Kapitel 20 - Ein Tag wie kein anderer (Teil 2)

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Wir kamen an einen kleinen Bach, über den eine Brücke verlief. Ich ließ Julian los und lehnte mich an das Geländer, an dem einige Schlösser hingen.
"Und bei dir?", fragte ich und sah zu ihm rüber. Er steckte beide Hände in seine Jackentaschen und trat neben mich.
"Meine Familie ist hier in Gelsenkirchen. Mein Bruder spielt auch Fußball."
"Also eine echte Fußballer-Familie?"
"Kann man so sagen. Patrick und ich spielen schon, seit wir denken können." Er lächelte in sich hinein.

Wir redeten ewig über unsere Familien, unsere Kindheit, über alles. In einem kleinen Café mitten im Park kaufte Julian für uns zwei Becher Cappuccino. Weil hier mehrere Leute waren, waren stets mindestens 10 cm zwischen uns. Es war nicht schön, aber Julian schaffte es trotzdem, dass ich mich wohlfühlte.

"Julian? Bist du Julian Draxler?", fragte plötzlich eine beinahe hysterische Stimme hinter uns. Julian und ich drehten uns synchron um. Da standen zwei Mädchen etwa in meinem Alter vor uns und sahen begeistert zu Julian.
"Ja, das bin ich", sagte er.
"Können wir ein Foto mit dir machen?", kreischte die eine. Ihre Stimme war viel zu schrill für meinen Geschmack.
"Ja, klar", meinte er sofort.
"Ähm, könntest du...?", sie hielt mir ihr Handy entgegen. Warum denn ausgerechnet ich? Aber ich gab mir einen Ruck und nahm es entgegen.
Die zwei postierten sich neben Julian. Eine von ihnen, die mit der schrillen Stimme, wagte es dann auch noch ihm auf dem Foto einen Kuss auf die Wange zu geben.
Ich hätte schreien können. Wie konnte sie es wagen? Julian gehörte mir, nicht ihr! Kurz überlegte ich, ob ich das Foto einfach verwackeln sollte, aber dann würden sie wohl nur noch mehr nerven.
Ich atmete innerlich erleichtert auf, als sie endlich von Julian abließen.
"Danke! Bist du Lena?", fragte mich die, der das Handy gehörte und zog es mir ruckartig aus der Hand. Fuck!
"Ähm, nein. Ich bin nur eine Freundin", brachte ich schließlich heraus.
"Du bist eh nicht hübsch genug für ihn", raunte sie mir zu. Dann winkte sie Julian überschwänglich zu und stöckelte davon.

Ich war wütend! Einfach nur wütend. Und gekränkt.

Julian hatte mitbekommen, dass was los war und fragte sofort danach.
"Sie meinte, ich wäre nicht hübsch genug für dich", gab ich schließlich zu.
"Hanna, das ist nicht wahr!", sagte er sofort empört und stellte sich vor mich. "Du bist wunderhübsch. Ich liebe deine Haare, deine Augen, deine Figur, alles an dir. Wenn ich jetzt könnte, würde ich dich jetzt küssen."
"Aber du kannst es nicht..." Ich lief weiter und seufzte.
"Hey..." Er hakte sich bei mir unter und stubste mich mit dem Ellenbogen an. Er grinste so lange, bis ich schließlich zurückgrinste.
Ich konnte nichts dagegen machen, ich fühlte mich bei ihm einfach wohl.

Nach insgesamt drei Stunden standen wir wieder vor seinem Haus. Julian zögerte.
"Du kannst noch mit reinkommen, wenn du möchtest. Ich kann aber auch verstehen, wenn nicht..." Er wühlte in seiner Jackentasche nach dem Haustürschlüssel und sah mich dann vorsichtig an.

Sollte ich oder sollte ich nicht? Einerseits wollte ich nichts von Lena sehen. Andererseits wollte ich bei Julian sein und mit ihm Zeit verbringen.

"Ich komm mit rein", beschloss ich schließlich und Julian begann sofort zu lächeln. Er ließ mich rein und nahm mir meine Jacke ab.
"Hunger?", fragte er.
"Und wie!"
"Okay. Dann koch ich uns mal was." Er verschwand in der Küche. Ich ging ihm nach und lehnte mich an den Türrahmen.
"Du kannst kochen?", fragte ich begeistert.
"Ein bisschen", grinste er beinahe verlegen.
"Wo ist denn das Bad?"
"Gerade aus rüber." Er zeigt auf eine Tür und ich verschwand. Zum Glück war es nur ein Gäste WC, sodass hier nichts persönliches stand. Ich stand dort eine ganze Weile vor dem Spiegel und beobachtete mein Spiegelbild.
Ich konnte gar nicht fassen, was ich hier tat. Julian Draxler! Er hatte sich für mich entschieden, sich in mich verliebt... in MICH!

Als ich wiederkam, wuselte Julian in der Küche herum. Er wirkte etwas gestresst.
Ich ging zum Herd, legte einen Arm um Julian und schaute an seiner Schulter vorbei, um zu sehen, was er machte. Er versuchte Pancakes zu machen. Versuchte. Schon süß.
Ich lehnte mich an ihn, ließ eine Hand an einer seiner Gürtelschlaufen hängen und legte die andere an seinen rechten Oberarm. Er roch so unglaublich gut!
"Du verbesserst meine Kochkünste damit nicht besonders", murmelte er und versuchte, den richtigen Zeitpunkt zum Wenden der Pancakes zu finden.
"Wie hast du denn den Teig gemacht?", fragte ich neugierig.
"Fertigmischung", grinste er nur. Ich lachte auf und küsste ihn auf die Wange.
"Sag mal... was hältst du davon, wenn du dich an den Tisch setzt und mir das letzte bisschen an Konzentration lässt?"
"Och nö", schmollte ich und schlang von hinten meine Arme um seinen Körper.
Julian seufzte, packte die zwei Pancakes aus der Pfanne auf einen Teller, schaltete den Herd aus und drehte sich in meinen Armen um.
"Du lenkst mich ab", schimpfte er, nahm mein Gesicht in beide Hände und küsste mich. Ich verstärkte meine Umarmung nur noch mehr.
"Bist du mir böse?", schmollte ich und blinzelte zu ihm hoch. Er strich mir eine verirrte Haarsträhne hinters Ohr und musterte mich.
"Du bist so wunderschön", flüsterte er. Ich stellte mich auf Zehenspitzen und küsste ihn.
"Vielleicht sollte ich jetzt weitermachen", schlug ich vor.
"Womit?", fragte er und grinste dreckig.
"Kochen, mein Lieber", lachte ich und schob ihn mit ganzem Körpereinsatz vom Herd weg. Ich schaltete ihn wieder ein und machte die restlichen Pancakes.

Nach dem Essen schlug Julian vor, noch einen Film zu gucken. Er nahm meine Hand und führte mich ins Wohnzimmer.
"Was willst du gucken?"
"Keine Ahnung, entscheide du", meinte ich und nahm mir eine Decke, die auf einem Sessel lag.
"Stehst du auf Horrorfilme?", fragte er grinsend.
"Wenn du dabei bist, ist es okay", lächelte ich.
Er legte den Film ein, startete ihn und schmiss sich aufs Sofa. Ich lief zu ihm und kuschelte mich an ihn. Ich legte meinen Kopf auf seine Brust und schloss die Augen. Julian spielte mit meinen Haaren und malte kleine Kreise auf meine Hand, die auf seinem Bauch lag.

"Gute Nacht", lachte er leise. Ich lächelte nur und war tatsächlich bald darauf eingeschlafen.

wanted stranger (Julian Draxler FF)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt