»Komm einfach wann du Zeit hast, ich bin heute den ganzen Tag da.« Ana nickte kurz, blieb dann mit Harry vor der Kirche stehen; ihre Eltern redeten gerade mit Bekannten, also hatte sie noch Zeit sich kurz zu verabschieden.

Sie strich einmal kurz unsicher ihre Kleidung glatt, bevor sie ihm ihre Hand hinhielt.

»Tschüss Harry.« Sie lächelte ihn einen kurzen Moment an, bis er nach ihrer Hand griff und diese kurz schüttelte. Dabei rutschte sein Ärmel hoch und sie staunte nicht schlecht, als sie den darunter verborgenen Arm voller Tinte sah. Sie bemerkte ihr unhöfliches Starren, von dem sie sicher war, dass er es bemerkt hatte, weswegen sie kurz sagte: »Tschuldigung. « Und dann ihre Hand wieder zurückzog.

»Tschüss Ana.«

»Wer war dieser Kerl?«, fragte ihr Vater kaum dass sie im Auto saßen, um nach Hause zu fahren. Seine Stirnfalte war während er sprach ausgeprägt, also ging sie davon aus, dass er dem ganzen kritisch gegenüber stand. Sehr kritisch.

»Harry ist ein ... Freund.« War Harry ein Freund?  Egal, würde sie sagen, dass sie ihm gestern erst begegnet war, dann käme eine ziemlich andere Reaktion als notwendig war.

»Wie lange kennt ihr euch denn schon?«, fragte ihre Mutter weit weniger kritisch und schaute ihre Tochter durch den Rückspiegel kurz an.

»Noch nicht lange, wir sind uns eher zufällig öfters über den Weg gelaufen«, erklärte sie wahrheitsgetreu, während sie aus dem Fenster schaute und beobachtete, wie die Häuser und Bäume vorbeisausten.

»Er scheint sehr höflich.«

»Mmh.«

»Musst du morgen eigentlich arbeiten?«, wechselte ihre Mutter ein paar Sekunden später das Thema und wartete gespannt auf eine Antwort.

»Ja, aber erst wieder gegen ein Uhr; in letzter Zeit ist nicht so wirklich viel los.« Ana arbeitete wochentags in einem kleinen Restaurant der Stadt. Sie verdiente zwar nicht wirklich viel, aber dafür, dass sie es vorerst nur zum Zeitvertreib tat, war es mehr als genug. Sie wollte sich für das nächste Semester in einem Studiengang einschreiben, wusste aber noch nicht welchen, da schien es gut, einfach die Zeit anderweitig zu vertreiben und sich nicht permanent den Kopf zu zerbrechen.

»Bald kommen wieder mehr Leute, vertrau mir«, ermutigte ihre Mutter sie, sie zuckte jedoch nur mit den Schultern.

Nach dem sie gemeinsam mit ihren Eltern zu Mittag gegessen und den restlichen Tag mit Fernsehen verbracht hatte, nahm sie Harrys Jacke von ihrem Stuhl und warf sie über ihren Arm. Die Adresse, die er ihr genannt hatte, war nicht weit weg, weswegen sie den Weg locker zu Fuß gehen konnte.

»Bis nachher.«

»Pass auf dich auf«, rief ihre Mutter lediglich aus dem Wohnzimmer. Amüsiert über ihre Besorgnis schmunzelte sie kurz, warf dann schnell ihre eigene Jacke über und nahm auch ihr Handy mit.

Von Samstag hatte sie gelernt, abends nicht ohne aus dem Haus zu gehen.

Draußen war es bereits relativ dunkel, doch sie fand eine entspannende Wirkung in dem schummrigen Licht der Straßenlaternen. Die dadurch entstehenden Schatten hatten keine beängstigende Wirkung, eher waren sie interessant anzusehen. Wie sie sich mit ihrer Bewegung veränderten und ihre Stelle wechselten. Es war nie eine Umgebung, die ihr große Angst bereitete, lediglich die Menschen dort.

Sie war abgesehen von den Autos aber sowieso alleine, niemand, der ihr entgegenkam, und sie von ihrem eigentlichen Ziel ablenkte.

Während des Gehens passte sie gut darauf auf, den schwarzen Parka nicht über den Boden zu schleifen, vermutlich wäre sie dann sofort wieder nach Hause gelaufen.

His Dark Soul (h.s.)Where stories live. Discover now