Chapter 29

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Seoul, Krankenhaus, 12:40
"Guten Morgen!", kam eine fröhliche Krankenschwester in mein Zimmer.
"Sie werden heute entlassen!", zwitscherte sie "wie ich sehe, sind sie schon angezogen und starklar!"
In der Tat. Ich wartete schon eine Stunde auf meine Entlassung. "Na dann möchte ich sie nicht mehr lange aufhalten. Das hier wurde für sie hinterlassen."
Sie hielt mir eine American-Express Kreditkarte hin. Eingedruckt stand sein amerikanischer Name Jay Park.
Ich verdrückte eine Träne. Die nette Krankenschwester führte mich aus dem Gebäude und ich hatte keine Ahnung, wo ich war. Ich wollte sie noch fragen, wo ich hin musste, aber meine Stimme wollte einfach nicht.
Meine größte Verletzung waren wohl meine Stimmbänder. Mit meiner Rippe hatte ich nach den Medikamenten gar kein Problem, aber meine Stimme nervte mich einfach nur.
Deshalb ging ich, guten Mutes zur Busstation. Jays Kreditkarte hatte ich zwar in der Hosentasche, aber ich wollte keinen Cent davon benutzen, also stieg ich ein und versuchte dem Busfahrer klar zu machen, dass ich.... ja was wollte ich ihm denn eigentlich sagen? Dass ich verletzt war und einen Bus brauchte? Dass ich mich hier nicht mehr auskannte? Dass mein Freund mich verlassen hatte, in einem scheiss Zustand? Keine Ahnung, aber er verstand meine klagenden Laute und stellte mir ein Tagesticket fürs ganze Netz aus. Dann setzte ich mich nach hinten und direkt neben die Anzeigetafel, damit ich mich orientieren konnte. Die ersten Stationen waren mir völlig fremd, aber zu meinem Glück, war das Krankenhaus nicht weit weg, von meinem alten Haus und die Station "Schule" rückte immer näher.
Das war auch die Station bei der ich mit Jay damals ausgestiegen war. Erleichtert genoss ich die Fahrt und wartete auf meinen Stopp. Ich quälte mich aus dem Bus und den ganzen Weg bis zu Jays Haus. Ich hoffte innerlich, dass entweder er oder seine Eltern zuhause sein würden. Der Weg gestaltete sich nicht so gemütlich, wie ich ihn in Erinnerung gehabt hatte. Jede Unebenheit stach mir in die Seite. Als ich endlich die Türschwelle erreicht hatte, musste ich meine Atmung kontrollieren, dann klingelte ich. Es dauerte ein paar Minuten und ich wollte schon umdrehen, doch dann öffnete mir eine alte Frau die Tür. Frau Park. Sie hatte noch genau die Gesichtszüge wie früher, war nur etwas älter, kleiner und dicker. Genau, wie ich sie sofort erkannt hatte, hat sie auch mich direkt erkannt. "Mein Kind!", rief sie und umarmte mich sanft, da sie meine Verletzungen irgendwie mit dem Mutterinstinkt orten konnte. Wir hatten schon immer ein gutes Verhältnis gehabt. Ich war wie ihre zweite Tochter gewesen, sie meine zweite Mutter. "Wie groß bist du geworden!"
Dann brachen wir beide in Tränen aus. Heulend zog sie mich zur Tür herein und setzte mich auf einen der Stühle am Esstisch. Die Garnitur war neu, aber an der alten Stelle im Raum. Sie fragte mich ein paar Dinge und immer wieder lachten wir, oder heulten. Seine Mutter verstand mich so gut, dass ich nur mit wenigen gekrächzten Worten antworten konnte. Komischerweise fragte sie nicht nach Jay. War er schon hier gewesen? Und.... ihr Mann?
"Mama Jae? Wo ist ihr Mann?"
Mit Jays Vater hatte ich mich nie so gut verstanden, aber er war ein freundlicher Mann gewesen, der viel gearbeitet hatte.
"Er ist letzten Sommer verstorben."
Es traf mich wie eine Kanonenkugel. Damit hatte ich nicht gerechnet, aber Mama Jae umarmte mich und machte uns etwas zu essen.
Sie bot mir an, so lange bei ihr zu bleiben, bis es mir besser ging, also verbrachte ich eine Woche bei ihr, in Jays altem Bett....

The Job (Jay Park FF), K-popWo Geschichten leben. Entdecke jetzt