01 - Überraschendes Wiedersehen

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Sie glaubte, kämpfen zu müssen, eine wichtige Aufgabe zu haben, doch sie konnte nicht sagen, worin diese bestand und schien unfähig, sich zu bewegen, wusste nur, dass das Wesen die gesamte Welt zerstören würde, wenn es gewänne. Als es auf Kian zukam, mit seinen scharfen Klauen nach ihm griff, verlor sie das Bewusstsein.

Sie hatte das Gefühl aus tiefer, endloser Dunkelheit zurückzukehren und ihre Ohren gehorchten ihr eher als ihre restlichen Körperfunktionen. Leise gemurmelte Unterhaltungsfetzen drangen in ihr Gehirn. „Ich kann jetzt nicht" ... „Nein später, ich muss erst noch" ... „Ja verdammt, es ist wichtig".

Sie kannte die Stimme, konnte sie jedoch nicht sogleich zuordnen und musste all ihre Kraft aufbringen, um ihre unendlich schweren Augenlider endlich zu öffnen. Ihre Sicht war zunächst verschwommen, doch nach kurzer Zeit erkannte sie Kian, der wie in Trance im Schneidersitz auf dem Boden hockte und sich mit einer nicht anwesenden Person zu unterhalten schien. Das erklärte zumindest, warum sie immer nur eine Stimme gehört hatte, machte aber überhaupt keinen Sinn. Roya fragte sich, ob dies wirklich geschah und kniff sich selbst mit aller Kraft in den Unterarm.

„Autsch, verdammt!", rief sie kurz darauf aus und war endgültig überzeugt davon, wach zu sein.

„Roya, Gott sei Dank! Ich habe mir solche Sorgen gemacht", gab Kian mit erleichterter Stimme von sich und stand plötzlich direkt neben ihr.

Sie zuckte erschrocken zusammen.

„Wieso stehst du neben mir?"

„Erinnerst du dich nicht? Wir haben uns im Gang getroffen. Was für ein unglaublicher Zufall! Ich hätte nicht gedacht, dass ich dich jemals wiedersehen würde."

„Ich freue mich auch, aber das meine ich nicht. Du hast gerade noch auf dem Boden gesessen. Wie kannst du plötzlich neben mir stehen?"

„Unsinn, ich stehe seit einer halben Stunde neben dir und warte darauf, dass du zur Besinnung kommst. Du hast mir einen gehörigen Schreck eingejagt."

„Ich weiß genau, dass du eben noch auf dem Boden gesessen hast", beharrte Roya.

„Dein Gehirn spielt dir sicher einen Streich. Immerhin bist du in Ohnmacht gefallen. Was war denn los?", entgegnete Kian, ohne ihr in die Augen zu blicken.

Sie bezweifelte seine Worte, aber welchen Grund sollte er haben, sie zu belügen? Vielleicht hatte ihr Bewusstsein ihr wirklich einen Streich gespielt. Immerhin hatte eine schreckliche Vision sie außer Gefecht gesetzt. Nur wie sollte sie ihm das erklären? Sie war nicht bereit, ihm nach all der Zeit als Erstes davon zu erzählen. Davon und von dem Alptraum, der sie seit zehn Jahren quälte, und der der Vision, die sie soeben gehabt hatte, erschreckend ähnelte. Nur war sie aus ihrem Traum stets viel eher erwacht, hatte noch nie so viel gesehen wie heute.

Kian durfte auf keinen Fall davon erfahren, er würde sie für verrückt halten und das könnte sie nicht ertragen, daher beschloss sie, die Angelegenheit zu überspielen: „Da treffen wir uns nach zehn Jahren endlich wieder und ich falle in deinen Armen Ohnmacht. Was für ein Auftritt! Aber keine Sorge, das passiert mir sonst nie. Ich hatte einfach viel Stress in letzter Zeit und habe vor lauter Lernen viel zu wenig geschlafen."

„Sicher, dass es dir gut geht? Oder soll ich einen Krankenwagen rufen? Ich weiß, ich hätte es gleich tun müssen, aber sie hätten mich sicher nicht mitfahren lassen und ich hatte Angst, dich sofort wieder zu verlieren", bei diesen Worten raufte Kian sich die schwarzen Haare und machte einen so schuldbewussten Eindruck, dass Roya sich beeilte, ihm seine Sorge zu nehmen.

„Ich bin froh, dass du es nicht getan hast. Auf eine Nacht im Krankenhaus kann ich gut verzichten", womit sie maßlos untertrieben hatte. Hätte er sie einliefern lassen, hätten ihre Adoptiveltern Nicole und Allan davon erfahren und sie hätte zugeben müssen, dass ihre Albträume zurück waren, da sie es nie lange schaffte, vor den beiden etwas zu verheimlichen. Bestimmt hätte sie dann die nächste Therapie am Hals gehabt, die ihr ebenso wenig helfen würde, wie die unzähligen, die sie bereits hinter sich hatte.

Die Krieger von Arash  (pausiert)Donde viven las historias. Descúbrelo ahora