Kapitel 8 (Warum hast du das getan)

313 10 0
                                    

Ich spürte wie die Schwanzfinne nervös in meiner Hand zuckte. Ich legte den Schwamm beiseite und ging zu Hicks. Ich gab ihm meine Hand und zog ihn auf die Beine, er schwankte ein wenig, doch dann stand er sicher. Bevor ich wusste was ich tat umarmte ich ihn, was war nur los mit mir. Kurz darauf ließ ich ihn los, wir setzten uns wieder hin und ich beendete das was ich begonnen hatte. Nur das ich dieses Mal direkt vor Hicks saß, da er seinen Schwanz um sich geschlungen hatte.

"Hicks" rief Ohnezahn erfreut als er sah, dass sein Freund wach war. "Hey Ohnezahn" sagte Hicks und umarmte seinen Freund, kraulte ihn. Ich lachte und stand auf, ich hielt Hicks eine Hand hin, damit er hoch kam. Doch als er stand ließ er meine Hand nicht los. Verwundert sah ich ihn an, er zuckte mit den Schultern. Ich ging zu Wolke, Hicks lief neben mir her, hin und wieder schwankte er, noch nicht an den neuen Körperschwerpunkt gewöhnt, dann wurde sein Griff um meine Hand fester. Ich sah ihn an "Es ist einfacher wenn du deinen Schwanz hinter dir herziehst und nicht versuchst ihn in der Luft zu halten" sagte ich und klopfte mit meiner Schwanzfinne auf den Boden. Hicks nickte, sofort wurde seine Stand sicherer und seine ganze Haltung entspannte sich, er ließ meine Hand los. "Und was machen wir jetzt?" fragte er. Ich lachte "Lass doch erst mal deine Wunden heile, danach bring ich dir das bei was ich weiß. Und Ohnezahn und Wolke machen da bestimmt mit" sagte ich und sah wie Hicks etwas enttäuscht die Stirn runzelte. Ich schüttelte den Kopf "Okee, okee also las mich überlegen. Vieles geht noch nicht da dafür wirklich erst die Wunden verheilt sein müssen. Um deine Instinkte brauch ich mir auch keine Sorgen machen, die sind auch bereits da. Wie wäre es wenn du mich was fragst und ich antworte" meinte ich.

Hicks nickte und ließ sich auf den Boden fallen. "Warum fühlt sich alles so warm an?" war seine erst Frage, dabei strich er mit der Hand über den Boden "Ganz einfach, wir können im Gegensatz zu den Menschen unsere Körpertemperatur nicht konstant halten, morgens ist alles wärmer als wir. Das bedeutet aber auch, dass wir aufpassen müssen, das es Nachts nicht zu kalt wird. Anders als Ohnezahn und Wolke können wir den Ort auf dem wir schlafen nicht erhitzen" Hicks nickte als hätte er verstanden was ich meinte. "Warum hast du uns nie davon erzählt?" fragte er mich dann. Ich sah auf den Boden und knetete meine Hände durch. "Zum einem hatte ich tierische Angst das ihr mich für einen Freak gehalten hättet. Zum anderen ist es ja nicht so einfach zu erklären, dass man ein halber Drache ist" das war vielleicht keine gute Erklärung, aber sie entsprach der Wahrheit. "Bringst du mir bei wie ich es verstecke?" "Natürlich, wieso sollte ich es nicht tun?" sagte ich erstaunt. "Ich weiß nicht, es fühlt sich so natürlich an und ich..." er brach ab. Was war das nur mit ihm, das er seine Sätze nie zu Ende brachte "Was ist los?" fragte ich. "Ich weiß nicht, ich hab die ganze Zeit so ein komisches Gefühl" sagte er und schüttelte sich. "Okee!? Was wolltest du den grade sagen?" fragte ich um ihn von dem komischen Gefühl abzulenken. "Ach ist nicht weiter wichtig" winkte er ab.

Was war den das nun, ich sah ihn genauer an, aber mir viel nichts auf, nur das er mich nicht ansah. "Hicks was wolltest du sagen?" fragte ich ernst. Er gab einen frustrierten Laut von sich "Du gibst nicht auf bis ich es dir gesagt habe, oder?" fragte er, ich schüttelte den Kopf. "Es wirkt alles so natürlich und ich mag es gar nicht wenn du als Mensch durch die Gegend läufst, das sieht falsch aus" sagte er schnell. Ich sah ihn geschockt an und dann hörte ich wie Wolke und Ohnezahn lachten. Ich sah auf "Was ist?" fragte ich. Aber die beiden lachten immer noch und konnten nicht antworten. Irgendwann beruhigte sich Wolke und kam zu mir. Sie stupste mich mit der Schnauze an. "Als du noch allein warst ist dir das nicht aufgefallen, aber du hast immer nach jemandem gesucht der so ist wie du. Und mittlerweile ist es für dich normal, dass du dein wahres Ich versteckst. Für ihn nicht, er hat von Anfang an jemanden an seiner Seite gehabt der so ist wie er. Das ist ganz natürlich für eure Art, das ihr es nicht sehen mögt wenn einer der euren sein wahres Selbst versteckt" erklärte mir Wolke.

Ohnezahn saß bei Hicks und schien ihm etwas Ähnliches zu erzählen, aber die beiden waren so leise, das ich nichts verstehen konnte. Es war seltsam, aber jetzt nachdem Wolke mir das erzählt hatte, wurde mir erst klar, dass mir der Anblick von Hicks mit den großen schwarzen Flügeln gefiel. Und das ich nicht wollte das er sie versteckte. Aber ich wusste auch, dass es alles nichts half, wenn wir unter Menschen gingen mussten wir wohl oder übel verstecken wer wir waren.

Ich schüttelte den Kopf. "Kann ich euch allein lassen, ich möchte mal kurz den Kopf frei bekommen" sagte ich und ging ohne auf eine Antwort zu warten. Ich ging eine ganze Weile durch den Wald, ich brauchte mir keine Sorgen mehr um Hicks machen, er war aus dem Schlimmsten raus. Jetzt musste er nur noch lernen. Irgendwann setzte ich mich auf eine Klippe und schaut zum Horizont, war es wirklich so wie Wolke sagte. Kam das seltsame Gefühl, welches ich manchmal hatte, davon das Hicks so war wie ich und das wir so mit den unseren umgingen. Oder lag ich falsch und es war doch was anderes.

Als die Sonne den Horizont berührte wurde mir klar, dass ich fast den ganzen Tag weg gewesen war. Aber ich konnte mich nicht dazu durchringen zurück zufliegen, was bei weitem schneller gewesen wäre, als zu laufen. Als ich in der Bucht ankam war es schon lange Dunkel. "Moonlight du bist zurück" rief Wolke erleichtert. Ich schaute mich um. Hicks lag in einer Ecke und schien unter einer Decke zu schlafen, doch als ich in die Richtung ging, setzte er sich auf. "Mir ist kalt" sagte er und zitterte. Ich lachte "Kein wunder Decken halten Menschen warm die selber wärme abgeben, aber das tun wir nur wenn wir den ganzen Tag in der Sonne gesessen haben" was mich daran erinnerte, dass ich genau das den ganzen Tag getan hatte. Ich ging zu Hicks und öffnete meine Flügel. "Darf ich?" frug ich, er sah mich verwirrt an, nickte aber. Ich lehnte mich an seine Schulter und schlang meine Flügel um ihn, er war eiskalt. Ich sah böse zu Wolke hinüber, darauf hätte sie aufpassen müssen. Aber sie schlief schon, zusammengerollt neben Ohnezahn.

Irgendwann mussten wir eingeschlafen sein, denn als ich die Augen aufschlug war es schon hell. Aber das nahm ich nur am Rande wahr, ich war von Hicks abgelenkt. Er lag vor mir auf der Seite und schaute mich mit seinen grünen Augen ganz genau an. Langsam wurde mir bewusst was sonst noch um mich herum los war, ich hatte meine Flügel um uns herum geschlungen. Ich fühlte, dass er mir die Arme um den Körper geschlungen hatte, so als hätte er mich die ganze Nacht so festgehalten. Aber als mir klar wurde was mein Schwanz machte wurde ich knall rot, ich hatte ihn in der Nacht unbewusst um Hicks Oberkörper geschlungen. Ich wollte mich los machen und aufstehen, es war mir einfach nur peinlich was ich getan hatte. Aber Hicks ließ mich nicht los. Er zog mich enger an sich heran und drückte seine Lippen auf meine. Ich erstarrte, was sollte das? Doch bevor ich auch nur weiter denken konnte schaltete sich mein Gehirn aus und ich erwiderte den Kuss. Wenn auch nur kurz, dann sprang ich auf, und sah auf einen erschrockenen Hicks herunter. "Warum hast du das getan?" fragte ich entsetzt.

Das Mädchen mit den weißen  FlügelnWhere stories live. Discover now