Kapitel 11 - Verzeih mir

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Die Tage vergingen und immer wieder wurden Nachrichten an Tatorten hinterlassen. Alle waren von einem S.H. signiert, jedoch war es klar, dass der Übeltäter weder der Mörder des Opfers war noch wirklich etwas mit dem Mord zu tun hatte.

Doch mit jeder Nachricht wurde Sherlock nervöser. Natürlich war die Möglichkeit nicht auszuschließen, dass sich irgendwer einfach nur einen schlechten Scherz erlaubte und genau wie damals Sherlocks Ruf zerstören wollte. Dennoch ging ihm das Gespräch mit Mycroft nicht aus dem Kopf.

'Er ist wieder da.'

'Wer?'

'Der Dritte. S. H.'

'Das sind meine Initialien!'

'Nicht nur! Es gab noch einen anderen Holmes, der sie besitzt!'

'Sherrinford.'

Sherrinford. Der, zu dem Sherlock so lange aufgeschaut hatte. Doch irgendwann war er von Zuhause abgehauen und danach für tot erklärt worden. Und Sherlock wusste, dass er Schuld daran war. Und deshalb zögerte er immer davor, John von Sherrinford zu erzählen. John würde ihn nicht mehr lieben. Da war Sherlock fast sicher. Trotzdem musste er es tun.

Nach einem weiteren anstrengenden Nachmittag in Scotland Yard beschlossen Sherlock und John, nach Hause zu gehen. Sie fuhren in dem Taxi an den fast alltäglich gesehenen Straßen vorbei. Sherlock starrte aus dem Fenster und versuchte, seine Gedanken zu ordnen. John beobachtete ihn dabei.

John hatte Sherlock in den letzten öfter beobachtet und festgestellt, dass wenn sie einmal nicht miteinander sprachen, Sherlock entweder in seinen Gedanken vertieft oder direkt in seinen Gedankenpalast eingetaucht war. Grund dafür war wohl dieses Etwas, was Sherlock so wahnsinnige Angst machte, ihn jedoch auch davon abhielt, ihm, seinem Freund, davon zu erzählen. Auch wenn John sehr neugierig war, was seinen Geliebten denn so auf Trab hielt, ließ er es sein, nachzufragen, aus der Sorge, Sherlock noch mehr zu verängstigen. Er startete einen Versuch, Sherlocks Hand zu nehmen und war fast erleichtert, dass der Consulting Detectiv sie nicht wegstieß.

"Wie geht es dir?", fragte John.

"Ganz gut. Wie geht es dir?", fragte Sherlock abwesend.

"Ich mache mir Sorgen um dich", sagte John. Sherlock drehte sich zu ihm um.

"Brauchst du nicht", sagte er mit einem Lächeln, bei dem wahrscheinlich sogar ein Blinder erkannt hätte, dass es nicht echt war.

"Bist...bist du dir sicher? Ich glaube, du verheimlichst mir etwas. Und das wäre auch nicht weiter schlimm, würde es dich nicht so fertig machen", sagte John und senkte den Kopf.

"Fertig machen?" Sherlock tat, als wüsste er nicht, wovon John redete. Dabei wusste er es mehr als genug.

Dieser seufzte genervt auf. "Sherlock, ich bitte dich! Du hast kaum geschlafen, du sprichst kaum mit mir und du bist ständig am Meditieren."

"Kein Meditieren. Ich bin in meinem Gedankenpalast", stellte Sherlock in einer emotionslosen Stimme klar.

"Nenn es, wie du willst. Ich...ich vermisse dich", sagte John traurig.

Sherlock sah ihn an. John war tatsächlich niedergeschlagen. Er legte seinen Arm um ihn.

"Ich weiß. Es tut mir auch leid. Und ich will dich wirklich nicht ignorieren. Bitte verzeih mir", flüsterte er.

John sah Sherlock in die Augen. Dann nickte er. Sherlock umarmte ihn feste und küsste ihn auf die Wange. John erwiderte die Umarmung. Er liebte es, den Lockenkopf an sich zu drücken. Er liebte es, seinen Geruch riechen zu können, Sherlock spüren zu können.

Johnlock-Consulting Detectivs lieben ÄrzteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt