Kapitel 4 - Das mit dem Morgen danach...

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In dieser Nacht war dies nicht das letzte Mal, dass wir miteinander schliefen. Kaum ließen wir voneinander ab, fielen wir nach wenigen Minuten wieder übereinander her. Der Sex mit Matt war unglaublich befriedigend, ich konnte währenddessen alles um mich herum vergessen und mich den Gefühlen, die er in mir auslöste hingeben. Als es schließlich begann zu dämmern, schlief Matt völlig erschöpft neben mir ein, ich jedoch bekam kein Auge zu. Der Alkohol hatte bereits seine Wirkung verloren und ich wurde mir dem Ausmaß der letzten Nacht vollends bewusst. Wie bitte, kam ich dazu mit einem mir wildfremden Mann nach nur wenigen Stunden die wir uns kannten, in die Kiste zu steigen? Keine Frage, es war unbeschreiblich. Doch bei Tageslicht betrachtet war ich nie ein Mensch gewesen der sich auf einen One-Night-Stand gern einließ. Ich dachte viel zu viel darüber nach, anstatt die Nacht abzuhaken und meinem gewohnten Leben nachzugehen. Größtenteils war es wohl dem Wodka-Cranberry zuzuschreiben, wieso ich mich überhaupt darauf einließ. Nicht zu leugnen das Matt >DER< Mann überhaupt war. Er hatte Charakter, war Charmant, lustig, sah gut aus und wie er eine Frau verführte wusste er nur all zu genau.

Ich genoss noch einige Minuten den Anblick seines perfekten, von der Morgenröte erhellten Körper, bevor ich mich entschloss besser zu verschwinden bevor er aufwachte und wir uns der Peinlichkeit des Morgens danach stellen mussten. Okay, Peinlichkeit war vielleicht nicht das richtige Wort, denn immerhin ist nichts passiert, was uns unangenehm sein müsste. Mir war etwas unwohl dabei, wie zügellos ich mich einem Fremden hingegeben habe und es daher für besser fand nach Hause zu gehen. Ich sammelte meine Pumps ein, nahm meine Klamotten von dem kleinen Hocker und schlich auf Zehenspitzen zur Tür. Den kleinsten Mucks vermeidend, öffnete ich die Schlafzimmertür und als Matt sich auf die andere Seite des Bettes drehte, blieb ich wie vom Donner gerührt stehen. Jedoch schlief er selig weiter und ich konnte in den Flur schlüpfen.

Ich ging weiterhin auf Zehenspitzen den Flur entlang, auf der Suche nach dem Badezimmer. Erst jetzt bemerkte ich, dass seine Wohnung riesig war. Seine Küche war fast so groß wie mein Wohnzimmer, wohingegen seine so groß wie meine gesamte Wohnung war. Und das war noch lange nicht alles. Matt musste beinah ein Vermögen verdienen, um sich dies hier leisten zu können. Als ich endlich das Bad fand, zog ich mir meine Sachen über und spritzte mir kaltes Wasser ins Gesicht. Ich erkannte mich im Spiegel kaum wieder – die braunen Haare zerzaust, große, leuchtende Augen und leicht gerötete Wangen. Meine Lippen waren geschwollen von den vielen, leidenschaftliche Küssen. Ich war gerade auf den Weg zur Haustür als mir schlagartig einfiel: Wo war meine Handtasche? Als wir die Wohnung gestern betraten, hatte ich sie noch bei mir gehabt. Matt hatte sie mir beiläufig abgenommen und irgendwo hingestellt. Aber wo? Ich ging den Weg zum Schlafzimmer noch einmal ab und fand sie Gott sei Dank auf einer kleinen Anrichte. Plötzlich hörte ich aus dem Raum Geräusche, schnappte mir Tasche und Schuhe und rannte beinah zur Tür.

Leise schloss ich sie hinter mir und drückte wie eine wilde auf den Knopf für den Fahrstuhl. Die Sekunden zogen sich endlos dahin und als die Türen sich mit einem „Ping" öffneten, stieg ich erleichtert ein. Ich drückte die Taste für das Erdgeschoss und sie begannen sich wieder zu schließen. Als sie fast zu waren, ging die Wohnungstür zu Matts Apartment auf und da stand er. Mit zerzaustem Haar, freiem Oberkörper, lediglich mit einer Boxershort bekleidet. Ein verwirrter Ausdruck lag in seinem Gesicht, doch mehr sah ich nicht, denn der Fahrstuhl schloss sich und setzte sich in Bewegung. Ohh nein. Er sah ein bisschen verloren aus. Ich zog meine Pumps an, fuhr mir noch einmal mit den Fingern durch die kastanienbraunen Haare und atmete tief durch.

Unten angekommen, straffte ich die Schultern und betrat das große Foyer. Der Empfangs-Tresen wurde nun von einer elegant gekleideten, jungen Frau besetzt die mir freundlich zulächelte und mich mit »Guten Morgen« begrüßte. Ich nickte ihr nur kurz zu, begab mich zum Ausgang und James, der Nachtportier von gestern öffnete mir die Tür. »Guten Morgen, Miss. Darf ich Ihnen ein Taxi rufen?« Sicher konnte er sich denken, was Matt und ich die letzte Nacht getan haben und ich wurde prompt rot. Mehr als ein Nicken und »Ja, bitte« brachte ich nicht zustande. Es dauerte keine Minute bis ein Taxi hielt. Ich dankte James und stieg ein. Zu Hause wollte ich nur noch eine heiße Dusche nehmen und ins Bett. Ich nannte dem Fahrer meine Adresse, der Wagen fuhr an und aus den Augenwinkeln nahm ich zuletzt noch eine Bewegung wahr. Matt stürmte in Jeans und T-Shirt auf den Gehweg, konnte einen letzten Blick auf mich erhaschen, rief dem Taxi hinterher, doch wir fuhren bereits davon. Nach ein paar Metern drehte ich mich noch einmal um und sah, wie er sich die Haare raufte.

Ich verscheuchte den Gedanken, vielleicht vorschnell gehandelt zu haben, lehnte mich im Sitz zurück und ließ den Blick über die Straßen Philadelphias wandern. Selbst an einem Sonntagmorgen herrschte reges Treiben, die Menschen besorgten sich ihren Kaffee und die Morgenzeitung, andere waren auf den Weg zu ihrer Arbeit oder hatten diese gerade beendet. Vor meinem Apartment-Komplex angekommen, zahlte ich und warf die Tür hinter mir zu. Ich ging die Stufen hoch und kramte in meiner Handtasche nach dem Wohnungsschlüssel. Kaum das ich in meinem kleinen Apartment stand, lehnte ich mich erschöpft gegen die Wand und ließ Tasche und Jacke auf den Boden fallen. Was für eine Nacht. Ich schlüpfte aus meinen Schuhen, Klamotten und stellte mich unter die Dusche.

Und nun stand ich hier, völlig verwirrt und durcheinander und fragte mich: Bitte wie kam ich dazu, mit Matthew McCormick zu schlafen?  

Unendliche LustWhere stories live. Discover now