Kapitel 4 - Recherche

1.4K 32 2
                                    

Die Nacht vor meinem anstehenden Anatomie-Testat war grausam. Ich war ständig wach und drehte mich hin und her. Wenn ich dann mal schlief, träumte ich von ihm.

Er hatte immer den Rücken zu mir gedreht und sobald er sich umdrehte, schreckte ich aus dem Schlaf auf.

Um 5 Uhr morgens reichte es mir dann und ich stand auf.
Ich beeilte mich kein bisschen und kam am Ende beinahe zu spät zur Uni.
Das Testat war alles andere als gut.  Meine Gedanken waren ganz woanders, sodass meine Konzentration sich schon nach wenigen Minuten komplett verabschiedete.

"Hey, na wie lief's?", grinste Mira Nick und mich an, als wir uns nach dem Testat auf dem Flur trafen. Bei ihr lief es scheinbar wie immer. Perfekt.
"Naja, war ganz okay. Mit Glück hab ich bestanden", lachte Nick. Er war kein Überflieger und das wusste er. Keine Ahnung, wie er dabei seinen Humor behielt. Im Gegensatz zu ihm, war ich etwas verzweifelt.
"Und bei dir?", fragte Mira vorsichtig. Sie hatte wohl an meinem Blick gesehen, dass ich weniger begeistert war.
"Es war grausam! Er hat mir das ganze Testat zerstört", jammerte ich. Mira hakte sich bei mir unter und zog mich kommentarlos von Nick weg.
"Wer hat es zerstört?"
"Na Mr. X! Erst hab ich kaum geschlafen, dann taucht er ständig in meinen Träumen auf und jetzt muss ich den Mist wegen ihm nochmal machen. Was ist los mit mir, Mira?"
"Wir müssen den Typen unbedingt finden!", beschloss sie.
"Und wie?"
"Wir treffen uns um 3 Uhr bei Starbucks, okay?", schlug sie vor.
"Ja, ist gut."
"Okay, bis dann." Und schon war sie weg. Einfach so. Na toll.

Lustlos lief ich zurück in meine kleine Ein-Zimmer-Wohnung. Auf dem Weg dorthin kaufte ich mir bei einem Imbiss noch etwas zu essen.
Ich setzte mich aufs Sofa, das gleichzeitig mein Bett war, und schaltete mir auf Netflix eine Serie an, die mich schließlich etwas ablenken konnte. Eigentlich hätte ich jetzt wohl lernen sollen, hab ich konnte mich einfach nicht dazu durchringen.

Um Viertel vor drei machte ich mich auf den Weg zu Starbucks und betrat schließlich den Laden. Ich sah mich um, aber Mira war nirgends zu sehen. Also setzte ich mich an einen freien Tisch und wartete.
Nach einer Viertelstunde vibrierte mein Handy kurz.

>Hey, sry. Ich schaff es erst zu um halb vier. M :* <

Na klasse.
Ich bestellte mir vor lauter Langeweile einen Schokomuffin und starrte dann aus dem Fenster. Das konnte mich aber nicht davon abhalten, dass meine Gedanken zu Dorians Party gelangten.
Wie hatte er mich angesehen? War er ärgerlich gewesen? Nein, irgendwie nicht. Sein Blick wirkte eher erschrocken. Naja gut, ich war schließlich gegen ihn gerannt.
Und dann? Was war passiert? Ach, komm schon, Hirn, streng dich an! Aber es war nichts zu machen. Ich hatte einen absoluten Filmriss und das besserte sich kein bisschen. Es war eher so, als würde das Loch in meinem Kopf immer dunkler werden.

Um 15:36 Uhr kam Mira schließlich durch die Tür gehetzt. Sie setzte sich und grinste.
"Zwei Cappuccino, bitte", lächelte sie einen Kellern an. Dann grinste sie mich wieder an.
"Ich habe eine ganz heiße Spur! Ich weiß jetzt, wer uns weiter helfen kann."
"Was? Wer? Und wie hast du das gemacht?" Ich starrte sie mit offenem Mund an.
"Tja, also... Zuerst habe ich mit Nick geredet und ihn so lange bearbeitet, bis er mir auf sein Leben geschworen hat, dass er sich an niemanden mit einem weißen Hemd und dunklen Haaren erinnert."
"Du hast es ihm erzählt?", fragte ich verdutzt.
Der Kellern kam und stellte die Getränke vor uns ab. Ich zahlte beide und sah Mira dann wieder erwartungsvoll an.
"Nicht alles, nur grob. Auf jeden Fall hat er mir vorgeschlagen, mit ihm zu seinem Bruder zu fahren. Ich bin also zu Dorian und hab ihn ausgequetscht." Sie nahm ihre Tasse in die Hand uns trank einen Schluck noch viel zu heißen Cappuccino.
"Jetzt rede schon weiter", sagte ich ungeduldig.
"Zuerst konnte Dorian mir auch nichts sagen. Er war so voll gewesen, dass er teilweise nicht mehr sicher war, wer alles da war. Aber Nick hat mir geholfen, sodass er dann irgendwann meinte, dass er ein paar Leute eingeladen hat, die - und jetzt halt dich fest - Fußballer sind." Mira wirkte ungemein stolz auf ihre Nachforschungen.
"Und was heißt das jetzt für mich? Es gibt unendlich viele Typen, die Fußball spielen."
"Nein, keine Hobbyfußballer, sondern Profifußballer unter anderem vom FC Schalke 04!"
Jetzt wurde ich stutzig.
"Schalke ist doch im Ruhrgebiet da irgendwo!?"
"Ganz genau. Aber die spielen auch in der Nationalmannschaft und waren deswegen hier."
"Warte mal... also heißt das, ich bin gegen einen Fußballer gerannt?"
"Sehr wahrscheinlich schon!"
"Und wie weiß ich, welcher? Soll ich jetzt bis zum nächsten Länderspiel warten und hoffen, dass ich ihn zufällig wiedererkenne?"
"Nein nein, es geht noch weiter. Die Jungs waren da, weil Dorian mit Benedikt Höwedes befreundet ist. Sag dir das was?"
"Ja, ich glaub schon." Ich war kein riesiger Fußballfan, aber ein bisschen wusste ich tatsächlich darüber.
"Perfekt! Denn du wirst ihn noch heute Abend treffen!"
"Waaaas???"

wanted stranger (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt