Sieben - Schachmatt

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Und in meinem Kopf findet nur noch eine Frage Platz: wie soll ich diesen Abend nur ohne weitere peinliche Eskapaden überstehen?

Harry's P.o.V.

Konzentriert studiert mein neuer Schauspielkollege die überschaubare Karte des "Per Favore", unsere Getränke haben wir bereits geordert. Auch ich halte eine in dunkles Leder gebundene Speisekarte in den Händen, aber irgendwie kann ich mich gerade überhaupt nicht aufs Essen konzentrieren. Viel zu sehr fesselt mich der allzu angestrengte Blick Louis' auf die Menüauswahl, was wirklich nur mehr als anziehend auszieht. Wobei, wenn ich recht darüber nachdenke, wirkt es nicht anziehend, sondern ausziehend. Also im Sinne von Ausziehen seiner Klamotten, ein netter kleiner Striptease, gefolgt von einem Blowjob - okay stopp. Konzentration, Harry. Nicht wieder gleich übertreiben.

Um mich von meinen unanständigen Gedanken abzulenken, richte ich das Wort an Louis. "Weißt du schon, was du nimmst?" Abwartend blicken meine Augen in die seinen, woraufhin ich sogleich wahrnehme, wie er sich ein Stückchen mehr in seinem Stuhl aufrichtet, um mir auf Augenhöhe zu begegnen. Netter Versuch, Louis. Das wird nichts werden. Unsicher kommen ihm seine Worte über die Lippen, was eventuell an meinem amüsiertem Lächeln liegen könnte, aber auch nur eventuell. "Ich überlege, ob ich", seine Augen wandern zurück auf das Blatt vor ihm, "ob ich vielleicht wirklich Lasagne esse. Und du?", schiebt er schleunig hinterher, als er merkt, dass mein Grinsen sich vergrößert.

"Lasagne also", erwidere ich zugegeben etwas zu neckend, was Louis allerdings tapfer aushält. Wenigstens wird er nicht bei jedem kleinen Scheiß rot. "Ich werde eine einfache Pizza nehmen. Die schmecken hier wirklich bombastisch lecker", beteuere ich und lecke mir flüchtig über die Lippen. Louis schluckt. Oh ja, und wie er das tut. Und wenn alles glatt läuft, hat er bald auch andere Flüssigkeiten im Mund zu schlucken als Spucke. Na toll. Da wollte ich einmal versuchen, mich zusammen zu reißen. "Harry?", holt mich Louis' heisere Stimme zurück in die Realität. Seine fast türkis funkelnden Augen ruhen auf mir, doch seine Gesichtszüge verraten mir, dass er wohl auf irgendetwas von mir wartet.

"Hm? Ich war eben in Gedanken versunken, bitte entschuldige", bitte ich ihn charmant um Verzeihung, was ihn dazu verleitet, verständnisvoll aufzulachen. "Klar. Sorry. Ich weiß, ich bin nicht unbedingt die spannendste Beschäftigung, die du vermutlich gerade haben könntest." Seine Stimme klingt stark und fest, doch seine geknickte Mimik lässt mich rasend schnell gedanklich seine eben ausgesprochenen Worte wiederholen. Bitte was? Er denkt ernsthaft, er sei für mich so etwas wie Zeitverschwendung? Um Himmels Willen, nein!

"Quatsch", schüttele ich sofort vehement den Kopf, "es ist doch schön hier mit dir zu sitzen. Oder siehst du das etwa anders? Ich empfinde deine Gegenwart als äußerst angenehm", versuche ich, mit Komplimenten den kleinen Wuschelkopf aus der Reserve zu locken. Wie ich leider zugeben muss, sind wir wirklich nicht nur zum Spaß hier. Auch wenn mir das irgendwie gerade lieber wäre, da ich dann nicht so ein schlechtes Gewissen haben müsste und - "Harry!"

Mein Name lässt mich hochschrecken und ich bemerke peinlicherweise erneut, dass ich ihm nicht zugehört habe. Auch Louis scheint das gerade zu erkennen, da seine Augen nun wirklich einen schmerzhaften Ausdruck in sich haben, der mir ziemlich an die Nieren geht. "Ich bin eine ganz schreckliche Begleitung heute, Louis. Es tut mir aufrichtig leid, ich bin nur so in Gedanken. Der Dreh und der Vertrag, das ist alles noch so ungewohnt", versuche ich mich herauszureden, was allerdings genauso unglaubwürdig klingt, wie wenn aus Donald Trumps Mund Worte wie "Feminismus" oder "Gleichberechtigung Homosexueller" kämen. Louis nickt nur abwesend und entschuldigt sich leise mit den Worten "Ich gehe nur schnell aufs Klo. Du kannst mir eine Lasagne bestellen, wenn der Kellner kommt", schiebt seinen Stuhl nach hinten und verlässt den Raum durch eine abgelegene Tür mit der Aufschrift "Toiletten".

Seufzend lasse ich die Karte in meinen Händen sinken. Das hab ich ja ganz toll hingekriegt! Mir bleiben jetzt genau zwei Möglichkeiten: entweder ich folge ihm und versuche irgendwie, diesen missratenen Anfang des Abends zu retten, oder ich bleibe sitzen und bestelle beim Kellner das, was Louis mir aufgetragen hat. Jedoch brauche ich nicht wirklich beide Möglichkeiten abzuwägen, da ich schneller, als die Gedanken zu Ende gesponnen waren, ebenfalls meinen Stuhl nach hinten gerückt habe und mich auf den Weg zum Klo mache.

Als ich die helle Holztüre hinter mir zuziehe, stehe ich in einem langen Korridor durch den ein eisig kalter Windstoß zieht. Man merkt deutlich, dass es auch wettertechnisch stark auf Weihnachten und Neujahr zugeht. Genau eine Woche dauert es bis zum Fest der Liebe noch und endlich kann man sich auch durch das Wetter auf diese kuschelige Zeit mit seinen Liebsten einstellen. Jedenfalls jeder, der solche Personen hat. Denn bei mir sind diese reichlich begrenzt beziehungsweise nicht vorhanden. Einzig und allein mein Vater und mein alter Hund Pepper könnten vielleicht einige Gedenksekunden an Heiligabend an mich verschwenden. Aber momentan sieht es auch in puncto Beziehung zwischen ihnen und mir nicht ganz so rosig aus. Oops.

Hastig schüttele ich meinen Kopf, um die lästigen Gedanken aus meinem Kopf zu verbannen und laufe mit großen Schritten auf die nächstgelegen Tür zu, auf der auch schon ein pinkelndes Männchen abgebildet ist. Na also. Jetzt muss sich Louis wirklich nur noch auf diesem Klo befinden und nicht auf dem der Damen, da er sich wirklich manchmal wie eine kleine Diva verhält. Eine kleine, sassy, aber auch unheimlich sexy Diva, wie ich zugeben muss.

Vorsichtig drücke ich die vergoldete Klinke herunter und sogleich werde ich in eine typische "Klo-Febreze-Duftwolke" gehüllt, die furchtbar nach diesen kleinen Luftbefeuchtern stinkt, die angeblich einen angenehmeren Duft an Orten wie diesen kreieren soll. "Louis?", krächze ich und strecke mich zu der kleinen Anhöhe auf dem tatsächlich ein solches Duft-Fläschchen steht, das ich aber sogleich wegdrehe. Das ist ja nicht auszuhalten!

"Hm?", schallt es gedämpft aus Richtung der Kabinen zurück. Okay? Er pinkelt nicht im Stehen? Achso. Diva. Sagte ich ja bereits. Also dachte, meine ich. "Alles okay?", erkundige ich mich weiter, obwohl ich nicht recht weiß, ob es ihm gerade unangenehm oder peinlich ist, dass ich ihm gefolgt bin. "Ja klar", antwortet Louis gepresst und irgendwie klingt er wirklich etwas aus der Fassung. Er wird doch nicht- .

"Ich hab ein kleines Problem, Harry", schnieft er weinerlich aus der Kabine heraus. Oh Gott. Er ist wirklich der einzige, der anstatt beleidigt wegen meines schlechten Benehmens zu sein, einfach geil davon wird. Jedoch kann ich nicht anders und muss einfach grinsen. Irgendwie ja schon süß. "Ist es ein kleines oder ein großes Problem?", frage ich ein wenig höhnisch und wissend nach. Armer, kleiner Lou. Doch seine Antwort ist ebenso überraschend wie der Fakt, dass er binnen weniger Sekunden die Tür aufschließt und sich vor mich hinstellt.

"Ich bin nicht geil, Harry", zickt er mich patzig an, "meine Hose ist gerissen."

Und ab diesem Moment könnte man mich wirklich für Schach-Matt erklären. Doch ich bin mir nicht sicher, ob es daran liegt, dass meine Vermutungen mal wieder nicht stimmen, oder dass er unter seiner schwarzen Skinnyjeans, die ihm jetzt in den Kniekehlen hängt, keine Boxershort trägt, sondern eine babyblaue Seidenpantie mit einer kleinen goldenen Kugel vorne dran.

~*~
Manche Leute besaufen sich freitags um 23:55 Uhr oder schlafen oder entspannen, ich sitze in der Notaufnahme und überarbeite mein Kapitel👏 läuft bei mir.
Now it's ur turn. Wer kommt als erstes drauf, um was es in der Story auch gehen wird? (Nein, es ist nicht DaddyKink)
Btw die Tags der Story könnten helfen😏
All the Love. L x

Frauentausch - gay special (larry stylinson)✔Donde viven las historias. Descúbrelo ahora