12. Türchen

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Titel: Christmas Day
Couple : XiuHan
Rating: P12 Slash
Wörter: 4602
Genre: Romanze

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Eine ihm wohlbekannte Melodie weckte ihn abrupt aus seinem tiefen Schlaf. Herzhaftgähnend rieb er sich über seine noch so müden Augen und tastete nach seinemHandy, welches unbarmherzig weiter seinen Aufwecksong spielte. Endlich hattenseine Finger das kleine Gerät gefunden und umschlossen dieses so, dass er esvor sein Gesicht heben konnte. Leider hatte er am gestrigen Abend vergessen dasLicht des Handys zu dimmen, weshalb er nun einen gequälten Laut von sich gab,da er geblendet wurde. Grummeln schaltete er den Alarm aus und gähnte nocheinmal. Sein Handy hatte er wieder weggelegt, da dieses wieder uninteressantfür ihn geworden war. Die Müdigkeit saß noch tief in seinen Knochen, als ersich an etwas erinnerte. Plötzlich erschien ein warmes Lächeln auf seinenLippen und sein Herz fing an vor Aufregung wie verrückt an zu flattern. Ebensowurde sein Körper von einem Kribbeln verfüllt, welches er jedes Mal verspürte,wenn er an ihn dachte. Das Gefühl, welches er gerade verspürte, glich demAugenblick, in welchem man die Schleife eines Geschenkes öffnete. Und jederTag, an welchem er diesen jungen Mann näher kennengelernt hatte, hatte dazubeigetragen, dass dieses Gefühl immer stärker wurde. Gerade schob der Chinesedie erste Begegnung mit dem wunderschönen Mann mit diesen liebenswertenHamsterwangen auf das Schicksal. Nur durch Zufall war er auf das kleine Caféaufmerksam geworden und da er, seitdem er das Schild gesehen hatte, große Lustauf einen guten Kaffee verspürt hatte, hatte er beschlossen den Laden einfachzu betreten. Nichts ahnend hatte er sich auf den Weg zur Kasse gemacht, wobeier seinen Blick auf der großen Tafel, an der Wand, fixiert hielt. „Ich hättegerne einen Cappuccino.", hatte er damals gesagt, ehe er seinen Blick von derTafel gewandt hatte und in zwei wunderschöne, leuchtende, braue Augen gesehenhatte, die eine angenehme Wärme ausstrahlten. „Sehr gerne, wollen Sie ihn hiertrinken oder mitnehmen?", hatte diese engelsgleiche Stimme ihn freundlich gefragtund er hatte sich noch immer in den Seelenspiegeln des anderen verloren. Erwusste im Nachhinein gar nicht mehr wie lange er den jungen Mann einfachangestarrt hatte. Doch es schien lang gewesen zu sein, da der junge Mann miteinem breiteren Lächeln gesagt hatte, dass er sich doch schon einmal hinsetztensolle und er ihm den Cappuccino bringen würde. Er hatte sich nur schwer von denfesselnden Augen lösen können. Sich fragend, was diese super peinliche Aktionsollte, war er zu einem freien Platz in der Nähe der Kasse gegangen und hattees sich dort gemütlich gemacht. Noch nie zuvor hatte er so sehnsüchtig aufetwas gewartet, wie auf diesen jungen Mann, dessen Gesicht er unbedingt nocheinmal wiedersehen wollte. Schon seit früher Jugend hatte er gewusst, dass ihnMädchen relativ kalt ließen und er dafür eher eine Schwäche für Männer hatte,vor allem für jene, die in ihm das Bedürfnis weckten, dass er sie umarmen undbeschützen wollte. Nach einer unerträglichen Ewigkeit kam der Keller zu ihm under konnte diesen zum ersten Mal von Kopf bis Fuß betrachten. Ein cremefarbenes,lockeres Hemd zierte seinen Oberkörper und sah perfekt gebügelt aus. Seine Hosehatte einen etwas helleren Ton als das Hemd und die Hosenträger warencremefarben-grau gestreift. Den Pony hatte der junge Mann, mit dem bezauberndenLächeln, nach oben gestylt, was seine Stirn zur Geltung kommen ließ. Nebendiesem gepflegt, ordentlich und durchaus gutaussehenden Mann kam er sich wieein Sack Kartoffeln vor. „Hier, der Herr. Der bestellt Cappuccino. Ich hoffesehr, dass er Ihnen schmecken wird.", waren dies die Worte gewesen, mit welchen ihm der Mann seine Bestellunggebracht hatte. Dadurch, dass er dem Keller noch hinterher gesehen hatte, warihm erst später aufgefallen, dass ein kleiner Zettel neben dem Keks gelegenhatte. Auf diesem Zettel stand in einer sauberen Handschrift, dass er, wenn erdies denn wollen würde, noch eine halbe Stunde warten könne, da seine Schichtdann vorbei sein würde. Aufgeregt hatte er den jungen Kellner die ganze Zeitüber beobachtet. Wie dieser die Bestellungen aufnahm, die Bestellungenzubereitete und servierte. Das noch ein weiterer Kellner in dem kleinen Caféarbeitete, hatte er vollkommen ausgeblendet gehabt. Er hatte nur noch Augen fürdiesen Engel ohne Flügel gehabt. Als dieser dann endlich mit dessen Schichtfertig war und auf ihn zukam, hatte sein Herz einen aufgeregten Sprung gemacht.Den gesamten restlichen Tag hatten sie zusammen in dem Café gesessen und sichlangsam kennengelernt. Kim Minseok hieß sein Engel ohne Flügel, war 26 Jahrealt, lebte alleine in einer gemütlichen Wohnung in der Nähe des Cafés, war zurZeit nicht in einer Beziehung und hatte seine Vorliebe für das Zubereiten undKonsumieren von Kaffee schon sehr früh entdeckt. Mit dessen Schwester hatte ereine ganze Zeit in dem Café dessen Vaters gearbeitet, bis dieser dann an einerschweren Krankheit verstorben war und dessen Café an dessen Sohn vererbt wurde.Er hatte herausgefunden, dass Minseok von morgens früh bis abends später hierin dessen kleinen Café arbeiten konnte, ohne dass es diesem langweilig wurdeoder dieser etwas anderes machen wollen würde. Da sie sich so ausgezeichnet miteinander verstanden hatten, hatten sie sich in den kommenden Tagen immer öftersgetroffen und hatten sich immer besser kennengelernt. Inzwischen hatte derChinese sein Herz vollkommen an den etwas Älteren Koreaner verloren. Heutewürden sie ihr erstes Date haben und er war so aufgeregt wie noch nie zuvor.Voller Energie, von welcher er absolut keine Ahnung hatte, wo diese plötzlichhergekommen war, war er aufgestanden und war von seinem Schlafzimmer aus durchden Flur ins Badezimmer gegangen, wo er nun unter der Dusche stand und sichordentlich sauber machte. Schon Wochen hatte er auf diesen Moment gewartet,darauf, dass sie endlich ein Date haben würde. Für dieses Date hatte er sichein paar kleine, süße Sachen einfallen lassen, die er unbedingt zusammen mitMinseok erleben wollte. Gründlich shampoonierte er sich seine Haare mit einemShampoo ein, welches nach kandierten Äpfeln und Zimt duftete. Für gewöhnlichduschte er immer sehr lange, ließ sich vom warmen Wasser wärmen und träumteimmer noch ein wenig unter dem Wasserstrahl, blieb in seinem Schlafmodus undwurde nur langsam wach. Doch heute war kein gewöhnlicher Tag, was wohl derGrund dafür war, dass er junge Chinese anstatt von einer halben Stunde nurgerade einmal fünf mickrige Minuten gebraucht hatte. Schließlich hatte er sichnur seine Haare waschen müssen, denn hellwach war er auf jeden Fall. Währenddes Abtrocknens ging er noch mehrere Male seinen Plan für den heutigen Tagdurch. Mit dem Handtuch um der Hüfte ging er mit schnellen Schritten zurück insSchlafzimmer. Dort zog er sich Socken und eine Boxershorts an. Schnell hasteteer wieder ins Badezimmer und betrachtete sich im Spiegel. Seine hellbrauenHaare hatten einen leicht rötlichen Stich und dies gefiel ihm sehr. Nachdem ersich kurz über seinen Arm gestreichelt hatte, cremte er sich mit einer Lotionein, da er für Minseok eine schön weiche Haut haben wollte, auch wenn er nichtwusste wieso. Für diesen Mann wollte er einfach perfekt sein. Seine Haareföhnte er sich auf der vollen Stärke und nahm einmal keine Rücksicht auf diese,denn er hatte Angst, dass er zu spät sein würde, auch wenn er noch etwas mehrals drei Stunden Zeit hatte, bis sie sich in der Stadt treffen würden. SeinPony war leicht gewellt. Sein Gesicht mit seinen Händen immer wieder von dereinen Seite zur anderen drehend, beobachtete er sich aufs Genauste, sog allesin sich auf und entschloss sich dazu mit Make-Up etwas nachzuhelfen. Noch niein seinem Leben hatte er so viel Wert auf sein Äußeres gelegt, doch gehörtedies mit zu seinem Plan. Ein paar gekonnte Eyelinerstriche und etwas Concealerspäter war er zufrieden mit seinem Gesicht und machte sich nun an das mitAbstand schlimmste. Den Klamotten. Für heute musste einfach alles perfekt sein,denn er wollte für Minseok einen Tag erschaffen, den dieser im positiven Sinneniemals mehr vergessen würde. Vor seinem Kleiderschrank angekommen, öffnete erdie Tür, blickte hinein, stemmte die Hände in die Hüfte und seufzte resigniertauf. Das könnte nun dauern. Eine Stunde später hatte er endlich etwas passendesgefunden. Da er nicht so schnell fror, reichte ihm ein langärmliges, hellrotesT-Shirt. Darüber hatte er sich eine dunkelrote Kapuzenjacke, mit schwarzen undweißen Flecken drauf, angezogen. Dies war seine absolute Lieblingsjacke. Einerote Kappe hatte verkehrt herum ihren Platz auf seinem Kopf gefunden und eineschwarze Sonnenbrille mit großen Gläsern versteckte seine Augen so wie er eshaben wollte. Ohne sich darum zu kümmern sein Bett zu machen oder das Handtuchvom Boden zu räumen, ging er in die Küche, wo er sich ein Toast mit Marmeladeund eins mit Nutella machte. Diese aß er schnell und blickte ständig auf seineUhr. Auch wenn er noch Zeit hatte, hatte er Angst doch zu spät zu kommen undsomit Minseok warten zu lassen, welcher dann bestimmt ganz anfangen würde zuschmollen und dabei so zuckersüß aussehen würde, dass er ganz bestimmt seineFinger nicht mehr von diesem lassen könnte. Zwar war die Vorstellung einesschmollenden Minseoks etwas, was in seinen Augen doch ziemlich reizte, aber erwollte seinen kleinen Hamster nicht warten lassen. Und mit diesem Gedankenhatte er sich schon eine ganze Stunde vor ihrem Treffen auf dem Weg in dieStadt gemacht. Dort angekommen hatte er sich gleich auf den Weg zu ihremTreffpunkt gemacht und wollte sich gerade auf die Bank setzten, als er etwasGrünes aus der Menge vorvorstechen sah. Ein junger Mann mit leicht rötlichenHaaren und einer Snapback auf dem Kopf bahnte sich seinen Weg durch die vielenMenschen, die um diese Zeit schon auf dem Weihnachtsmarkt waren. Dieser hatteeinen orangenen Pullover mit Kapuze an und darüber einen weiteren, etwasdünneren bräunlichen Pullover ohne Kapuze. Die hellgrüne Jacke mit denschwarzen Schultern ließ ihn auf jeden Fall nicht untergehen. Was dies etwaschon wieder Schicksal? Das sie beide viel zu früh da waren? Zwischen den beleuchtetenStraßenlaternen sagen die Augen des Mannes so besonders aus wie das Licht derSterne. Er schien den jungen Mann erkannt zu haben, bevor dieser ihn erkennenkonnte und so nutze er den Überraschungseffekt aus und rannte überglücklich aufdiesen zu. Auf den Lippen des wunderschönen Mannes zeichnete sich ein Lächelnab, als dieser ihn erkannt zu haben schien, denn dieser setzte sich auch inBewegung und fiel ihm in die Arme. Minseok war in seine Umarmung gekommen, alswürde er sich nach einem warmen Ort sehnen. Sofort legten sich seine Arme umden Oberkörper des Kleineren und drückten diesen dicht an sich heran. Seineeine Hand hatte sich auf eines der Schulterblätter Minseoks gelegt und dieandere drückte diesen an dessen unteren Rückenbereich noch enger an sich. Beijeder Umarmung machte er sich ein Stückchen mehr Hoffnung, dass der Ältere ihnebenfalls genauso mochte wie er diesen, da ihre Umarmungen von Mal zu Mal immerlänger und intensiver wurden. Zwar hatte Minseok zugestimmt auf ein Date mitihm zu gehen, jedoch hieß dies noch lange nicht, dass dieser ihn genau mochte,genauso liebte, denn es konnte ja auch gut sein, dass Minseok schauen wollte,wie das Date verlaufen würde ohne bereits Gefühle für ihn entwickelt zu haben.„Na? Ist dir kalt oder warum hast du gleich zwei Pullover an?", erkundigte ersich mit einem leicht belustigten Unterton bei dem Älteren Mann, welcher sichschon regelrecht an ihn schmiegte. Solche Umarmungen genoss er immer sehr, daer sich so besonders dabei fühlte. Während solchen Umarmungen hatte er seinenEngel ganz für sich alleine. „Du bist doof... Du weißt doch, dass ich schnellfriere...", murmelte der Auffälliggekleidete leise gegen seine Halsbeuge, was beiihm zu einer starken Gänsehaut führte. Dieser junge Mann war einfach purerZucke für ihn und er war sich sicher, dass er irgendwann an Diabetes sterbenwürde. „Komm, mein kleiner Hamster, gehen wir uns einen schönen Tag machen.",animierte Luhan Minseok mit einem vorfreudigen Lächeln auf den Lippen und hieltdiesem unbewusst seine Hand hin. Erst als dieser die Hand in dessen Hand nahm,wurde Luhan bewusst, was er da aus Reflex getan hatte und war schon erleichtertdarüber, dass Minseok diese Geste, scheinbar sehr glücklich, angenommen hatte,denn ansonsten wäre dies noch ziemlich peinlich für das Reh geworden. Wie einPärchen verschränkten sie ihre Finger mit einander und gingen über denWeihnachtsmarkt. Es störte keinen von beiden, dass sie oft komische Blickezugeworfen bekamen. Solange die Menschen nur guckten und sie ansonsten in Ruheließen, war alles in Ordnung. Sie waren schon eine Weile händchenhaltend überden Markt gegangen, als sich Minseok neben ihm leise zu Wort meldete: „Lu-Ge?Wieso ziehst du deine Sonnenbrille nicht aus?" Ein kleines Feuerwerk ging inseinem Inneren hoch, denn genau darauf hatte er gewartet. „Wieso fragst du?",stellte sich Luhan auf dumm, da er ganz genau wusste, wie sehr Minseok dessenAugen mochte, denn sie hatten in der Vergangenheit schon sehr viel Zeit einfachdamit verbracht die Augen des jeweils anderen zu erkunden, sich die Musterungenbis ins kleinste Detail zu merken und eine die Schönheit zu genießen. „Ä-Ähm...also... Ich... Ich würde dir gerne in die Augen sehen können." Die Worte desMannes, welcher göttlichen Kaffee zaubern konnte, waren viel mehr einunverständliches Nuscheln, als ein klares Sprechen, doch er wusste ja, was ihmder schüchterne Engel mitteilen wollte, weshalb er stehen geblieben war undsich langsam seine Sonnenbrille abzog. Wie erwartet wurden die Augen des Mannesneben ihm immer größer und ein Staunen spiegelte sich in dessen sanftenGesichtszügen wieder. Anscheinend hatte sich der Kampf um den perfektenEyelinerstrich gelohnt, denn dieses Gesicht war Belohnung genug für die ganzenervenaufreibende Zeit, während er sich fertig gemacht hatte. Minseok wirkteals könne er seinen Blick gar nicht mehr von den Augen Luhans abwenden unddieser genoss die volle Aufmerksamkeit seiner Liebe mit allen Zügen. Darübersehr erfreut, dass sein Plan geklappt hatte, zog er den süßen Mann wieder mitsich und sie schlenderten weiterhin