Fünfundzwanzig

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Schweigend lag ich in meinem Bett und versuchte seit ungefähr zwei Stunden verzweifelt zu schlafen, doch an diesem Tag schien der Adrenalinkick nach dem Konzert länger anzuhalten als sonst. Vielleicht weil es das letzte Konzert der Take me home Tour in unserem Heimatland war. In ein paar Tagen startete die Europatour, die wir hauptsächlich im Bus verbringen würde, worauf ich mich schon sehr freute. Wie man sich vorstellen kann, waren die Zeiten im Bus immer die lustigsten, gerade am Vortag hatte ich mit Liam darüber geredet, dass die Tour eigentlich wie ein Kumpelurlaub war, außer, dass wir abends die tollste Arbeit der Welt zu erledigen hatten. Vor allem in letzter Zeit schien in meinem Leben alles perfekt zu laufen... 

Meine Gedanken drifteten ab und ich ließ das Monat, das vergangen war, seit ich mit Jess zusammen war in meinem Kopf Revue passieren. 

Alle Konzerte, all den Blödsinn, den wir dort getrieben haben, die 'Männerabende' im Bus nach einem Konzert, wo jeder voller Euphorie durcheinander redete, jede freie Sekunde, die ich als glücklichster Mensch auf der Welt, mit meiner bezaubernden Freundin verbracht hatte und weiß der Himmel was noch, spielte sich in dem Moment wie der Schnelldurchlauf eines Films, in meinem Kopf ab. 

Ein Tag blieb mir besonders gut in Erinnerung. Der 3. April, in der einen Woche, in der wir fünf Konzerte in London hatte. Am Vorabend, nach dem Konzert, führte ich sie zum Essen aus, dann zeigte ich ihr mein Zuhause in London und sie übernachtete bei mir, sodass wir auch den nächsten Tag miteinander verbrachten. Einer der schönsten meines Lebens... Eigentlich passierte nichts besonderes, wir blieben den ganzen Tag zuhause. Nur ich und meine Freundin, abgeschnitten vom Rest der Welt mit dem Wissen, dass nichts und niemand was von uns wollte und ausnahmsweise keine Arbeit oder sonst was auf uns wartete. Am Abend dann, als Lou sie abholte und ich dann alleine zurückblieb, fühlte ich mich so leer aber auch so glücklich wie noch nie. 

Worauf ich besonders Stolz bin, war der Grundstein des Songs 'Happily', der an diesem Abend gelegt wurde. Unter der Dusche dachte ich über den vergangen Tag nach und war glücklich... So kamen mir die ersten Bruchteile des Songs in den Sinn, die ich gleich am nächsten Vormittag, mit der Unterstüztung von zwei anderen Songwritern, zu dem machte, was sie jetzt sind. Zu dem Song 'Happily', der dann tatsächlich auf unserem dritten Album erschien. 

So viele aufregende Erlebnisse und berauschende Momente hatte ich in diesem Monat mit meinen Freunden geteilt und ich hatte das Gefühl sie zu wenig genossen zu haben. Ich sah uns schon beim Abschlusskonzert der Tour, weil ich wusste, die acht Monate, die noch auf uns warteten, wurden wie der letzte, in einem Atemzug vergehen.   

Diese Nacht war eine der entscheidenden, in denen ich lernte, das Leben zu genießen, für jeden Moment dankbar zu sein und ihn so gut wie möglich in mein Gedächtnis einzuprägen, möge er mir noch so unsinnig vorkommen. Kleinigkeiten, die man vielleich sonst übersehen würde, zu schätzen, da ich die Erfahrung gemacht hatte, dass man danach nur traurig auf die vergangene Zeit zurückblickte, weil sie viel zu schnell vergangen war.  

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Ungeduldig wartete ich im Auto vor Lou's Haus und wartete auf Jess. Ich holte sie ab, damit sie die nächsten paar Tage bei mir blieb, bevor wir unsere Euoropatour starteten. Mein Blick haftete an der Eingangstür des Hochhauses, die sich jeden Moment öffnen müsste. Als sich nach einer gefühlten Ewigkeit endlich was bewegte, erhellte sich mein Gesichtsausdruck... um sich gleich wieder zu verfinstern, weil es nur ein älterer Herr mit seinem Hund an der Leine und einer Baskenmütze auf dem Kopf war. 

Genervt schaltete ich das Radio ein und hörte Michael Buble zu, wie er von einem wunderschönen Tag sang, an dem er nicht zu lachen aufhören konnte, während meine Augen immer noch starr auf die Tür gerichtet waren. 

Keep calm and do hair (1D/Harry Styles FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt