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Harry folgte Ana etwa bis zur etwa fünft letzten Reihe der Sitzbänke; sie ging mit solch einer Zielsicherheit zu dieser Bank, dass sie bestimmt gewohnt war, dort zu sitzen.

Zu seinem Unmut jedoch, schien er nicht der einzige zu sein, der die Vorzüge ihres Kleides bemerkt zu haben schien; viele Jugendliche, die wahrscheinlich von ihren Eltern her geschleift wurden,  aber auch teilweise wesentlich ältere Männer schauten dem Mädchen vor ihm hinterher, machten dabei noch nicht einmal Anstalten, dies heimlich zu tun. Am liebsten hätte er seine Jacke ausgezogen und sie um Ana gelegt, um all die Männer vom Starren abzuhalten.

In der Reihe selbst mussten sie noch an ein paar anderen Menschen vorbeigehen, die sich schon weiter in die Mitte gesetzt hatten, dabei schaute ein Mann Ana wieder unbeholfen auffällig auf den Hintern und die Hüften. Verdammt, das hier war eine Kirche.

Als Harry schließlich an jenem Mann vorbeiging, schaute er ihn kurz bedrohlich an, ermahnte ihn mit seinem Blick, das nie wieder zu tun. Seine manchmal gefährliche Aura überbrachte dem Mann die Botschaft mehr als schnell, sodass er etwas beschämt an der Bank herunterrutschte und schnell zu seiner Frau schaute, die von all dem nichts mitbekommen hatte.

»Mum, Dad; das ist Harry«, stellte sie den Braunhaarigen Mann kurz vor, bevor alle sich hinsetzten. Ihre Eltern hinterfragten nicht, dass jemand ihnen völlig fremdes, sich neben ihre Tochter gesetzt hatte. Sie waren sogar froh, dass es jemand Anständiges war. Sogar Walter sagte nichts, also tat Anas Mutter es auch nicht. Die Vergangenheit hatte sie auf eine bestimmte Art von äußerlichen Merkmalen, die Gefahr bedeuteten, geprägt. Ein teurer Anzug und ein gepflegtes Äußeres zählten nicht dazu.

Während des ganzen Gottesdienstes bekam Harry nicht sonderlich viel mit; er verbrachte einen Großteil der Zeit damit, einfach nur Anas Anwesenheit neben ihm zu genießen. Obwohl es schier unmöglich schien, bildete er sich ein, den von ihr ausgehenden Beeren-Duft riechen zu können; der Duft, der ihm so einzigartig vorkam.

Als sie dann noch leise bei einem der Lieder mitsang, fragte er sich, wie es kam, dass ein Mensch wie sie ihn nur wagte anzusehen, ohne schreiend davon zu laufen. Merkte sie denn nicht, dass er durch und durch schlecht war?

Am Ende des Liedes, drehte sie ihren Kopf aus der nach vorne gebeugten Position ein Stück nach rechts, um geradewegs in das Gesicht des Braunhaarigen zu schauen; er sah sie mit einem derartig warmherzigen Blick an, dass ihr bange wurde und ihre Wangen kurz davor waren, zu erröten. Um dies zu verstecken, drehte sie sich wieder zurück und schaute wieder nach vorne.

»Ich habe noch deine Jacke«, flüsterte Ana beim Rausgehen an Harry gerichtet, sie hatte fast vergessen, ihm Bescheid zu sagen. »Ich kann sie waschen, bevor ich sie dir wiedergebe«, bot sie ihm an, sodass Harry wieder schmunzeln musste; Ana war unglaublich.

»Du musst sie nicht waschen. Ich glaube nicht, dass das nötig ist«, beruhigte er sie und machte eine abwinkende Handgeste, schaute dabei während des Gehens vor sich auf den Boden.

»Wo kann ich sie dir denn vorbeibringen?«, fragte sie weiter und schaute ebenfalls auf ihre schwarzen Vans herunter; wenn sie Kleider trug, zog sie nie hohe Schuhe oder ähnliches an.

Ihre Eltern gingen ein Stück vor den beiden, weswegen sie leise hinzufügte: »Meine Eltern wissen von gestern nichts, sonst hätte ich sie fragen können, ob sie sie kurz holen können. Aber sonst kann ich sie dir heute Abend oder wann auch immer du irgendwo bist vorbeibringen.«

Harry überlegte kurz, um dann zu antworten: »Wenn es keine Umstände macht, kannst du sie zu mir nach Hause bringen; prinzipiell hätte ich sie auch holen kommen können-«

»Nein, das ist wirklich kein Problem. Du hast wegen mir schon so viele Umstände gehabt, dass das das Mindeste ist. Du musst mir nur deine Adresse sagen.« Er nickte und nannte ihr schnell seine Adresse. Es verwunderte ihn, dass sie sie sich nicht aufschreiben musste, sondern so ihm Kopf behalten konnte.

His Dark Soul (h.s.)Where stories live. Discover now