den Weg nach oben, ich folgte ihm langsam. Erst als wir in seinem Zimmer angekommen sind, ergriff er wieder das Wort. „Und? Bist du jetzt davon überzeugt, dass meine Familie besonders meine Mutter absolut kein Problem damit hat, wenn du erst mal bei uns wohnst?" Ich nickte schüchtern und sah mich dann neugierig in seinem Zimmer um. An der einen Wand stand ein großes Bett, daneben ein kleiner Nachttisch. Das Zimmer hatte ebenfalls ein relativ großes Fenster, vor dem ein Schreibtisch samt Stuhl stand. Auf der gegenüberliegenden Seite befand sich ein Sofa mit einem kleinen Couchtisch und an der letzten Wandstand ein Kleiderschrank. Das Zimmer war in einem hübschen Blau und Weiß gehalten und vermittelte ein angenehmes Gefühl. Julian stellte meine Tasche vor seinem Schrank ab und ließ sich dann auf sein Bett fallen. Ich stand etwas hilflos in der Mitte seines Zimmers. „Na komm, setzt dich zu mir, ich beiße schon nicht", sagte er leicht grinsend zu mir. Daraufhin grinste ich ebenfalls vorsichtig und ließ mich neben ihn fallen. Jetzt erst fiel mir auf, dass gegenüber vom Bett ein Flachbildschirm hing und darunter, wer hätte es gedacht, natürlicheine Spielkonsole aber auch ein extra DVD-Player. „Julian? Wo soll ich eigentlich schlafen?", fragte ich ihn vorsichtig. „Wenn es dich nicht stört hier bei mir, auch wenn ich dann natürlich auf der Couch schlafe." Ich guckte ihn etwas verwirrt an, woraufhin er entschuldigend mit den Schultern zuckte und meinte, „Tut mir leid, unser Gästezimmer wird momentan von meinen Großeltern bewohnt, sonst hättest du das haben können." „Nein, ist schon gut, mich stört es nicht mit dir in einem Zimmer zu schlafen. Aber wenn dann schlaf ich auf dem Sofa, schließlich ist es dein Zimmer und somit auch dein Bett", erklärte ich meine Reaktion. Er schüttelte lachend den Kopf. „Vergiss es, was wäre ich den für ein Arsch, wenn ich das Mädchen auf dem Sofa schlafen lassen würde. Ne Ne,du schläfst mal schön auf dem Bett und ich ganz der Gentleman auf dem Sofa." Ich seufzte resigniert und fragte dann: „Und was hältst du davon, wenn wir beide in deinem Bett schlafen? Das ist doch schließlich breit genug oder nicht?" Er guckte mich skeptisch an. „Du bietest gerade an, mit einem fast fremden Typen in einem Bett zu schlafen? Bist du sicher, dass das so eine gute Idee ist?" „Naja, du hast auch eine fast Fremde mit zu dir genommen und lässt sie bei dir wohnen, wenn man so darüber nachdenkt ist das auch nicht wirklich intelligent und außerdem hätten wir ja erstens beide unser eigenes Kissen sowie eigene Decke und zweitens schätze ich dich auch nicht so ein, als das du mir bei passender Gelegenheit direkt an die Wäsche gehen würdest. Aber es war ja auch nur ein Vorschlag", meinte ich leicht genervt und vielleicht auch etwas enttäuscht. Er grinste. „Stimmt, wer weiß, vielleicht willst du uns ausrauben oder sogar umbringen. Wirklich sehr leichtsinnig von mir." Ich verdrehte die Augen und schlug ihm leicht gegen die Schulter, konnte mir ein Grinsen aber nicht verkneifen. Er hielt sich gespielt empört die Schulter und sprach dannbweinerlich „Guck da geht es schon los, erst lässt du deine Opfer leiden, um sie dann später langsam und schmerzvoll zu ermorden." Ich guckte ihn ungläubig an und fing bei seinem leidenden Blick an los zu prusten. Er schaute mich daraufhin nur empört an. „Nicht nur ein einfacher Mörder, nein auch noch ein sadistischer, der sich am Leid seiner Opfer regelrecht erfreut." Nach diesem Satz war es vollkommen um mich geschehen, ich kringelte mich geradezu vor Lachen und jedes Mal, wenn ich seine immer noch leidende und empörte Miene sah, verließ mich meine Selbstbeherrschung aufs Neue. Je länger ich kichernd und prustend auf seinem Bett lag, desto mehr bröckelte auch seine Maske, bis er schlussendlich ebenfalls lachend neben mir lag. Nach gefühlten 10 Minuten lagen wir beide nach Luft japsend nebeneinander und vermieden es uns anzugucken, da wir dann wieder in Gelächter ausgebrochen wären. Wie durch ein Wunder schafften wir es uns so langsam zu beruhigen und uns wieder normal hinzusetzten. „Um deine Frage bzw. deinen Vorschlag von vorhin noch einmal aufzugreifen, also wenn es dich wirklich zu 100% nicht stört, können wir uns auch mein Bett teilen." Ich guckte ihn so Dein Ernst mäßig an. „Ne weißt du, das stört mich vollkommen, deswegen habe ich es ja auch vorgeschlagen..." Er hob entschuldigend die Hände, „Sorry, ich wollte ja nur sichergehen." „Essen ist fertig, kommt ihr bitte runter!", hörten wir seine Mutter dann von unten rufen. Er stand auf und hielt mir die Hand hin, ich ergriff sie und ließ mich von ihm auf die Beine ziehen. „Und? Bist du bereit meine restliche Familie kennenzulernen?" Ich atmete einmal tief durch und sagte dann zögerlich: „Ich hab wohl keine große Wahl oder?" Er verneinte lachend und zog mich aus seinem Zimmer.

GestaltwandlerWhere stories live. Discover now