über den Markplatz, bis er Minseoks Magengrummeln hörte, was ihn dazu veranlasste einen kleinen Essenstand anzusteuern,der durch die leckeren Düfte sehr verlockend war. Sie stellten sich an undLuhan bestellte zwei Portionen des lecker duftenden Essens, welches er Minseokentgegen nehmen ließ, da er selbst mit Zahlen beschäftigt war, was natürlichüber den Kopf des Älteren hinweg geschehen war. Nun saßen sie dicht beieinanderauf einer Bank gegenüber des Standes und aßen mit vollem Genuss ihr essen,welches sie von innen heraus erwärmte. Wenn Minseok dabei war, war selbst essenetwas ganz besonderes für ihn. Überrascht war Luhan etwas zusammen gezuckt alssein Date ihm mit einer verlegenen Röte auf den Wangen etwas von dessen Essenhinhielt. Diesem ein warmes Lächeln schenkend, aß er das Stück Fleisch und ließes sich besonders schmecken, denn dieses hatte Minseok ihm gegeben und somitwar dieses Stückchen Fleisch zu etwas besonderen geworden, was er in vollen Zügengenoss. Die Reaktion hatte dem Hamster wohl gefallen, denn nun kam es immeröfters vor, dass dieser dem Reh etwas an die Lippen hielt. Schnell hatte sichdie Situation so umgewandt, dass sie nicht mehr von ihrem Essen aßen sondernsich gegenseitig fütterten. Sein armes Herz schlug immer schneller und er warsich jetzt schon sicher, dass dieser Tag unvergesslich werden würde, denn dieswar dieser jetzt schon. Als sie beide nichts mehr übrig hatten, nahm er dieEssensbox des Koreaners und brachte diese, zusammen mit seiner eigenen, zumMülleimer, wo er sie hineinfallen ließ. Gerade noch so konnte er sehen, wie derAuffälliggekleidete aufgeregt zu einem Stand gerannt war und begeistert vordiesem stand. Doch auch wenn er diesen nicht gesehen hätte, wäre es einleichtes gewesen diesen wieder zu finden, denn keiner stach so hervor wie seinEngel und das bezog sich nicht nur auf die Klamotten, die dieser trug. Mitbedachten Schritten ging er durch den Schnee, welcher gerade einmal so hochwar, dass dieser den Boden bedecken konnte. Es hatte noch nicht viel geschneitgehabt, dennoch wirkte der Weihnachtsmarkt jetzt schon wunderschön. Ob diesvielleicht an Minseok lag? Da war er sich nicht wirklich sicher, aber es warklar, dass der junge Mann, welcher sich gerade eine Kette ansah, einfach allesviel schöner und bedeutsamer werden ließ. „Hast du etwas Schönes gefunden?",erkundigte er sich, als er am Stand angekommen war und sich dicht hinterMinseok hingestellt hatte. Natürlich war dieser sofort zusammengezuckt, aberals dieser Luhan erkannt hatte, hatte dieser sich schnell wieder beruhigt undnickte mit einem wunderschönen Lächeln auf den Lippen, welches dafür sorgte,dass er diesem immer mehr verfiel. Wie konnte ein Mensch nur so perfekt sein?Zwar würde er niemals eine Antwort darauf finden, aber dies störte ihn nicht.Viel lieber betrachtete er die lange silberne Kette, welche Minseok so hübschfand. Eigentlich war es nur eine einfache, silberne Kette, die, auch wenn mansie sich zwei Mal umzog, immer noch im Bereich zwischen Brust und Bauch hängenwürde. An ihr war absolut nichts besonders. Doch genau das war es, was Minseokmochte. Die Dinge mussten nichts Ausgefallenes an sich haben oder vonbesonderem Wert sein. Denn den wahren Wert bekamen sie erst dann, wenn manihnen einen Wert verlieh. Einen ganz persönlichen Wert, den niemand verstehenmusste. Als er dem Älteren die Kette anzog, bestätigte sich seine Vermutung. Umdem Hals des Engels sah die Kette plötzlich besonders aus. Sie wirkte ganzanders. Sie strahlte förmlich und das machte Luhan glücklich. Einfache Dinge,die beim richtigen Träger erst wie etwas Besonderes aussahen, waren die Dinge,für die er gerne sein Geld ausgab. Dazu addierte sich natürlich noch der Fakt,dass diese Kette für Minseok sein würde. Mit Entsetzen in den Augen sah MinseokLuhan an, als dieser die Kette einfach so gekauft hatte. „Eine einfache Kette,an welcher absolut nichts besonders ist, für einen Träger, der es schafft siedoch so wirken zu lassen als wäre sie von der Hand eines Engels geschmiedet.Sehe sie als Weihnachtsgeschenk von mir an, Uminnie~", hauchte er leise zuMinseok, da diese Worte nur für die Ohren bestimmt waren, die immer aufmerksamzugehört hatten, wenn er sich sein ganzes Leid von der Seele geredet hatte, dieaufmerksam zugehört hatten, wenn er ein und dieselbe Geschichte schon zumvierten Mal erzählte und die aufmerksam zugehört hatten, wenn er etwas Schöneserzählt hatte. Minseok war einer der wenigen Menschen, die mit einemaufmerksamen und offenen Herzen anderen Menschen zuhörten, egal worum es ging.„D-Dank, Lu-Ge.", hauchte der bezaubernde Engel, welcher ganz überwältigt vonseiner neuen Kette war. Kurz blickte er auf die Turmuhr und sah, dass eslangsam an der Zeit war. Wieder seine Finger mit denen Minseoks verschränkend,zog er diesen sanft mit sich und ging nicht auf die Frage ein, wohin sie denngingen, denn er wollte, dass dies ein Geheimnis blieb bis zur letzten Sekunde.Sanft zog er den jungen Mann weiterhin hinter sich her, bis zum anderen Ende desMarktplatzes und wurde dann immer langsamer. Umso näher sie dem nächsten Punktauf seiner Liste kamen, umso aufgeregter wurde er. Nächtelang hatte er sichGedanken darüber gemacht, ob dies Minseok gefallen würde und wie es wohlverlaufen würde. „Oh mein Gott! Eine Kutsche!", quickte der Hamster neben ihmund bestätigte ihn darin, dass dies eine gute Idee gewesen war. Überglücklichstieg er ein, um Minseok an dessen Hand hochzuziehen. Schon gestern war er hiergewesen, um eine Kutsche für die beiden zu reservieren, damit dies schon einmalsicher war. Die Kutsche war nicht besonders groß, es passten gerade einmal zweiLeute rein. Mit Tannenzweigen und Lichterketten geschmückt, sah die Kutscheeinfach traumhaft schön aus und auch die vielen Schleifen ließen denWinterzauber erblühen. Gezogen wurde die Kutsche von einem ganz schwarzenFriesen, dessen Geschirr mit wenigen Schleifen verziert worden war. Ohnewirklich darüber nachzudenken nahm er die kuschelige Decke, welche neben ihmlag und legte sie über Minseoks und seine Beine, sodass sie es schön kuschelighatten. Luhan hatte sich für die große Runde entschieden, da er möglichst vielZeit mit seinem Engel verbringen wollte, der ganz aus dem Häuschen war von derTatsache, dass sie nun in einer Kutsche fahren würden. Er fand es sehr niedlichwie sehr sich der Ältere doch über solche Dinge freute. Es waren schon einigeMinuten verstrichen, seit sie losgefahren waren und noch immer hing derKoreaner halb über dem Rand der Kutsche und betrachtete die Umgebung mit einemStrahlen im Gesicht, welches der Chinese über alles liebte. Es gab kaum etwas,was schöner war, als das Strahlen Minseoks, welches jedes Herz zum Schmelzenbrachte. Eine ganze Weile lang beobachtete er seinen Engel einfach bis ihm dasVerlangen überkam, dass er den so unschuldig aussehenden jungen Mann in seinenArmen halten wollte. Von diesem Verlangen übermannt, umfasste er das Handgelenkdes Älteren und zog diesen an sich heran, um diesen in seine Arme zu ziehen.Aus großen Augen sah Minseok ihn nun an,da dieser ziemlich überrascht darüber gewesen war, dass dieser so plötzlichweggezogen worden war und sich nun in den Armen des