Prolog

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Einzelne Regentropfen landen auf meiner heißen Haut und laufen mir die Wange bis zu meinem Kinn hinab. Durch die Tränen, die sich in meinen Augen ansammeln sehe ich alles nur noch verschwommen und ich muss aufpassen wo ich meinen nächsten Schritt hinsetzte.

Zu benommen in meiner Situation und was gerade passiert ist, versuch ich ein Taxi herbei zu rufen.
Ich spüre meine Haut immer noch überall prickeln. Sie puliesiert an einzelnen stellen meines Körper und je mehr ich darüber nachdenke, desto mehr kann ich nicht auf hören meine Tränen zu stoppen.
Ganz vom Regen durchnässt steige ich in die kleine Kabiene des gelben Taxis ein. Es ist wirklich winzig und der Regen der meine Klamotten komplett durchweicht hat, läuft jetzt auf das Leder der Sitze. Mit einer gebrochenen Stimme nuschel ich "bulgarie Hotel, bitte", ohne dem Blick des Fahres im Rückspiegel zu erwiedern.

Das leise Summen des Motors und die vertrauten Geräusche der Umgebung müssen mich zum einnicken gebracht haben, denn keine Sekunde später weckte mich die raue Stimme des Taxifahrers.

Ich muss erst ein paar mal blinzeln um meine verschwommene Sicht scharf zu stellen und ohne das ich es steuern kann fallen meine Gefühle wieder auf mich ein. Der Taxifahrer schaut mich besorgt und auffordernd an und weil ich keine Kraft hab mit dem Fahrer noch zu reden, quetsche ich ihm 50 Pfund in die Hand und steige dann raus, in die eisige Welt.

Dort stehe ich vor einem riesigen Gebäude und schaue hoch in den kalten Regen.

Ohne mich auch nur einen Schritt weiter auf dem Geweg zu begeben starre ich einfach das Gebäude hoch, nicht fähig mich zu rühren. Tausende Regentrofen spiegeln das Licht das nun von allen Seiten zu kommen scheint. Im nächsten Moment spüre ich wie meine Knie nachlassen und der kalte, nasse Asphalt meinen Köper grüßt. Ich spüre keinen Schmerz, nur kälte und Nässe die sich in die letzte Phaser meiner Klamotten saugt. Ich versuche mich aufzusetzten, aber die Anziehung vom Boden ist stärker.

"Summer?" Ich höre die Stimme. Seine Stimme. Ich reiße mich mit meiner restlichen Kraft hoch. Nicht noch einmal. Ich renne los um durch den Hintereingang ins Gebäude zu gelangen. Während dem Rennen ziehe ich meinen Schlüssel aus meiner viel zu durchnässten Jacke raus. Ich sperre die Tür auf und drücke sie gleich fest hinter mir zu. Mit meinem Rücken lasse ich mich gegen sie auf den Boden fallen. Der Teppich auf dem ich sitze ist weich, mit einem zarten Muster bestückt. Man kann sofort erkennen, dass er sehr teuer ist. Um ihn nicht weiter mit meinen schmuztigen und nassen Klamotten zu verunreinigen ziehe ich mich am Knauf der Tür behutsam hoch, auf meine noch zittrigen Beine. Langsam und mit großer Vorsicht um weitere Zwischenfälle mit dem Boden zu vermeiden schlich ich durch die Lobby. Zugegeben der Boden hier drin sieht einladender aus, als der Astphalt draußen.

Ein paar Hotelangestellste schauten mich mit einer hoch gezogenen Augenbraue an, aber ich schenkte ihn keine weitere Aufmerksamkeit. Das leise 'bing' des Aufzuges, dass die Ankuft verkündete klang wie Musik in meinen Ohren. Zwei Schritte brauchte ich um mich in ihn hinein zu begeben. Behutsam drückte ich die vertraute Zahl am Amaturenbrett des Aufzuges und sofort stieg der Aufzug mit einem kaum zu hörenen Surren auf. Ich hasse Aufzüge, nicht weil ich Höhenangst hab, sondern weil ich davon immer ein Schwindelgefühl und Übelkeit in meinem Magen bekommen und das hätte mir gerade noch gefehlt. Ein zweites 'bing' des Aufzuges verkündete die Ankunft im 105 Stockwerk.

Ich hielt es nicht länger aus und rannte hinaus in den Flur, um unmittelbar nach der ersten Ecke in jemanden hinein zu rennen und erneut ein Wiedersehen mit dem Boden zu feiern.

Meinem gegenüber schien es nicht anders ergangen zu sein, denn auch er befindet sich keine zwei Meter von mir entfernt. Ich trau mich gar nicht in das Gesicht des vermutlich äußerst wütenden Gast zu schauen, deswegen vermiet ich es und drehte meinen Kopf beschämt zur Seite. Ich versuche etwas wie ein leises "Entschuldigung, ich hab Sie nicht gesehen", über meine Lippen zu bringen, aber die Hälfte der Wörte verschluckte ich dabei. Da mein Gegenüber keinen Anstand macht etwas zu erwiedern und auch nicht aufstand, beschloss ich mich schnell fort zu begeben, bevor er sich doch noch entschloss etwas zu sagen. An der Hoteltür angkommen, die ich schon die ganze Zeit im Kopf hatte, spüre ich ein leichtes Gefühl der Erleichterung in mir aufsteigen, weil ich genau weiß, dass sich dahinter die Person befindet, der ich mein ganzes Leben anvertrauen würde. Ich klopfe drei mal und lehne mich vorsichtig an die Wand um mir mehr Sicherheit zu verleihen.

"Summer" Das zweite mal an diesem Abend, dass jemand mein Namen mit dieser Überraschten Stimme sagt. Sehe ich denn so furchtbar aus?

Da ich nicht weiß was ich darauf antworten soll schiebe ich mich einfach ohne Worte an ihr vorbei und gehe in ihr riesiges Bad.

"Grace kann ich hier duschen?" Sie kommt mit einer Hand voll gemütlicher Klamotten ins Bad.

"Klar ich bitte dich darum. Ich bestell solang zwei heiße Schokoladen und dann erzählst du mir was passiert ist." Ich nehme ihr die Sachen ab und kämpfe mit mir um ihr ein lächeln zu schenken.

Das heiße Wasser der Dusche lief an meinem ganzen Köper hinab und ich fühle mich schon um Welten besser. Die ersten blauen Flecke die ich dem Boden zu verdanken hab, zeichnen sich bereits auf meiner Haut ab, aber ich ignoriere sie. Meine langen brauen Haare fallen mir über die Schulter und als ich sie einshampooniere, ist ein leichter Zitronengeruch in der Luft. Es ist der gleiche den ich auch so oft bei Grace vernehme. Ich erlaube mir ein paar weitere Minuten in der Dusche, nachdem ich meine Haare sorgfälltig ausgewaschen hab. Das heiße Wasser ist wie eine Salbe für meine geschürfte Haut und flößt mir Stück für Stück wieder Stärke in meine Muskeln ein. Ich trockne mich fertig ab und ziehe die Klamotten an, die Grace mir vorhin rausgesucht hat. Sie sind mir etwas zu groß, aber im Moment ausreichend.

Grace ist zwar jünger, aber von der Statur her bin ich schmäler und kleiner gebaut als sie. Meine Brüste jedoch, hab ich von meiner Mutter und sind deshalb größer als ihre. Trotz der heißen duschen von eben kann ich jetzt nicht mehr das Gefühl das auf meiner Brust lastet verstecken. Es scheint, dass es mir wie ein Knoten die Luft nimmt und trotzdem atme ich.

Ich laufe in das Wohnzimmer in dem Grace schon mit einer Tasse Heißenschokolade auf mich wartet und noch eine zweite für mich auf dem Tisch. Ich setzte mich genau auf dem Platz neben ihr und sie schaut mich mit einem durchdringlichen und zugleich besorgten Blick an. Für ein paar Minuten schweigen wir beide. Doch dann scheint Grace die Stille nicht läger zu ertragen und sie bricht sie. Leise flüsternt sagt sie: "Jetzt erzähl mal, was ist passiert....?"

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