Kapitel 60 - Erster Kuss

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Nach der Feier bat Mom Julian und mich, noch eine Weile mit zu ihnen nach Hause zu kommen. Also kamen wir etwa um halb fünf dort an, nachdem wir uns kurz im Hotel Freizeitkleidung angezogen hatten, und Mom verteilte Kaffee an alle. 
Es war toll, endlich wieder in meinem Elternhaus zu sein. Es sah fast alles noch so aus wie vor eineinhalb Jahren. 

"Soll ich dir mein Kinderzimmer zeigen?", grinste ich Julian an und schaute fragend zu meiner Mom. 
"Na los, haut schon ab", lachte sie. Ich nahm Julians Hand und lief mit ihm nach oben in den ersten Stock. 
"Hier habe ich achtzehn Jahre meines Lebens verbracht", erklärte ich, als ich die Tür öffnete. Und es sah wirklich noch fast so aus, wie vor meinem Auszug. Es hatte sich fast nichts geändert. Die Regale und Schränke waren leerer und das Bett nicht bezogen, sonst war es wie immer.
"Mein Zimmer war nicht so groß", schmollte Julian und musste lachen. 
"Und da ganz hinten war ich früher als Kind ganz oft." Ich zog ihn mit zum Fenster und zeigte hinaus. "Da ist ein kleiner See und früher war da auch ein Baumhaus."
Er sah nach draußen und lächelte. 
"Wenn ich später Kinder habe, werde ich auch Baumhäuser bauen. Und mit ihnen Fußball spielen. Vierundzwanzig Stunden am Tag", strahlte er. 

Ich beugte mich zu ihm rüber und küsste ihn. Julian zog mich sogleich dicht zu sich ran. Bald darauf fanden wir uns auf meinem Bett wieder. Julian lag auf dem Rücken und ich lehnte mich auf ihn rauf und küsste ihn, als meine Mom ins Zimmer platzte. 
"Oh, 'tschuldigung... ähm... Daran werde ich mich gewöhnen müssen...", stammelte sie und sah absichtlich weg.
"Du kannst gucken", lachte ich und sie musste schmunzeln. 
"Karin und Tommy sind gerade gekommen. Er fragt nach Julian", berichtete sie und lächelte. 
"Fünf Minuten", grinste ich und ignorierte sie dann einfach. Als die Tür zu ging, begannen wir beide zu lachen. 
"Das hätte ich auch nicht gedacht. Dass ich jemals hier so liegen würde und meine Mom reinplatzt", grinste ich.
"Wieso das?", fragte Julian etwas verwirrt.
"Naja... weil du mein erster Freund bist", gestand ich zögerlich, starrten einen seiner Kragenknöpfe an und wurde rot. 
"Was?", fragte er verdattert und sah mich mit großen Augen an. 
"Ich bin halt wählerisch", grinste ich und küsste ihn schnell. 
"Aber... warte mal! Dann sag mir bitte, dass das auf der Party nicht dein erster Kuss war!" Er sah mich noch immer etwas fassungslos an. 
"Ich hab meinen 'ersten Kuss' beim Flaschendrehen in der fünften Klasse bekommen... Aber danach...", ich lächelte schüchtern: "... erinnere ich mich nicht."
"Hanna! Was hast du getan? Wo warst du all die Jahre?", lachte er. 
"Vielleicht hab ich einfach auf dich gewartet?"
"Okay, dann müssen wir das jetzt dringend nachholen! So kann ich dich nicht leben lassen!" Er setzte sich hin und saß dann im Schneidersitz vor mir. Er legte vorsichtig seine rechte Hand an meine Wange und beugte sich ganz langsam vor. Ich explodierte beinahe vor Ungeduld, als er seine Lippen endlich auf meine legte.
Und es war der schönste nachträgliche erste Kuss, den ich mir vorstellen konnte!

Anschließend gingen wir runter. Völlig nichtsahnend gingen wir um die Ecke ins Wohnzimmer, als plötzlich etwas auf mich zugeflogen kam. Ich zuckte vor Schreck zurück, als Julian das Etwas direkt vor meiner Nase auffing. 
"Reflexe eines Fußballers", grinste er mich an und drehte den Fußball in seiner Hand. 
"Na, kleiner Mann? Eine Partie?", fragte er dann Tommy und lachte, als der ihn sofort nach draußen zog.
"Ich zieh mir schnell Schuhe an, Tom", grinste er. 
Kurze Zeit später beobachtete ich von drinnen, wie Julian und Tom zusammen auf dem Rasen hinterm Haus Fußball spielten. Schon süß wie Julian sich absichtlich total langsam bewegte. 

"Er ist wirklich nett", meinte Mom hinter mir. 
"Nein, er ist viel mehr als nett", lächelte ich nach draußen. 
"Können wir vielleicht noch mal über die Sache mit dem Studium sprechen, Hanna?", fragte sie dann. Ich drehte mich zu ihr um, verschränkte die Arme vor der Brust und sah sie direkt an.
"Ich schaff das schon, Mom! Ich werde mir ein Studium suchen, das ich wirklich machen will."
"Dein Dad und ich werden es dir bezahlen, ganz egal, was du studierst!" Ich sah sie erstaunt an und schaute auch zu Dad, der ein paar Meter entfernt am Tisch stand und nickte. 
"Danke!", flüsterte ich nur und fiel erst Mom und dann Dad um den Hals. 

"Ich hab gegen Julian Draxler gewonnen!", kam Tom bald darauf jubelnd nach drinnen. Julian zwinkerte mir zu und küsste mich auf die Stirn, bevor er seine Schuhe und die Jacke wieder weg brachte. 

Dann gab es für alle Abendessen und wir saßen noch lange in gemütlicher Runde zusammen. 

wanted stranger (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt