4. Tränen der Angst

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„Würdest du dich wirklich nicht von mir nach Hause fahren lassen?", Dareans Frage kommt für mich vollkommen unerwartet.

Gerade waren wir noch im Park bei Benoits Spezialstunde. Unsere Aufgabe bestand darin Leute zu beobachten und zu versuchen ihre Verhaltensweiße zu imitieren. Es war eigentlich eine lustige Aufgabe, nur war es peinlich, wenn die Leute einen bemerkt haben.

Wir sind gerade auf dem Weg zum Ausgang des Parks, als Darean plötzlich diese Frage stellt. Als Antwort schüttele ich einfach nur den Kopf.

„Gut dann frag ich anders", seufzt Darean auf, obwohl er mein Verhalten langsam kennen müsste. „Warum würdest du es nicht tun?"

„Ich fahre generell nicht in Autos mit", antworte ich dieses mal richtig.

„Es hat also nichts mit mir persönlich zu tun", schlussfolgert er und bekommt von mir ein Kopfnicken zu sehen. „Gut, dann muss ich ja nicht beleidigt sein."

Dareans Grinsen bringt mich ebenfalls zu einem Lächeln. Der Junge hat irgendwie nie schlechte Laune. Also entweder liegt es einfach an seinem Charakter, oder es liegt an der vielen Schokolade die er immer futtert, die soll ja bekanntlich glücklich machen.

„Welchen Kurs hast du heute noch?", will Darean wissen, als wir gerade den Park verlassen und wieder an der stinkenden Straße ankommen.

„Keinen mehr", gebe ich über den Lärm der Autos zurück.

„Du Glückliche", seufzt Darean auf. „Ich muss nochmal zurück zur Uni, dann trennen sich wohl unsere Wege hier. Bis morgen." Schon springt er in die nächste beste S-Bahn und ist verschwunden.

Also manchmal ist Darean echt merkwürdig. Okay nein, er ist immer merkwürdig. Kopfschüttelnd ziehe ich meinen iPod wieder aus der Tasche und mache mich auf den Weg nach Hause.

Die Uni ist zwar noch ein Stück weiter weg, aber wirklich nah ist der Park unserem Apartment auch nicht. Trotzdem entschließe ich mich zu laufen. Ich weiß nicht genau woran es liegt, dass ich so ungern S-Bahn fahre, aber ich nutze jede Gelegenheit zu laufen.

Vor allem wenn das Oxford auf dem Weg liegt. Natürlich ist mir bewusst, dass Kaffee nicht unbedingt gesund ist, aber ich bin einfach süchtig nach dieser Mischung aus Espresso und heißer Schokolade.

Mit einem Becher Chocochino und einem Blaubeermuffin verlasse ich das Oxford wieder und mache mich endgültig auf den Weg nach Hause.

„He Hübsche", höre ich jemand nach mir rufen, als ich gerade die Lobby betrete. Ju, dessen Koffeinschub anscheinend nachgelassen hat, kommt die Treppe runter, bleibt vor mir stehen, schnappt sich meinen Muffin und beißt einmal großzügig davon ab.

„Ich wollte gerade einkaufen gehen", verkündet er halb kauend. „Willst du mitkommen, oder hast du irgendetwas Bestimmtes vor?"

„Eigentlich nicht", beschützend drehe ich die Hand mit dem Muffin etwas von ihm weg.

„Gut, dann kannst du ja mitkommen", beschließt Julien für mich und will schon wieder die Lobby verlassen.

„Ich muss noch meine Tasche weg bringen", rufe ich ihm zu.

„Brauchst du nicht", winkt Ju ab. „Wir nehmen das Cabrio es ist heute doch gutes Wetter, da kannst du die Tasche in den Kofferraum legen."

Er versucht seine Worte möglichst nebensächlich klingen zu lassen, aber trotzdem bringen sie mich zum Erstarren.

„Mensch Reika", seufzt Julien auf und kommt wieder zu mir.

„Du weißt dass ich das nicht kann", sage ich leise zu ihm.

Irgendwie... *Leseprobe*Where stories live. Discover now