Koreaners befand. Luhanschenkte Minseok ein liebevolles Lächeln, legte einen Arm um diesen und lehnteseinen Kopf an Minseoks Kopf. So aneinander gekuschelt saßen sie eine ganzeinfach nur in der Kutsche und genossen die Nähe des jeweils anderen sehr.Jedes Mal, wenn Luhan an den Kleineren dachte, wurde er ganz aufgeregt wie einKind an diesen Weihnachtstagen. Minseok war wie ein wunderschöner Weihnachtstagvoller Aufregung, Überraschungen und Liebe. Bei Minseok hatte sich Luhan schonimmer wohl gefühlt und er wollte diesen am liebsten nie wieder loslassen. Mal wieder bekam er nicht mit was er machte,denn im nächsten Augenblick legten sich die Lippen des Jüngeren auf die Schläfedes Älteren. Einen ganzen Augenblick war er so verblieben, bis er realisiertewas er da gerade tat und sich blitzschnell wieder löste. So als wäre nichtsgewesen schaute er in die entgegengesetzte Richtung und spielte nervös mitseinen Fingern. Verdammt! Wieso hatte er das jetzt getan? Was, wenn es Minseokzu schnell ging? Vor Nervosität fing er sogar an sich auf seinen Lippen herumzu kauen. „M-Minseok...", fing Luhan an und drehte seinen Kopf wieder in dieRichtung seines Engels und musste sich sehr zusammenreißen nichtzurückzuzucken, denn dieser war ihm verdammt nahe. „Ja...? Lu-Ge?", flüsterte derjunge Mann, welcher ihm schon bei ihrem ersten zufälligen Treffen, in dessenCafé, das Herz gestohlen hatte. „Ich... Ich wollte dir das schon immer mal sagen...Weißt du eigentlich, dass du wunderschön aussiehst? Dass du aussiehst wie einEngel? Dass dein Strahlen ein jedes Herz zum Schmelzen bringen könnte und ichdeine Augen so verzaubernd finde, dass ich gar nicht anders kann, als denlieben langen Tag in diese zu schauen. Ich wollte dir schon immer sagen, dassich deinen Charakter schöner finde als einen Diamanten. Dein Charakter hatetwas sehr Bescheidenes, Aufmerksames und absolut Liebenswürdiges. Ich möchte dichin meinen Armen halten und dich vor allem beschützen." Hauchend waren dieseWorte über die Lippen des Chinesen gekommen und unbewusst waren sich die beidenein Stückchen näher gekommen. Eine zarte Röte hatte sich auf die WangenKoreaners gelegt, dessen Hände wie automatisch ihren Platz an seiner Brustgefunden hatten. Keiner von beiden hatte seinen Körper mehr wirklich unterKontrolle. Es war als würde eine unbekannte Macht sie dazu bringen, sich demjeweils anderen immer weiter zu nähern. Schnell waren ihre Gesichter sich schonso nahe gekommen, dass er den warmen Atem seines Engels auf seinen Lippenspüren konnte. Könnte es sein? Würde dies nun sein erster Kuss werden, den erje in seinem Leben von jemand anderen bekommen hatte, als von seinen Verwandten?Sich ein Herz fassend blickte Luhan tief in die fesselnden Seelenspiegel hin.„Minseok? Ich liebe dich...", flüsterte er so sanft wie er dies nur flüsternkonnte und überwand den letzten Abstand ihrer Lippen zu einem unfassbar sanftenund zärtlichen Kuss. Ein angenehmes Kribbeln ging durch seinen ganzen Körperund ließ ihn lächeln. Als sein Kuss dann auch noch erwidert wurde, war er derglücklichste Mensch des gesamten Universums. Seine Augen hatten sich mit demBerühren ihrer Lippen geschlossen, sodass er den Kuss in vollen Zügen genießenkonnte. Luhan war sich zwar sicher gewesen, dass dieser Tag unvergesslichwerden würde, aber das dieser so unvergesslich werden würde, hatte er nichtgedacht, denn eigentlich war dieses Geständnis nicht geplant gewesen. Genausowenig wie dieser Kuss. Doch es gab Dinge, die wollten einfach nicht geplantwerden. Es gab Dinge, die einfach geschehen wollten. Ganz langsam löstensie ihre Lippen wieder voneinander,blieben aber immer noch so dicht aneinander, dass er seine Stirn an die vonMinseok lehnen konnte. „I-Ich... Ich liebe dich auch... Lu-Ge...", stotterte dieengelsgleiche Stimme und brachte ihn wieder einmal zum Strahlen. Und soverbrachten sie dann die restliche Zeit der Fahrt dicht aneinander gekuscheltals frischverliebtes Pärchen. Minseok hatte seinen Kopf auf der Schulter Luhansabgelegt und dieser lehnte seinen Kopf an den seines Freundes. Beide Augenpaarewaren nach wie vor geschlossen und ihre Finger miteinander verschränkt. In derlangen und kalten Jahreszeit war es nur Minseok die Wärme, die Luhan sowohl voninnen als auch von außen erwärmte. Diesen Engel als seins zu wissen, war wieein Wunder. Sein persönliches Weihnachtswunder. „Möchtest du noch mit zu mirkommen, Minnie? Du könntest bis morgen bleiben...", hatte Luhan gefragt, nachdem sie ihre Kutschfahrt beendethatten und händchenhaltend zurück zu ihrem ursprünglichen Treffpunkt gegangenwaren. Weiße Flöckchen tänzelten vom Himmel und ließen die beiden Asiatenhinaufblicken. Die Wolken waren pechschwarz und die Flöckchen wurden schnell zuFlocken. „Ich denke, mir wurde meine Entscheidung abgenommen. Wie es aussiehtwird es einen Schneesturm geben, Lu-Ge. Ich wäre aber auch so liebend gerne mitzu dir gekommen." Und so war es beschlossen gewesen. Kim Minseok, sein festerFreund, würde heute bei ihm übernachten! Wieder einmal schlug sein Herz ganzaufgeregt und unter dem immer stärker werdenden Schneefall waren sie, immernoch ihre Hände haltend, zu ihm nach Hause gegangen, wo er die Tür zu seinerWohnung aufschloss und den Älteren eintreten ließ. Schnell hatten sie ihreDraußenklamotten ausgezogen und er war im Schlafzimmer verschwunden, umNachtbekleidung für die herauszusuchen, was sich als ziemlich einfachherausstellte, da er schließlich größer war Minseok und dieser dann einfachSachen tragen müsste, die diesem etwas zu groß waren, aber hey... Lieber etwas zugroß und kuschelig als zu eng und ungemütlich. Mit diese Gedanken hatte erMinseok eines seiner Oberteile und eine Jogginghose gegeben, da er wusste, dassdieser schnell fror, weshalb diesem wohl in einer Boxershorts zu kalt werdenwürde. Nach einander hatten sie sich im Badezimmer fertig gemacht, denn Luhannahm Rücksicht darauf, dass es seinem Freund noch zu peinlich war, sich vor ihmumzuziehen, geschweige denn auszuziehen. Nun lagen sich dicht aneinandergekuschelt in seinem Bett und teilten so lange federleichte Küsse miteinanderaus, bis Minseok irgendwann eingeschlafen war. Luhan öffnete seine Augen wiederund blickte in das schlafende Gesicht seines Freunds, welcher auch im Schlafeinem Engel glich. Auch wenn Luhan sehr müde war, hatte er sich daran erinnert,dass Minseok Angst vor Gewittern hatte und was wäre, wenn es anfangen würde zugewittern und sein Freund wach werden würde? Wenn dieser von Luhan beruhigtwerden wollen würde? Wenn dieser eine Umarmung vom Luhan haben wollte, um sichwieder zu beruhigen? Deswegen hatte sich der Chinese dazu entschieden die ganzeNacht auf zu bleiben und seinen wunderschönen Engel beim Schlafen zubeobachten. Kim Minseok war definitiv ein Engel. Sein Engel. Und genauso wenigwie dieser wundervolle Tag jemals in Vergessenheit geraten würde, so würde auchsein Engel niemals dessen Glanz verlieren. Wie der Weihnachtstag auf den erschon immer gewartet hatte. Wie der Weihnachtstag der gefüllt war mit so vielAufregung, Überraschungen und Liebe. So war auch Minseok für ihn. Einwunderschöner und atemberaubender Weihnachtstag.

~ Adventskalender 2016 ~Where stories live. Discover now