08 - Endlich eingeweiht

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„Tut mir echt leid, dass ich dich so abwürgen muss. Ich melde mich morgen, versprochen."

Hektisch und mit schlechtem Gewissen legte er auf.

Roya blieb verwundert vor ihrem Telefon sitzen. Was war das jetzt wieder gewesen? Kian verhielt sich mehr als eigenartig, seit sie sich wiederbegegnet waren. Einerseits suchte er den Kontakt, andererseits hatte er es ständig eilig, schien oft unkonzentriert, beinahe abwesend. Etwas schien ihn zu bedrücken und sie würde schon noch dahinter kommen, was es war. Oder wollte er sie im Grunde gar nicht in seinem Leben? Meldete er sich nur aus Pflichtgefühl bei ihr? Wenn dies der Fall war, würde sie damit umgehen können, zumindest nach einer Weile. Ehrlichkeit war das Mindeste, was sie von ihm verdiente und sie würde sie einfordern. Seufzend lehnte sie sich zurück und versuchte noch eine Weile, seine widersprüchlichen Signale zu deuten, aber es hatte keinen Zweck. Sie sollte damit aufhören. Frauen wurde wohl nicht umsonst vorgeworfen, in alles Mögliche immer viel zu viel hineinzuinterpretieren. Vielleicht steckte gar nichts dahinter, und Kian hatte einfach gerade eine stressige Zeit.

Kaum hatte Kian aufgelegt, klingelte es auch schon an der Tür. Zur Abwechslung holte nicht Amon ihn ab, sondern Jo, eigentlich Josephat, ein wortkarger Typ wie ein Schrank, zu dem er ein unterkühltes Verhältnis hatte.

„Na super", dachte er sich und stieg schweigend zu ihm in den Wagen, da auch dieser sich nicht die Mühe machte, ihn zu begrüßen.

Er machte sich auf eine Standpauke gefasst, die sich gewaschen hatte, und legte sich eine Verteidigungsstrategie zurecht. Nie im Leben hatte er damit gerechnet, dass Amon so eine große Sache aus dem Vorfall machen würde. Schließlich war nichts Dramatisches passiert. Was für ein Hosenpisser!

Mit einem unguten Gefühl im Magen betrat Kian hinter Jo das Hauptquartier und folgte ihm schweigend in den großen Saal, der, wie er wusste, nur bei Vollversammlungen der Anführer der „Krieger von Arash", wie die Bruderschaft offiziell hieß, genutzt wurde. Wie befürchtet war die komplette Führungsriege in einem Halbkreis um Kourosh versammelt. Das konnte ja heiter werden. Kian bemühte sich um Fassung und beschloss, zunächst abzuwarten. Sollten sie ihn doch rausschmeißen, dann bekäme er immerhin sein Leben zurück und die Freaks könnten allein zusehen, wie sie mit dem drohenden Weltuntergang klar kämen. Er war ohnehin nicht scharf darauf, eine tragende Rolle dabei zu spielen. Umso besser, wenn er es jetzt endgültig vergeigt hatte.

Schweigend blieb er mit einigem Abstand zu dem Halbkreis, den sie gebildet hatten, stehen und versuchte, sich von ihrer Überzahl unbeeindruckt zu geben. Etwa dreißig gegen einen. Fair war das nicht. Die Zeit, bis Kourosh endlich das Wort ergriff, schien ihm unendlich lang, obwohl es in Wahrheit wohl nur wenige Sekunden waren.

„Kian, wir möchten uns in aller Form bei dir entschuldigen", ergriff Kourosh endlich das Wort und der Angesprochene vermochte kaum seinen Ohren zu trauen, so sehr überraschten die Worte ihn. Erstaunt blickte er in Kouroshs faltiges Gesicht.

„Wir wollten stets nur dein Bestes, deine Sicherheit stand über allem, doch nun ist es an der Zeit, dich restlos einzuweihen."

Kian fragte sich, ob er träumte. Schließlich hatte Kourosh ihm erst heute Morgen gesagt, dass er noch nicht bereit sei.

„Wundere dich nicht, Kian. Wir hatten diese Unterredung erst später geplant, aber uns ist klar geworden, dass es für alle Beteiligten besser und vor allem sicherer ist", er wandte seinen Blick Amon zu, „wenn du in alles eingeweiht bist. Deine Kräfte sind viel versprechend, doch du hast noch viel zu lernen und uns läuft die Zeit davon."

Kian war so verdutzt, dass er weiter schwieg und darauf wartete, dass Kourosh fortfuhr.

„Nett, dich zur Abwechslung mal sprachlos zu erleben", ergriff Kourosh erneut das Wort, wobei seine Mundwinkel sich ein winziges Bisschen nach oben verzogen.
„Der alte Bastard hat also doch so etwas wie Humor", schoss es Kian durch den Kopf.

Die Krieger von Arash  (pausiert)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora