Kapitel 10 ( Und jetzt?)

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In den nächsten Tagen brachte ich Hicks alles bei was ich wusste und als seine Wunden endlich verheilt waren, war es an der Zeit das er lernte zu fliegen.

"Okee, es ist anders als bei Wolke oder Ohnezahn. Unsere Flügel sind nicht parallel zum Boden, wir müssen sie schräg zum Boden stellen um aus dem Stand heraus los zufliegen. Das ist sehr anstrengend, einfacher ist es in den Flug hinein zulaufen oder hinein zu springen" erklärte ich und nahm Anlauf. Ein Sprung und ich war in der Luft, ich flog zu Hicks. "Jetzt du und nicht vergessen mit den Flügeln zu schlagen" sagte ich, er nickte und nahm Anlauf. Aber er kam nicht hoch. Ich landete neben ihm und nahm seine Hand. "Schlag mit den Flügeln" sagte ich und begann selber auch mit den Flügeln zu schlagen, ich gab ihm eine Starthilfe.
Nach ein paar Runden hatte er den Dreh raus. Um seinen Schwanz machte ich mir keine Sorgen, er wusste wie er ihn benutzen musste. Dank Ohnezahn hatte er Erfahrung wie er den Schwanz bewegen musste um passend zu manövrieren. Er lachte und ich grinste ihn an "Das ist klasse" rief er.

Wir konnten noch nicht aus der Bucht heraus, es war noch zu hell. Dann hörte ich einen Ast brechen. "Komm runter" rief ich. Er landete neben mir und hüpfte ein paar Schritte vorwärts, da er zuviel Schwung hatte. Dann hörte ich wieder die Schritte, womit ich nicht gerechnet hatte war, dass Hicks anfing zu fauchen. Ich lachte und legte ihn eine Hand auf die Brust. "Ganz ruhig, das ist wahrscheinlich nur Astrid" sagte ich und gab ihm einen Kuss auf die Wange, bevor ich ging. Wie ich es mir gedacht hatte war es nur Astrid, sie stand am Eingang der Bucht. "Wie geht es ihm?" fragte sie mich. "Besser" sagte ich und wollte mich schon wieder umdrehen. "Kann ich zu ihm?" fragte sie dann und hielt mich am Arm Fest. "Nein" sagte ich schnell. "Okee. Wann kommt ihr wieder, es ist jetzt schon eine Woche her, alle machen sich Sorgen" sagte sie. Ich säuftzte. "Ich denke in ein paar Tagen" sagte ich.

Als ich in die Bucht zurück kam sah mich Hicks neugierig an. "Ich denke es ist an der Zeit das du lernst dein wahres ich zu verstecken" sagte ich. "Muss das sein" sagte er und klang dabei wie ein kleines Kind. "Wenn du ins Dorf möchtest schon. Außerdem denke ich nicht, dass ich Astrid noch lange davon abhalten kann in die Bucht zu kommen. Und was würde sie wohl sagen wenn sie dich so sieht" antwortete ich. Ich sah gen Himmel, es begann zu dämmern. Ich spürte wie sich etwas um meinen Bauch wickelte. Als ich nach sah, sah ich einen schwarzen Schwanz der mich zu Hicks zog. "Mir ist egal was sie sagt, deine Meinung ist mir wichtig" flüsterte er mir ins Ohr. Ich lächelte und sah ihm in die Augen, bevor er mich an sich zog und küsste.

"Wenn ihr heute Nacht noch fliegen wollt, dann solltet ihr langsam mal los" sagte Ohnezahn belustigt. Ich riss mich los und schöpfte Atem. "Er hat recht" sagte ich. Hicks strich mir mit seinem Daumen über die Lippen, gab mir einen schnellen Kuss und rannte los. "Wer als erstes bei den Klippen ist" rief er und sprang in die Luft. Das ließen sich auch Wolke und Ohnezahn nicht zweimal sagen und schon waren wir alle in der Luft. Am Ende gewann Ohnezahn, Wolke war zweite, ich dritte und Hicks letzter. Er hatte unterwegs echt zu kämpfen gehabt, er war es noch nicht gewohnt so lange Strecken zu fliegen. Als wir an den Klippen landeten, war er komplett außer Atem. "Na k.o?" fragte Wolke. Hicks nickte, den Rückweg ließ er sich von Ohnezahn tragen, ich flog neben her. Merkte aber wie er mich die ganze Zeit ansah, ich drehte mich auf den Rück und sah ihn an. "Was ist los?" fragte ich neugierig. "Wie machst du das?" fragte er und sah mich mit großen Augen an. "Was, auf dem Rücken fliegen, so wie jeder andere auch ich lass mich einfach auf eine Seite Kippen und dann vom Schwung rumdrücken" sagte ich und drehte mich wieder um. "Kannst du mir das beibringen?" "irgendwann später, erst mal musst du an Ausdauer gewinnen" lachte ich. Wir landeten in der Bucht und legten uns hin. Hicks zog mich an seine Brust und schlang seine Flügel um uns.

Am nächsten Morgen zeigte ich ihm wie man seine Drachenmerkmale versteckte. Mit den Klauen konnte er es schon eine ganze Weile. "Stell dir vor wie du als Mensch aussiehst, konzentriere dich darauf und lass es dann geschehen, dein Körper weiß was er zutun hat" erklärte ich und machte es vor. Hicks war ein guter Schüler und hatte den Dreh schnell raus. Ich hatte gedacht, dass er Tage brauchen würden. Aber es war als wäre er für genau dieses Leben geboren worden, es fiel ihm alles ziemlich leicht. "So und jetzt den ganzen Tag nicht zurück" sagte ich und lachte über sein erschüttertes Gesicht. "Warum" fragte er "Wenn du es einen ganzen Tag schaffst können wir ins Dorf zurück, dann muss ich mir keine Sorgen machen, das du dich selbst verrätst" sagte ich. Und grinste ihn an, was er nicht sah war, dass sich Ohnezahn von hinten an ihn ran schlich. Kurz bevor er bei Hicks war machte er einen Satz und riss ihn um. Ich war erstaunt, er blieb ein Mensch und ich wusste, dass sein Instinkt grade schrie sich zu verwandeln. Doch dann sah ich seine Augen, das war immer das schwierigste die Augen sie reagierten auf alles mögliche. "Hicks deine Augen" sagte ich, er blinzelte und sie waren wieder menschlich.

"Ehrlich gesagt hab ich keine Lust ins Dorf zurück, hier ist es doch schön" sagte Hicks abends, als wir am Teich saßen und Fisch aßen. "Noch ist es ja auch nicht so weit" lachte ich. Ich ließ meinen Schwanz über die Erde wischen. "Was willst du dann eigentlich machen?" fragte ich nervös. "Ich meine im Dorf, willst du es vor allen geheim halten oder möchtest du es ihnen erklären. Denn Fragen haben bestimmt alle, ich hab ihnen immer nur gesagt das du Krank bist" "Ich weiß ich hab es gehört, ich weiß nicht, ich denke meinem Vater sollte ich es erklären und auch der Gang, bin ja immer mit ihnen unterwegs." ich nickte. "Du bleibst doch, oder?" fragte er mich nervös. "Warum sollte ich weg gehen, was hätte ich davon?" fragte ich zurück. Er zuckte die Schultern "Du bist bis jetzt nie lange geblieben, bevor du wieder weg bist?" erklärte er. "Da hatte ich ja auch noch keinen Grund hier zu bleiben" sagte ich sanft. Hicks strich mir über die Wange, ich schmiegte meine Wange an seine Hand und sah ihn an.


Das Mädchen mit den weißen  FlügelnWhere stories live. Discover now