Zwei

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Plötzlich wurde ich von einer krächzenden Stimme aus meinem Schlaf gerissen."Aufwachen Miss! Wir landen in fünf Minuten!" die alte Dame neben mir rüttelte sanft an meinem Unterarm.

Gähnend zog ich mir die Kopfhörer aus den Ohrern, bedankte mich und sah aus dem Fenster. Es regnete. Was denn sonst? dachte ich mir und sah genervt auf den kleinen Bildschirm ober mir auf dem gerade "Cars 2" lief.

Ich war fast erneut eingeschlafen, als ich durch einen Ruck merkte, dass wir gelandet waren und ich durch die Geschwindigkeit des A380 nach einer Landung, in meinen Sitz gedrückt wurde.

"Parking position" drang es durch die Lautsprecher und sofort begann ein wildes Gedränge. Das Flugzeuginnere konnte man mit einem Ameisenhaufen vergleichen. Jeder wollte so schnell wie möglich zu seinem Handgepäck und aus dem Flugzeug raus, deshalb stand ich erst gar nicht auf und wartete bis alle draußen waren. Gemütlich schnallte ich mich ab, nahm meine Tasche und ging den langen Gang zur Gepäckausgabe. Meine zwei Koffer kamen relativ bald und ich machte mich gleich auf den Weg zum Ausgang um nach Tante Lou zu suchen. Mehr als ein Jahr hatte ich sie nun schon nicht mehr gesehen, das letzte Mal war sie hochschwanger. Von ihrer Tochter, meiner Cousine, Lux, hatte ich bisher nur Fotos gesehen. Sie musste nun schon eineinhalb Jahre alt sein.

In diesen Gedanken versunken stolperte ich über ein "Caution - Wet Floor!" - Schild. Ich konnte mich gerade noch halten doch einer meiner Koffer knallte zu Boden. Jetzt sah ich von weitem eine, mir nur allzu bekannte, weißblonde Mähne. Ich ließ meinen zweiten Koffer auch gleich fallen und stürmte auf meine Tante zu.

"Jess!", sie lächelte und nahm mich in den Arm. "Du bist so groß geworden!"

Ich lächelte und begrüßte Lux, die in ihrem Buggy neben uns stand und schrill kicherte.

"Hey Lux.", ich drückte ihr einen Kuss auf die Wange, sie klatschte und kicherte.

"Dann mal los.", ich nahm meine Koffer und Lou schob Lux mit samt Buggy aus dem Flughafen und wir machten uns auf den Weg zu ihrem Apartment.

Wir hatten uns so viel zu erzählen, dass die Autofahrt wie im Flug verging. Schon stoppte sie ihren Wagen vor der Garage ihrer Wohnung und ließ mich und Lux aussteigen, um dann ganz einzuparken. Ich solle inzwischen nur mein Handgepäck nehmen, die Koffer dürfe dann Tom in die Wohnung bringen, sagte sie, als sie ausgestiegen war.

Lachend hob ich meine Nichte, die bereitwillig ihre Arme nach mir ausstreckte, aus ihrem Buggy, nahm sie auf den Arm und folgte Lou den Gang zum Lift in den letzten Stock zu ihrer riesigen Maisonettenwohnung. Lou klingelte, dass sie nicht alles abstellen zu musste, um nach dem Schlüssel zu kramen. Augenblicklich öffnete uns ihr Mann, mein Onkel Tom, die Tür und nahm mich und Lux gleichzeitig in den Arm. Seine Frau bekam einen kurzen Kuss und ich platzierte Lux auf den Boden um meine Schuhe auszuziehen, wurde aber sofort von ihr in ihr Zimmer gezogen. Sie schlief noch bei ihren Eltern im Schlafzimmer, hatte aber schon ihr zukünftiges Zimmer als Spielzimmer eingerichtet.

Nach einer Stunde Puppenteestunde spielen merkte ich wie mir langsam die Augenzufielen. Es war zwar erst 15 Uhr, doch ich hatte einen sehr langen Flug hinter mir, inklusive Zeitverschiebung. Lux, als hätte sie gewusst, was ich dachte, rief nach ihrem Vater, der mich gleich ablöste. Ich ging zu Lou in die Küche, sie verstand sofort und führte mich ins Gästezimmer. Konnten hier alle Gedanken lesen?

Als ich mein Zimmer sah, fielen nun auch die letzten Zweifel von der Frage ob es mir hier gefallen würde. Es war perfekt, tausend Mal besser als meines Zuhause in Montgomery. Man bedenke, es war ja "nur" das Gästezimmer. Sogar mein Kindheitstraum, ein eigenes Bad, ging mit meinem Umzug in Erfüllung. Meine Koffer standen schon im Zimmer, ich zog frische Unterwäsche, eine dünne Jogginghose und ein Tanktop raus und hüpfte unter die Dusche. Gerade Mal fünf Minuten stand ich unter der warmen Brause, als ich vor Müdigkeit umzukippen drohte. Schnell schnappte ich mir ein Handtuch, wickelte es um meinen Körper und putzte meine Zähne. Ich beschloss meine Haare nicht zu föhnen, ich war einfach zu kaputt, zog meine Sachen an und legte mich ins Bett. Mit den Gedanken, dass ich vergessen hatte nach der Landung meinem Vater bescheid zu geben, dass ich gut angekommen bin, fiel ich in einen tiefen, traumlosen Schlaf.

Keep calm and do hair (1D/Harry Styles FF)Where stories live. Discover now