Kapitel 12 - Das mit: »Was habe ich schon zu verlieren?«

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Wie angewurzelt stand ich auf dem Flur und drückte meine Handtasche gegen meine Brust. Ungläubig starrte ich die beiden nacheinander an. Ich holte tief Luft, als wollte ich etwas sagen, entschied mich aber doch anders. Matt war ein erwachsener Mann, konnte tun was und mit wem er wollte. Trotzdem versetzte es mir einen Stich. Er schien sich ja ziemlich schnell über meine Abfuhr hinweg getröstet zu haben.

Nachdem ich den ersten „Schock" des Tages hinter mir hatte, besann ich mich und machte mich auf den Weg zu den Fahrstühlen. Jasmine und Matt ließ ich einfach ohne ein weiteres Wort stehen. Vor der großen Tür des Aufzuges drückte ich den Knopf und wartete, dass der Fahrstuhl nach oben fuhr. Matt trat neben mich, von Jasmine keine Spur. Na super. Ich blickte stur geradeaus, fixierte die Türen, in der Hoffnung sie mögen sich so schnell wie möglich öffnen. Endlich kam der Fahrstuhl mit einem „Ping" zum stehen und die Türen öffneten sich mit einem leisen Surren. Kaum das sie geschlossen waren, lag wieder dieses erotische Knistern in der Luft. Wieso um Himmels Willen hatte dieser Mann nur so eine unglaubliche Anziehungskraft? Meine Libido sprang förmlich im Dreieck, weil sie sich vor Lust nach ihm verzehrte. Ich verdrängte es jedoch. Matt holte tief Luft. Ich konnte dem Drang einfach nicht wiederstehen und musterte ihn mit einem verstohlenen Seitenblick. Auch er hat sich für die Hochzeit zu Recht gemacht, trug einen schwarzen, maßgeschneiderten Anzug, ein weißes Hemd und dazu passender Krawatte. Seine Hände fingerten an seinen silbernen Manschettenknöpfen herum. Es machte fast den Eindruck als sei er nervös. Er ertappte mich dabei, wie ich ihn anschaute und ich wurde rot. »Marie, ich glaube ich sollte...«, doch weiter kam er nicht, denn der Fahrstuhl kam zum stehen und die Türen öffneten sich wieder. Nach frischer Luft sehnend, stieg ich schnell aus und ließ zum wiederholten Male Matt stehen. Ich wollte lieber gar nicht wissen, was er mir zu sagen hatte.

Besonders weit kam ich allerdings nicht, denn er packte mich am Arm und zog mich zur Seite. Sein betörender Duft umhüllte mich und meine Knie wurden weich. »Marie...«, er raufte sich die Haare, was ihn nur noch attraktiver wirken ließ. »...zwischen mir und Jasmine ist nicht das passiert, was du vielleicht denkst...« Seid wann konnte er meine Gedanken lesen? »Du bist mir nichts schuldig, Matt. Du kannst tun und lassen was du für richtig hältst.« Meine Stimme klang ziemlich gefasst, was man vom Rest meines Körpers nicht erwarten konnte. »Sei nicht so unnahbar«, flüsterte er und legte eine Hand an meine Wange. »Es gibt nur eine Frau die ich mehr als alles andere begehre, die sich mir aber ständig entzieht...« Meinte er mich? Vor Verblüffung öffnete sich mein Mund ein bisschen. Dies schien er als Einladung zu sehen, denn kurz darauf lagen seine Lippen auf meinen und seine Zunge fuhr geschickt durch den kleinen Spalt. Sein Kuss war zärtlich, aber dennoch fordernd. Ich hatte keine Kraft mehr ihm zu widerstehen und gab mich ganz unserem Kuss hin. Meine Hände krallten sich in seine ohnehin schon zerzausten Haare, um ihn nur noch dichter an mich zu ziehen. Ein Grollen drang tief aus seiner Brust und auch ich konnte ein Stöhnen nicht unterdrücken. Stimmengewirr ließ uns letztendlich schwer atmend auseinander fahren. Ein Lächelt umspielte seine vollen Lippen und ich konnte nicht anders als es zu erwidern. »Vielleicht sollten wir uns auf den Weg zur Kirche machen, bevor ich dich zurück aufs Hotelzimmer entführen muss.« So wie er die Worte aussprach, begann sich in meinem Unterleib dieses köstliche Prickeln auszubreiten. Ich wollte ihm widerstehen, aber das kleine Teufelchen auf meiner Schulter wisperte mir ständig »wovor hast du Angst?« ins Ohr. Plötzlich kamen mir meine Ängste und Taten völlig kindisch vor. Wieso nicht einfach auf sämtliche Konsequenzen pfeifen und den Augenblick genießen? Wie schon gesagt, was hatte ich zu verlieren?

Wir lösten uns genau im richtigen Moment voneinander, denn wieder öffneten sich die Fahrstuhltüren und meine Eltern traten auf den Flur. »Schatz, da bist du ja«, begrüßte mich mein Dad und gab mir zur Begrüßung einen Kuss auf die Wange. »Matthew, schön Sie zu sehen, ich soll Ihnen von John ausrichten, dass er auf der Suche nach Ihnen ist«, säuselte meine Mutter. »Dann werde ich mal schauen, wo der Bräutigam steckt«, antwortete Matt gelassen, nickte meinen Eltern zum Abschied zu und bedachte mich mit einem Blick der mir sofort wieder die Knie weich werden ließ.

Meine Mutter hackte sich munter vor sich hin plaudernd bei mir unter und wir machten uns auf den Weg zum Hochzeitsauto, ein schicker Oldtimer, mit dem wir meine Schwester vom Frisörsalon abholen würden. Auf der Fahrt dorthin schweiften meine Gedanken immer wieder zu Matt und zu dem was er gesagt hatte. »Es gibt nur eine Frau die ich mehr als alles andere begehre...« hallten seine Worte in mir nach. Jetzt erst wurde mir richtig bewusst, wie dumm ich mich verhalten habe. Welche Frau läuft vor so einem Mann freiwillig weg? Ich fürchtete, darauf wollte auch Matt irgendwann eine Antwort von mir haben, aber damit würde ich mich beschäftigen, wenn es soweit ist.

Als wir bei dem kleinen Friseursalon ankamen, war ich ganz gespannt, wie meine Schwester wohl aussehe würde. Das Kleid kannte ich zwar schon, dennoch war es etwas anderes, das komplette Ergebnis zu sehen. Sie stand mit dem Rücken zu uns, zu guter letzt wurde der Schleier in ihre Hochsteckfrisur gesetzt. Sie sah wunderschön aus, ein paar winzige Tränen der Freude traten in meine Augen. Meine kleine Schwester wurde heiraten, endlich war ihr großer Tag da. Auch Mum tupfte sich verstohlen mit einem Taschentuch die Augenwinkel. »Emily, du siehst einfach traumhaft aus.« Auch Dad schien ganz gerührt von ihrem Anblick. »Jetzt hört aber auf, sonst fange ich auch noch an zu weinen und die ganze Arbeit war umsonst«, scherzte sie. Als sich der Frisör noch mal versichert hat, dass an Emily und ihrem Kleid alles am richtigen Platz saß, wünschte er ihr alles Gute für das Eheleben und wir machten uns endlich auf den Weg zur Kirche. Dort würde ich Matt wiedersehen und bei dem Gedanken kribbelte mein ganzer Körper vor Verlangen.  

Unendliche LustWhere stories live. Discover now