The Final Letter

466 41 5
                                    

Zu jung.

Das sagte man mir.
Ich bin noch zu jung.
Ich wanderte durch die Straßen Londons, einsam und verärgert.
Wieso hatte ich nur so viel Unglück. Sei es in der Gesundheit oder in der Liebe.

Liebe.

Ich hasste dieses Wort. Es existierte für mich nicht. Seit Sherlock konnte ich für niemanden mehr Gefühle aufbauen, nicht einmal für mich selbst. Ich konnte mich nicht akzeptieren und das hatte ich nun davon. Eine abgebrochenen Schulabschluss, keine Freunde und ein kaltes Herz.

Ich hätte nie gedacht das ich mal so sein werde wie er. Seine wundervollen Augen verfolgen mich wenn ich meine schließe. Seine Stimme rauscht durch meinen Kopf.

Ich schüttelte wütend meinen Kopf und beschloss mich in einem abgelegenen Lagergebäude abzureagieren.

Es war grau, alt und heruntergekommen. Genau das richtige um sicher zu sein das ich alleine war.

Ich trat die alte verostete Tür ein und stampfte über sie hinüber. Man hätte nichts erkennen können, würde das Tageslicht nicht durch ein oder zwei Risse im Dach scheinen. Es war verwachsen und nass. Ich sah hinauf zu einem alten Büro. Es war nur durch eine modrige Treppe zu erreichen. Ich hatte nichts zu verlieren also stieg ich hinauf. Ich setzte mich auf den heruntergekommenen Stuhl der vor dem Ausblick auf die Lagerhalle stand. Ich schloss meine Augen und ließ die Stille auf mich einwirken.

Plötzlich hörte ich ein leises Rascheln,was mich skeptisch machte. Es könnte entweder ein Obdachloser sein oder dumme kleine Kinder die sich austoben wollten. Meine Neugier packte mich und ich griff nach einer verrosteten Eisenstange auf dem Boden. Sicher bewaffnet sah ich mich in dem Büro um. "Hallo? Ist da jemand?" rief ich unsicher und schritt durch den Raum.

Ich bekam ein schmerz erfüllten Seufzer zurück. "Geht es ihnen gut?Wo sind sie, ich möchte ihnen nur helfen." rief ich erneut und blieb stehen, als ich etwas in einer Ecke sah. Es bewegte sich langsam und es stöhnte vor Schmerz. Ich schritt vorsichtig heran, um mir meiner Situation einen klaren Einblick zu verschaffen. Ich erkannte, das es ein Mensch war. Er trug einen schwarzen Hoodie und eine graue Jogginghose. Er krümmte sich vor Schmerz. Ich beugte mich zu ihm hinunter und drehte ihn Vorsichtig herum.

Ich erschrack bei dem Anblick und wich zurück. Mit einer Hand vor meinem Mund gepresst und schwer atmend, schüttelte ich meinen Kopf. Nein. Nein. Das konnte nicht sein.

Ich nahm seinen Kopf in meinen Schoß und zog ihm die Kapuze runter. Es gab keinen Zweifel mehr, dass er es war. Ich strich sanft durch seine verschwitzten Haare und begann zu weinen. Wie konnte das nur geschehen? War es meine Schuld?

Ich drückte ihn fest an mich, der Hass geriet in Vergessenheit. Meine Augen blickten auf ihn hinab. Er hatte starke Augenringe, blasse Haut, verschwitzte Wangen. Er öffnete seine Augen. Sie waren gestochen rot. Dies raubte mir erneut den Atem. "Oh, Sherlock..." flüsterte ich und ließ meine Tränen erneut fallen. Seine wundervollen Augen waren nicht mehr als ein gestorbener Stern. "John..." flüsterte er und lächelte.

Ich drückte ihn fest an mich und vergrub mein Gesicht in seiner Schulter. "Es tut mir so leid.., ich hätte niemals gehen dürfen. Ich war so dumm..." wiederholte ich und bewegte mich vor und zurück. Sherlock versuchte immer wieder meine Umarmung zu erwidern, doch seine Arme waren zu schlapp.

Nach einigen Minuten hörte ich weitere Schritte, doch sie interessierten mich nicht.

"John..." flüsterte jemand. Diese Stimme kam mir bekannt vor. "Gregory, komm schnell her." sagte sie erneut und nun erkannte ich wer es war. Ich vergrub mich weiter in Sherlocks Schulter. "Oh mein Gott, John." hörte ich Greg und spürte wie seine Arme sich um meine Schultern legten. "John du musst aufstehen, wir bringen Sherlock in ein Krankenhaus."

Ich sah hinauf in Gregs Gesicht und darauf hinüber zu Mycroft. Es freute mich, dass sie wenigstens glücklich miteinander waren. Greg half mir langsam auf und brachte mich aus dem Raum. Mycroft ging hinüber zu Sherlock und nahm ihn auf seine Arme. Ich war überrascht das er so stark war. Zusammen schritten wir zu einem schwarzen Wagen draußen vor der Lagerhalle parkte.

Wir fuhren zu dem nächst liegendem Krankenhaus. Ich war in Gedanken versunken und kam erst im Besucher Raum wieder zu mir. Greg saß neben mir und las ein Magazin. "John, Ich weiß wie du dich fühlst. Ich möchte dir nur sagen, dass es nicht deine Schuld ist. "

Ich nickte nur. Natürlich war es meine Schuld. Wäre ich nicht gegangen hätte er sowas nie angefangen.

Mycroft kam aus einem Arztzimmer heraus und setzte sich zu uns. "Er war so kurz davor. Er wäre da oben fast gestorben, hätte John ihn nicht gefunden. " murmelte er und beugte sich auf seine Knie und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Greg stand auf und beugte sich vor ihn.

"Myc.., es ist nicht deine Schuld." flüsterte er und nahm sein Gesicht in seine Hände. Mycroft legte seine Hand auf seine. "Ich wünschte du könntest mich vestehen.." flüsterte er und zum ersten mal in meinem Leben sah ich Mycroft Holmes, weinen. "Ich wünschte du würdest verstehen, dass ich das sehr wohl tue. Ich weiss wie es ist wenn man jemanden verliert der einem wichtig ist, aber wir werden ihm gemeinsam schon helfen. Ich lasse dich nicht allein." antwortete Greg und küsste ihn leicht auf die Lippen.

"Er ist wach John.., du kannst ruhig zu ihm gehen." sagte Mycroft und nickte zu einer Tür.

Ich zögerte nicht lange und ging zu Sherlock. Er lag auf einem Bett, umgeben von Infusionen. Er blickte aus dem Fenster. Es herrschte eine unangenehme Stille.

"Sherlock..." brachte ich heraus und setzte mich zu ihm auf das Bett. Er würdigte mich keines Blickes.

"Ich wollte dir nur sagen das es mir so leid tut. Ich fühle mich so schuldig. Wäre ich nicht gegangen dann wäre das alles nicht passiert. Ich war so dumm und habe geglaubt ich kann wie mein Vater sein, ein Held sein. Aber ich hatte wie immer unrecht. Ich hätte auf dich hören sollen, Sherlock. Du bist immerhin das Genie von uns beiden. Ich bin kein Held für dich, wenn ich dir das angetan habe und ich kann vollkommen verstehen, wenn du mich nie wieder sehen willst, geschweige denn mit mir Reden willst. Ich möchte dich nur Wissen lassen das ich dass alles so bereue, und ich Liebe dich immer noch. Kein Mensch kann mir dieses Gefühl geben, das ich zu ihm gehöre. Ich hätte dich beinahe verloren. Wäre ich nicht gekommen dann..."

Meine Stimme brach und ich begann zu weinen. Es war alles zu viel für mich. Sherlock saß weiterhin schweigen da.

"Ich nehme an das heißt dann wohl auf Wiedersehen?" fragte ich und stand auf. Ich ging herum um ihm ins Gesicht zu blicken. Er hatte geweint. Ich nahm sein Gesicht in meine Hände. "Verdammt noch mal Sherlock!" schrie ich und küsste ihn auf den Mund. Weinend erwiderte er den Kuss.

"Ich liebe dich auch.." flüsterte er und strich über meine Wangen. Ich fühlte mich vollkommen. "Zusammen werden wir das schaffen Sherlock.., du und ich gegen den Rest der Welt." lachte ich und er gab mir das schönste lächeln zurück.

____________________________________

Sherlock verbrachte einige Monate in einer Suchtklinik. Ich besuchte ihn so oft es ging. Er versprach mir, dass er sich für mich bessern würde. Und dies hatte er getan. Wir waren nun stärker miteinander verbunden. Nach all dem Drama und Niederschlägen, tat es gut eine Zeit des Friedens beginnen zu können. Wir gingen beide wieder zur Schule, schafften unseren Abschluss. Sherlock war ein Angesehener Detektiv geworden, der immer wieder dem Scotland Yard ausgeholfen hatte. Ich wurde ein Kinderarzt im St. Barts. Mir erfüllte es immer wieder mein Herz wenn ich Sherlock helfen konnte. Ich wusste das nun unsere Zeit des Friedens für immer halten würde.

Baskerville High - (Überarbeitet)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt