Perfektionist

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Ich rannte und rannte, dann sah ich Marco im Augenwinkel und ich ließ den Ball mit nur einer kleinen Bewegung so  zu ihm rollen, dass dieser ihn nur noch ins Tor schieben musste. Jubelnd drehte er sich zu mir um und strahlte mich an. Dann lagen wir uns in den Armen. Ich konnte die Fans schreien hören und pure Freude durchfuhr meinen Körper. Die anderen waren ebenfalls zu uns gerannt und umarmten uns lachend und jubelnd. Ich schaute in die Augen meines besten Freundes "Du hast es geschafft" flüsterte er mir zu. "nein du" sagte ich zurück. Er lachte "Wir haben es geschafft" ...Ein lautes Piepsen ließ mich aufschrecken. Ich hatte mal wieder geträumt...und was für einen schönen Traum. Seufzend stellte ich den Wecker ab und legte mich zurück ins Bett. Ich versuchte die letzten Minuten des Traums noch einmal zu durchleben und musste schmunzeln. Ja ich träumte in letzter Zeit viel von mir und Marco. Wie wir als Traumduo die Bundesliga aufmischten. Wir waren so ein unglaublich eingespieltes Team. Das hatte ich damals aufgegeben, als ich zu Bayern gewechselt war. Doch auch wenn die Zeit dort viele Aufs und Abs hatte, hatte sie mir doch eines gelehrt. Im Leben macht man viele Entscheidungen, die vorerst gut erscheinen, die ich im Nachhinein aber vielleicht anders gefallen hätte. Dennoch bereut man meistens nur die Entscheidungen die man nicht fällt.. ich habe gelernt, meine Fehler zu akzeptieren und immer nach vorne zu schauen. Das mache ich seit dieser Saison umso mehr. Dennoch fühle ich mich noch nicht zu hundert prozent wieder ich selber. Das merken meine neuen und alten Teamkollegen beim BVB und auch mein Trainer...aber besonders ich. Ich der ewige Perfektionist. Doch für das Ziel, wieder in dem Verein, der mir so viel gegeben hat und dem ich so viel zu verdanken habe, spielen zu können, werde ich alles aber auch wirklich alles geben. Ich kramte nach meinem Handy und sah, dass es schon halb zehn war. Um halb elf hatten wir Training. Schnell kramte ich meine Sportsachen zusammen. Für ein schnelles Frühstück hatte ich noch Zeit. Somit machte ich mir einen Obstsalat und ein Brot mit Käse. Als ich nebenher mein Socialmedia checkte, ploppte eine Nachricht von Andre auf. Ich schluckte das letzte Stück Brot runter und öffnete sie. > Heute nachm Training mit zu Woody?< fragte er und ich musste schmunzeln. Es war schon verrückt, dass wir drei es geschafft hatten, bei dem selben Verein unter Vertrag zu stehen. >Na klar< schrieb ich schnell zurück und machte mich dann auf zum Training. Dort waren schon fast alle angekommen. Ich zog mich schnell um und folgte den anderen auf den Platz. Ich war gerade dabei, einen Ball aus dem Ballnetz zu friemeln, als ich einen Körper auf meinem Rücken spürte.. ich stöhnte unter dem plötzlichen Gewicht, das auf mir lastete auf und erntete ein dreckiges Lachen. "Mensch Sunny, musst doch nicht gleich stöhnen" neckte mich Marco. "Na wenn son fetter alter Sack auf einen hüpft schon" lachte ich und schubste ihn von mir runter. Für den Kommentar schubste er mich weg und lachend versuchte ich das Gleichgewicht zu halten. "Heee.. Prinzessin gleich so eingeschnappt" lachte ich umso mehr, als ich das Gesicht von Marco sah, der angestrengt versuchte ernst zu bleiben. Aber er konnte nie anders als mich anzugrinsen. So auch jetzt. Seine Fasade brökelte als ich ihn immer weiter an- beziehungsweise auslachte und dann konnte er ebenfalls nicht mehr.  Sein schiefes Lächeln kam zum Vorschein und ich konnte die kleinen Grübchen sehen, die ich so liebte. Mir wurde immer ganz warm ums Herz, wenn ich meinen Marco lächeln sah. Er hatte mit Abstand das perfekteste Gesicht und man musste ihn einfach mögen. "He ihr zwei Deppen" kam Andre zu uns. "Vielleicht auch mal mittrainieren?" grinsend musterte er uns und so wandten wir uns dem Training zu. Ich gab echt alles...ich versuchte alles aus mir heraus zu holen und dem Trainer zu zeigen, dass er auf mich zählen konnte. Nach dem Training war ich echt kaputt. Doch ich freute mich auf einen Nachmittag mit den zwei Vollidioten vom Dienst. Schnell zogen wir uns um und machten uns schließlich auf zu Marco. Dort pflanzte ich mich direkt aufs Sofa und griff nach einer der Konsolen. "Du fühlst dich hier auch wie Zuhause was?" scherzt Andre und quetschte sich zu mir auf das Sofa. "Ich BIN hier Zuhause" sagte ich nur schnippisch und Marco kam lachend mit einer Flasche Cola und Salzstangen zu uns. "Da hast du Recht" sagte er zustimmend und setzte sich auf eine der beiden Sessel. Ich fühlte mich wirklich wie Zuhause bei Marco.. schon damals hatte ich fast jeden Tag bei ihm verbracht und oftmals hatte ich auch bei ihm übernachtet, wenn es mal spät geworden war. Ich war quasi mehr hier gewesen, als bei mir daheim. Wir zockten einige Runden, bis Andre plötzlich einen Anruf bekam. "Jungs, ich muss...mein Typ wird verlangt" sagte er und hob entschuldigend die Hände.. "Ja wenn das Frauchen ruft, muss der Hund halt springen" ärgerte ihn Marco und ich lachte nur. "Hey" sagte Andre gespielt beleidigt und dann verabschiedete er sich von uns. "Du bleibst aber noch Sunny oder?" fragte mich Marco und schaute mich mit so einem Hundeblick an, dass ich gar nicht hätte nein sagen können. Ich strahlte ihn also an und nickte wild. Er strahlte zurück und ließ sich nun neben mich aufs Sofa fallen. "Aber lass einen Film gucken oder?" fragte er erneut. Ich nickte wieder zustimmend und somit suchte er sich einen Film aus. Natürlich fiel seine Wahl auf einen Horrorfilm. "Muss das sein?" fragte ich nervös und Marco schmunzelte. "Keine Angst kleiner, der ist nicht so schlimm und ich bin ja da" sagte er und legte einen Arm um mich. "Ha-Ha" machte ich nur, doch kuschelte ich mich gleich etwas näher an Marco. Er breitete noch eine Decke über uns aus und dann ging der Film auch schon los. Hier und da zuckte ich zusammen und Marco kicherte. Mein Gesicht wanderte immer weiter unter die Deck und gegen Marcos Brust. Dieser nahm mich nur noch enger in den Arm und streichelte sanft meine Schulter. Irgendwann hatte mein Kopf Marcos Schulter als Stütze gefunden und meine Augen wurden immer kleiner. Der Film war fast vorbei, als Marco mich etwas aufsetzte und leise zu mir sprach. Ich hörte die Stimme, doch war ich zu müde um zu reagieren. Ich spürte, wie Marco mich hochhob und in sein Bett legte. Wie war ich nur auf einmal zu müde geworden. Marco hatte mich abgelegt und saß nun neben mir im Bett. Er hatte sein Handy aus der Tasche geholt und tippte auf diesem herum. "Das Training hat mich ganz schön geschafft" murmelte ich vor mir hin und Marco lächelte leicht. "Ja, du hast ganz schön geackert mein Lieber" leicht strich er mir übers Haar. "Muss ich...ich muss fit sein und gut sein..damit ich mit dir spielen kann" flüsterte ich kaum hörbar. Ich hatte nun die Augen geschlossen und hörte nur Marcos sanftes Kichern. Dann spürte ich seinen Atem ganz nah an meinem Ohr. "Das wirst du mein Sunny. Ganz bald...du bist doch der beste" sagte er und ich erinnerte mich an meinen Traum. Jetzt musste ich auch etwas schmunzeln und brummte genüsslich, da Marco immer noch meine Haare kraulte. "Kann ich heute Nach hier schlafen?" fragte ich. "Immer" antwortete Marco darauf und gab mir schließlich noch einen zarten Kuss auf meine Stirn. Unter Marcos Berührungen schlief ich schließlich friedlich ein.


OneShots(Götzeus)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt