Kapitel 6 - Eiskalt

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Zwei Wochen war es her, dass Sherlock John auf die Wange geküsst hatte und zwei Wochen lang war er nicht in die Baker Street zurückgekehrt. Er wohnte jetzt bei Mike Stammford, dem Mann, der Sherlock John geschenkt und ihn gleichzeitig mit ihm bestraft hatte. Mike hatte ihn sofort aufgenommen, auch wenn Sherlock ihm nicht erzählen wollte, was passiert war.

Auch wenn Sherlock sich erst einmal an Mikes Wohnung gewöhnen musste, (besonders daran, dass im Kühlschrank leider nur Lebensmittel und keine Leichenteile vorhanden waren,) war er ihm dankbar. Und dennoch... Sherlock vermisste John.

So sehr, dass er das Gefühl hatte, es würde ihn zerreißen. Besonders Johns Lachen fehlte Sherlock. Es war immer so aufheiternd und man konnte oft nicht anders, als mitzulachen. Aber er dachte nicht mal im Traum daran, zur Baker Street zurückzugehen. Er konnte nicht.

Sherlock saß auf dem Bett, dass Mike ihm bereitgestellt hatte. Ihm war langweilig. Er hatte in letzter Zeit so gut wie gar keine spannenden Fälle mehr angenommen. Auch Moriarty hatte nicht mehr von sich hören lassen, worüber Sherlock jedoch auch etwas glücklich war. Doch jetzt hatte er einfach nichts anderes zu tun, als Däumchen zu drehen und Löcher in die Luft zu starren.

Plötzlich klingelte Sherlocks Handy.
Überrascht schaute Sherlock auf und sah auf die Uhr.

"Viertel nach Eins!"

Wer rief ihn jetzt noch an?

Fast glücklich, dass jemand seine Langeweile zerstörte, griff Sherlock nach dem Handy.

"Holmes", meldete sich er sich. Zuerst antwortete keiner. War das ein Telefonstreich? Dann hörte Sherlock eine zitternde Stimme.

"Sherlock...", flüsterte sie. Es war John. Sherlocks Herz pochte wie wild. Er klang hilflos. Was war los?
"Hilf mir..."

Sherlock erstarrte.

"John! Was ist passiert? Wo bist du?", fragte er sofort. Etwas stimmte nicht. Oh, hätte er die Baker Street nur nicht verlassen!

"Ich...ich bin mir nicht sicher...", antwortete John.

"Beschreibe mir, was du siehst", sagte Sherlock, während er seine Schuhe suchte. Keine Zeit zu verlieren.

"Ich bin in einem kleinen Raum. Ich...ich glaube, es ist ein Kühlraum, hier stehen überall Plastikeimer mit Eis... und mir ist kalt... ich komme hier nicht raus, jemand hat die Tür abgeschlossen...", sagte John. Noch war seine Stimme ruhig.

"Speiseeis?", fragte Sherlock.

"Ich glaube schon", sagte John.
Eine Eisdiele, keine Frage. Ziemlich wahrscheinlich in London. Na toll. Sherlock kannte genau 114 Eisdielen in London. Wie sollte er da John finden?

"Siehst du vielleicht irgendwo ein Schild mit einer Marke auf diesen Eimern?", fragte er. Er hörte ein leises Rascheln an der anderen Leitung. Mittlerweile hatte er das Haus verlassen.

"K-kann ich nicht erkennen... i-ich k-kann m-mich nicht kaum b-bewegen." Bei jedem Wort hörte Sherlock John zittern und ging schneller. John musste erst seit kurzem in dieser Kühlkammer sein.

"Kannst du irgendeinen Zettel sehen? Handgeschrieben?", fragte er.

"N-nein. Augenblick! J-ja. Ein Zettel, auf dem 'Vorsicht' draufsteht. Es ist falschgeschrieben, mit zwei 't's, wenn e-es dir w-weiterhilft."
Das tat es allerdings. Sherlock konnte jetzt mehr als die Hälfte von Eisdielen, die er kannte, aus dem Verdacht ziehen.

Noch 42 Eisdielen.

"Beschreib mir die Schrift."

"S-sie ist gekringelt u-und...", begann John.

Johnlock-Consulting Detectivs lieben ÄrzteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt