6. Türchen

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Titel: They Never Know
Couple : SuLay
Rating: P12 Slash
Wörter: 5758
Genre: Romanze ; Fantasy

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„Ja! Ich werde es heute noch machen!", rief der junge Mann mit der Aktentasche in der Hand und schlug wütend die Türe hinter sich zu. Heute war wieder einer der Tage gewesen, an welchem wirklich nicht funktionieren wollte. Erst heute Morgen war sein Reiskocher hinüber gegangen, weshalb er ohne seinen Reis essen zu können aus dem Haus gehen. Dann hatte er auch noch seine Tasche in der Küche stehen gelassen, weshalb er noch einmal zurück musste und deswegen hatte er seine Bahn verpasst. Mit einer Verspätung von einer Viertelstunde war er bei seiner Arbeit erschienen und hatte gleich einen Stapel mehr bekommen. Zwar war es bei der Versicherung immer stressig, aber dadurch, dass seine Laune eh schon am Ende war und seine Nerven mehr als überstrapaziert, war es kein Wunder, dass er bei seinem nächsten Mandanten vollkommen ausgetickt war, da dieser nun schon zum fünften Mal an diesem Tag anrief und immer noch dieselbe Frage stellte, welche er diesem schon fünf Mal an diesem Tag ausführlich beantwortet hatte. Zu guter Letzt meinte sein Chef auch noch ihm Extraarbeit mitzugeben, die schnell bis morgen erledigt werden müsste. Mit einer solchen Wut im Bauch ging der mittezwanzig jährige Mann zur Bahn, welche dann, wie sollte es an diesem ach so schönen Tag auch anders sein, ausfiel, was bedeutete, dass er erst nach einer Stunde warten die Nächste nehmen konnte. Schlecht gelaunt warf er seine Tasche im Flur auf den Boden, wo er auch seine Schuhe einfach stehen ließ und die Jacke über die Schuhe fallen ließ. Heute wollte er mit niemanden mehr reden, niemanden mehr sehen und auch niemanden hören. Einfach seine Ruhe haben. Doch so wie das Schicksal es wollte, war sein Kühlschrank fast leer. In den letzten Tagen hatte er kaum mehr eine ruhige Minute gehabt, musste immer von einem Termin zum nächsten, bekam massenweise Aufgaben, die er noch zusätzlich erledigen musste und kam deswegen abends vollkommen erschöpft nach Hause. Meistens legte er sich sofort ins Bett und aß erst am nächsten Morgen wieder etwas. Mit etwas Schwung knallte er die Kühlschranktür zu, welche einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war und nun seine Wut aushalten musste. Sich wieder für draußen eingekleidet verließ der junge Mann seine Wohnung und ging den Weg bis zum nächsten Supermarkt zu Fuß. Zwar verdiente er sehr gut, doch seine Arbeit war einfach mit der Bahn zu erreichen und alles was er brauchte, hatte er in der Nähe, so hatte es ihn nie zu einem Auto hingezogen. Zur Not würde auch ein Taxi herhalten. Im Supermarkt nahm er sich einen Korb und ging durch die Reihen aus Regalen, welche vollgestopft waren mit sämtlichen Produkten, dass diese schon fast überquollen. Schon als kleines Kind hatte er nie verstanden, wieso es zum Beispiel von einem Joghurt mit Erdbeergeschmack sechs verschiedene geben muss. Würde nicht einer vollkommen ausreichen? Wieso musste alles immer in einer übertrieben großen Ansammlung vorhanden sein? Das meiste würde am Ende des Tages eh weggeschmissen werden. Seine Auswahl beim Einkaufen beschränkte er auf eine kleine Anzahl auserwählter Produkte, welche er nicht nur sehr gerne aß, sondern die auch von einer guten Qualität waren. Das Verhältnis zwischen Nachfrage und Angebot verlief nach einem einfachen Prinzip. Umso mehr ein bestimmtes Produkt nachgefragt wurde, umso mehr wurde von diesem produziert. Leider war es so, dass viele Menschen sich keine hochwertigen Produkte leisten konnten oder schlichtweg nicht mehr Geld als nötig ausgeben wollten. So war es klar, dass Billigware gefördert wurde. Immer wieder hatte er sich gefragt, wieso zum Beispiel die Joghurthändler der hochwertigen Produkte nicht einfach ihren Preis an den der Billigprodukte anpassten, für einen gewissen Zeitraum weniger verdienen würden, aber sobald die Billigprodukte vom Markt wären, ihre Produkte zu einem etwas höheren aber dennoch niedrigeren Preis als vorher verkauften? Der Joghurt würde von allen Menschen gekauft werden, die Joghurt haben wollten und es würde eine gute Qualität und Arbeitsweise fördern. Doch dann kamen die Prinzipien des Markes nach hinzu. Der Markt lebt vom Wettbewerb. Anbieter mussten sich nicht nur an die Bedürfnisse der Bürger anpassen, sich aber auch gegenseitig anpassen. Wen ein Händler seinen Erdbeerjoghurt für wenig Geld verkaufen würde und ein anderer für viel mehr Geld, war es klar, dass die Kunden sich für das billigere Produkt entschieden. Würde es nur noch einen Erdbeerjoghurt auf dem Markt geben, würde es keinen Wettbewerb mehr um dieses Produkt geben. Somit könnte der Händler seinen Preis in der Theorie so hoch setzten wie er wollte, denn wenn man einen Erdbeerjoghurt haben wollte, musste man diesen kaufen. Für seine Idee würde dies bedeuten, dass man dem Händler trauen musste, dass dieser dies nicht ausnutzen würde, sondern menschlich dachte und den Preis so setzte, dass jeder sich den Joghurt leisten könnte, dieser aber trotzdem noch verdienen würde. Leider würde dies nur in den seltensten Fällen geschehen, da Menschen zu gierigen Monstern wurden, sobald es um Geld ging. Das mentale Konzept der Gesellschaft hatte er noch nie verstanden. Wieso mussten Menschen so etwas erfinden wie eine Gesellschaft? Mit seinen Einkäufen an der Kasse stehend, fuhr er sich einmal durch seine kastanienbraunen Haare und seufzte leise auf. Er lebte in einer Welt, mit der er nichts anfangen konnte. Einer Welt, die nicht zu ihm zu passen schien. Auf dem Rückweg hatte er sich dazu entschieden den Umweg durch den Park zu gehen, da dieser besonders abends wunderschön war. Die kühle Herbstluft tief einatmend ging er mit langsamen, leisen Schritten durch den Park, welcher langsam in ein ruhiges Schwarz getaucht wurde. Oft war er abends schon hier spazieren gewesen, um den Kopf frei zu bekommen? Unzählige Stunden seines Lebens hatte er schon hier verbrachte. Als Kind hatte er immer gerne am See gespielt, welcher versteckt hinter den Bäumen in seiner vollen Pracht existierte und nur darauf wartete bewundert zu werden. Spontan entschied er sich, durch eine Kindheitserinnerung angeregt, zu besagtem See zu gehen. Dabei wählte er genau die Route durch den dichtbewachsenen Wald, die er als Kind immer gewählt hatte. Natürlich dauerte es mit den Tüten etwas länger als normal, aber es würde sich lohnen. Mit einem verträumten Lächeln auf den Lippen, trat er aus dem Wald heraus und blickte solange auf den ruhigen, glitzernden See, bis er plötzlich eine Stimme hörte. „Keine Sorge. Mir geht es gut. Dir wird nichts passieren. Ich bin immer da, wenn du oder einer deiner Freunde meine Hilfe braucht, okay?" Es war eine sanfte und ruhige Stimme, die durch die Stille drang. Seinen Kopf hatte er sofort in die Richtung gewandt, aus welcher diese Stimme gekommen war und was er dort erblickte, brachte ihn dazu seine Tüten fallen zu lassen und sich in Bewegung zu setzten. Mit leichter Panik in den Knochen war er auf den am Boden hockenden Mann zugelaufen und hatte sich neben diesen gekniet. „Ist alles in Ordnung bei Ihnen? Sie bluten ja.", hatte er ganz aufgeregt gesagt, während er den Arm des anderen Mannes musterte, welcher mit blutüberströmt war. Durch seine Sorge hatte er gar nicht realisiert, dass hier niemand weiteres war außer dieser junge Mann. Niemand weiteres, mit welchem sich der Fremde hätte unterhalten können. Das Gesicht des Mannes konnte er erst erkennen, als dieser zu ihm hochblickte, da dieser eine blaue Kapuzenjacke trug. Der eine Ärmel der Jacke war zerrissen und hing dem Fremden in Fetzten am Arm. „Mir geht es gut. Keinen Grund zur Besorgnis.", hörte er den jungen Mann sprechen, welcher unglaublich hübsche Augen hatte, welche eine Ruhe ausstrahlten, die er noch bei jemanden in seinem Umfeld gesehen hatte, denn er hatte selber keine Ahnung wie er auf diesen Gedanken kam, aber er hatte das Gefühl diese Augen schon einmal irgendwo gesehen zu haben. Diese Augen, welche so viel Ruhe, Gelassenheit, Hoffnung und Zuversicht ausstrahlten. Wenn man in diese Augen sah, konnte man nicht unglücklich sein. „Mein Name ist Junmyeon.", stellte er sich dem Unbekannten vor. „Yixing. Schön dich wiederzusehen, Suho." Mit geweiteten Augen sah er den jungen Mann an, welcher sich ihm gerade als Yixing vorgestellt hatte. Woher wusste dieser Mann von dem Namen, welchen er sich gegeben hatte, als er noch klein gewesen war. Und wieso wiederzusehen? Sie kannten sich doch gar nicht... oder etwa doch? „Entschuldige, aber woher kennst du diesen Namen und wieso hast du gesagt, dass es schön ist mich wiederzusehen? Kennen wir uns von irgendwo her? Wenn ja, dann tut es mir sehr leid, dass ich mich daran nicht mehr zu erinnern scheine." Entschuldigend hatte er diese Worte an den verletzten Mann gewandt, auf wessen Lippen sich ein zartes Lächeln abzeichnete, während sich die Augen auf den See richteten. Eine Weile herrschte Schweigen zwischen ihnen. Bis Yixing seinen Kopf wieder ihm zuwandte und ihn sanft ansah. „Wenn die Zeit gekommen ist, wirst du dich bestimmt wieder an mich erinnern.", war dies die Antwort gewesen, welche er von dem Mann mit den wunderschönen Augen bekommen hatte. Also kannten sie sich doch. Aber wieso konnte er sich dann nicht erinnern? Normalerweise müsste er sich doch eine Person mit solch schönen Augen erinnern können. „Soll ich dich nach Hause begleiten?", war es ohne Junmyeons Wissen über dessen Lippen gekommen. Er wollte niemanden in der Dunkelheit zurücklassen, der auch noch verletzt war. Dazukommend hatte er auch noch das Gefühl, dass dieser Mann jemand ganz Besonderes war. Dieser Mann war anders. Dieser strahlte diese Ruhe aus, welche er bei den Menschen in seinem Umfeld sehr vermisste. In der Gegenwart dieses Mannes hatte er das Gefühl zu Erden, runterzukommen und sich vollkommen zu entspannen. „Das wäre sehr lieb von dir. Ich kann ohnehin nicht mehr so gut gehen wie früher." Nach diesen Worten hatte er Yixing vorsichtig aufgeholfen und hatte mit diesem und seinen Einkäufen langsam den Wald verlassen. Sehr langsam, denn Yixing konnte anscheinend nur kleine Schritte machen, die dazu auch noch sehr langsam getan wurden. Oft mussten sie auf dem Weg bis zu Yixings eine Pause machen. Vor dem Haus angekommen staunte er nicht schlecht, denn es handelte sich nicht um ein einfaches Haus sondern um ein Anwesen. Ein sehr großes und schönes Anwesen. Gleich am Tor wurde Yixing von einer jungen Frau in Empfang genommen. „Junger Herr! Wo waren sie denn so lange und oh Gott! Was ist denn mit Ihnen geschehen? Schnell, lassen Sie uns reingehen. Ihre Eltern sorgen sich schon sehr.", sprach die junge Frau, in dem Dienstmädchenoutfit mit aufgebrachter Stimme. Trotz ihrer hektischen Stimme reagierte der Mann neben ihm in dessen eigener Ruhe. Es war, als würde dieser in seiner eigenen Welt leben, von welcher niemand etwas wusste und die deswegen auch niemand kannte. „Wenn du magst, kannst du morgen mal vorbeikommen.", bat ihm der junge Mann freundlich lächelnd an und verbeugte sich höflich. „Komm gut nach Hause und habe eine angenehme Nacht."Den gesamten restlichen Abend hatte er im Bett mit dem Gedanken an den anderen verbracht. Woher kannten sie sich? Wieso erinnerte er sich nicht mehr an den Mann? Er hatte ganz vergessen zu fragen, woher die Wunde stammte. So abgelenkt war er von diesen wunderschönen Augen und dieser wohltuenden Ruhe des Anderen gewesen. Von diesem Tag an hatte sich sein Leben sehr verändert. Auf der Arbeit wurde er von Tag zu Tag immer ruhiger und entspannter. Nach der Arbeit ging er zurück nach Hause, zu Yixing. Am Tag, nachdem sie sich getroffen hatten, war er wieder zu diesem gegangen und hatte sich ein wenig mit diesem unterhalten. An diesem Tag hatte er erfahren, dass Yixing aus China hergekommen war, da seine Eltern hier einen besseren Job gefunden hatten. Auch hatte Junmyeon erfahren, dass Yixing an einer Krankheit litt, welche ihm langsam, jeden Tag ein bisschen mehr, die Fähigkeit zu Laufen nahm. Schon lange bevor Yixing ihn gefragt hatte, ob er nicht bei diesem einziehen wolle, hatte er jeden Tag bis spät in der Nacht bei diesem am Bett gesessen. Da Junmyeon eh alleine gewohnt hatte und den Kranken nicht alleine lassen wollte, da dessen Eltern viel mit der Arbeit beschäftigt waren. Sie hatten sich schnell sehr angefreundet, aber bis zum heutigen Tage wusste er nicht, woher er den Anderen kennen sollte. Yixing und er waren gerade vom Essen wieder auf dessen Zimmer gegangen, als dieser sich plötzlich den Halt unter den Füßen verloren hatte, sodass er blitzschnell reagieren musste, um diesen noch aufzufangen. „Es wird immer schlimmer, stimmt's?", hauchte er leise, während er den Jüngeren auf den Armen ins Zimmer trug, wo er diesen dann vorsichtig auf dem Bett absetzte. Besorgt musterten seine Augen den Kranken, der von Tag zu Tag immer weniger Kraft in den Beinen hatte. „Ja, aber das ist okay. Ich muss nicht eigenständig gehen können, um glücklich zu sein." Die Kraft, welche der Jüngere besaß, bewunderte Junmyeon sehr und auch diese unfassbar aufgeprägte optimistische Sichtweise auf einfach alles. Für Yixing konnte es nichts geben, was dieser nicht irgendwie doch als etwas Positives deuten konnte. Bei ihnen war es normal, dass sie nicht ununterbrochen miteinander sprachen. Eigentlich sprachen sie nur wenig miteinander. Aber das lag nicht daran, dass sie sich nicht viel zu sagen hatten, sondern es lag eher daran, dass sie keine Worte mehr brauchten, um dies auszudrücken. Junmyeon hatte sich neben Yixing ins Bett gekuschelt und den Kranken an sich gezogen. Irgendwann waren sie einfach dazu übergegangen. Seit dem Mal wo Yixing Fiber bekommen hatte und fürchterlich während der Nacht gefroren hatte, sodass Junmyeon sich zu diesem ins Bett gelegt hatte, schliefen die beiden jungen Männer oft zusammen in einem Bett. Ebenso oft hatte er dabei den Jüngeren so an sich gezogen, sodass dessen Kopf auf seiner Brust lag und er gemütlich durch dessen Haare kraulen konnte. Schon seit Tagen konnte der Ältere an nichts anderes mehr als an Yixing denken. Selbst auf der Arbeit hatte er öfters bei diesem angerufen, um zu fragen, wie es diesem ginge und ob er nach der Arbeit etwas Bestimmtes zu Essen mitbringen solle. Die Zweisamkeit genoss Junmyeon sehr. Auch wenn Yixings Zustand immer schlechter wurde, erlisch das Glänzen in dessen Augen nie. Sein mittlerweile bester Freund würde schon bald nicht mehr laufen können und sie einen Rollstuhl für diesen besorgen. Mit einem traurigen Blick schaute er sich in Yixings Zimmer um. Auf einmal fiel ihm etwas ins Auge, was ihm vorher noch nie aufgefallen war. Mitschnellen Schritten rannte der sechsjährige Junmyeon durch den Hals, welchereine halbe Stunde entfernt von seinem Zuhause war. Eigentlich hatte seineMutter ihm verboten sich soweit von Zuhause zu entfernen, aber denabenteuersuchenden Jungen hatte dies nie wirklich interessiert. Fröhlichlachend und singend hüpfte er über kleine Steine, kletterte über umgefalleneBaumstämme und spielte mit seinen imaginären Freunden fangen. Während derJunge, welcher sich von seinen imaginären Freunden Suho nennen ließ, vor seinenFreunden abhaute, da einer dieser gerade dran war zu fangen, ließ er immertiefer in den Wald und kam irgendwann an einen See an. „Wow~ Ist derwunderschön! Schaut mal, D.O, Kris und Chen! Ist der nicht wunderschön~",strahlte der fantasievolle Junge und sah mit glänzenden Augen auf den See,welcher in der Sonne glitzerte. „Hast du auch Freunde die niemand anders sehenkann?", erklang auf einmal eine Stimme hinter dem Jungen, welcher noch bis vorkurzem seelenruhig auf den See geschaut hatte und sich vorgestellt hatte, wiees wäre mit einem Piratenschiff auf diesem zu segeln. Blitzschnell drehte ersich um und sah ihn ein Augenpaar wunderschöner Augen. „Wer bist du?", fragteSuho den Jungen, der mit einer Kapuzenjacke auf einem niedrigen Ast eines nichtsonderlich hohen Baumes saß. „Ich bin Yixing und wer bist du?" – „Suho~ Abersag mal, Yixing, was machst du hier alleine?" – „Ich bin nicht alleine. MeineFreunde sind hier. Ich komme sie oft besuchen." – „Du hast auch imaginäreFreunde? Cool, dann bin ich ja nicht der Einzige~", freute er sich und sah wieYixing mit einem sanften Lächeln auf den Lippen um Ast hinab sprang und diesendabei die Kapuze vom Kopf ging. Zeitgleich war ihm auch die Kette aufgefallen,welche Yixing um den Hals trug. Es war eine silberne Kette mit einem silbernenAnhänger in Form eines Einhorns. „Yixing!", rief Junmyeon sofort und hatte sich so schwungvoll aufgesetzt, dass der Kopf des Anderen von der Brust gerutscht war und der Besitzer aufgewacht war. „Mmh?", hatte dieser nur leise von sich gegeben und sah so aus, als würde er sich noch gar nicht wirklich in dieser Welt befinden. Sein verpennter Blick war einer der Blicke, den er am meisten liebte. Yixing war eine Person, die ihm sehr viel bedeutete und mit der er sich in so kurzer Zeit schon so gut verstand. Auf Grund seines strengen Elternhauses hatte Junmyeon nie wirklich Freunde gehabt, da sein Tagesplan immer randvoll mit Terminen war, sodass er nie Zeit gehabt hatte, um Freundschaften zu pflegen. Auch später hatte er nie Zeit dazu gehabt, denn nach seinem Studium hatte er sich nur um seinen Beruf gekümmert, auch wenn er dies nie wollte, doch seine Eltern legten viel Wert darauf, dass er etwas aus seinem Leben machte. „Ich weiß jetzt wieder woher ich dich kenne! Damals am See, als ich sechs Jahre alt gewesen bin. Du hast auf dem Ast gesessen. Ich hab mich daran erinnert, als ich die Kette da gesehen habe.", erklärte er dem verschlafenen jungen Mann, welcher sich wieder in seine Arme gekuschelt hatte. Langsam hob sich der Kopf von seiner Brust und ein Paar wunderschöner Augen blickte ihn verwundert und überrascht zugleich an. „Du kannst meine Kette sehen?", fragte dieser mit einem leichten Unglauben in der Stimme, während dessen Blick keine Sekunde von ihm wich. Eine leichte Unsicherheit machte sich in ihm breit, da er absolut keine Ahnung hatte, wieso Yixing so darauf reagierte. „J-Ja... Wenn du dieselbe Kette meinst wie ich, dann ja... Wir reden von der mit dem Einhornanhänger, oder?" Der Oberkörper des Jüngeren richtete sich langsam auf und der Mann streckte seine Hand nach der Kette aus, welche dieser vom Nachttisch zu sich zog und sie ihm zeigte. „Wenn du sie sehen kannst, dann ist es ja endlich so weit. Endlich kann ich dir meine Welt zeigen.", lächelte der Ruhige und zog sich dessen Kette an. Nun war er verwirrt. Was meinte Yixing denn damit, dass er ihm seine Welt zeigen könne? Von welcher Welt sprach der Jüngere gier bitte? „Wenn du dich an unser erstes Treffen erinnern kannst, kannst du dich doch bestimmt auch an unser Gespräch erinnern? Ich hatte dich gefragt, ob du auch Freunde hast, die niemand anderes sehen kann. Ich habe erst später gelernt, dass es Menschen, die so sind wie ich, nur sehr selten gibt und dass es bei anderen Menschen normal ist, dass sie sich Dinge oder Menschen einbilden und mit diesen reden. Vor allem bei Kindern ist das sehr häufig. Aber als ich zu dir sagte, dass meine Freunde ebenfalls da sind, meinte ich das ernst. Meine Freunde sind keine Menschen und nicht jeder kann sie sehen. Weißt du, Junmyeon. Diese Kette und ein offener Geist ermöglichen einem den Eintritt in eine Welt, in welcher es keine Risse gibt. Eine Welt, in der man glücklich sein kann. Diese Welt würde ich dir gerne zeigen. Sie hat zwei Stufen und beide Stufen würde ich dir gerne zeigen, denn dadurch, dass du die Kette sehen kannst, weiß ich, dass dein Geist geöffnet ist und dein Herz ebenfalls." Mit einem sanften Lächeln auf den Lippen, sah Yixing mich an und wartete geduldig auf eine Antwort. Es soll eine Welt geben, die nicht jeder sehen kann? Eine Welt, die man nur durch einen offenen Geist und der Kette sehen konnte? Junmyeon hatte absolut keine Ahnung was er davon halten sollte, denn dies hörte sich eher an wie die Fantasie eines kleinen Kindes. Jedoch musste er zugeben, dass er schon etwas neugierig war, auch wenn er so sein Zweifel hatte. „Okay... Dann zeig mir deine Welt, Yixing.", flüsterte er schließlich leise und ließ zu, dass der Andere seine Hände nahm und die eine auf die Kette legte und die andere hingegen auf dessen Herz, welches in einem entspannten und ruhigen Tackt schlug. Tief sah Yixing ihm in die Augen und er spürte wie sein Herz anfing schneller zu schlagen, so hatte er sich in den wunderschönen Augen des Anderen verloren, welches in vollkommen in eine andere Welt zogen. Wortwörtlich. Denn als er seinen Blick wieder von Yixing lösen konnte, klappte ihm sein Mund auf. Mit großen Augen sah er sich um und konnte einfach nicht glauben wo er gerade war. Träumte er? Wie konnte es sein, dass sie sich plötzlich nicht mehr auf dem Bett im Zimmer des Jüngeren befanden, sondern auf einer Wiese. Es war eine Wiese mit kniehohem Grashalmen, Lavendel, Mondblumen, Kornblumen und Dahlien. Ab und zu erstreckten sich Gerstenhalme aus dem Boden. Der leichte Wind, welcher wehte, ließ die langen Gewächse leicht nach links neigen und strich ihm sanft durch sein Haar. Etwas weiter von ihnen weg befand sich ein dichter Mischwald, dessen Bäume allesamt ein sattes und gesundes Grün aufwiesen. Hinter dem Wald erstreckte sich in der Ferne eine hügelige Landschaft. Das leise Grillengezirpte unterstrich diese Idylle und ließ ihn immer sprachloser werden. „Yixing... Wo sind wir hier?", fragte er fassungslos und sah sich zu allen Seiten um. „Das ist meine Welt. Es ist eine Parallelwelt, welche sich aus der Vorstellungskraft und der Fantasie eines Menschen bildet. Es gibt nur wenige Menschen mit einem offenen Geist, einem offenen Herzen und genügend Fantasie, um solch eine Welt entstehen zu lassen. In solchen Welten leben die Wesen, von denen die Menschen denken, dass sie sie erschaffen hätten. Es sind Wesen, an die nur noch Kinder glauben. Für eine gewisse Zeitspanne. Danach werden diese Wesen als unreal und Fantasiegespinste abgestempelt. Solche Wesen können nicht mehr dort leben wo Menschen leben. Deswegen leben sie in solchen Welten. Diese Welten können nur durch den Menschen existieren, der sie aufgebaut hat. Das bedeutet, dass wenn ich eines Tages sterbe, diese Welt in sich zusammenfallen wird und alle Wesen, die hier ein Zuhause gefunden haben, sich ein Neues suchen müssen. Diese Wesen können auf der Welt der Menschen nur dann existieren, wenn an sie geglaubt wird, doch der Glaube verschwindet immer schneller. Wenn solche Wesen auf in die Welt der Menschen müssen, können sie nur von denen gesehen werden, die wirklich aus tiefsten Herzen an sie glauben. Als wir uns kennengelernt hatten, hatte ich Gedacht, dass du auch so ein Mensch bist wie ich. Dass du auch so eine Welt aufgebaut hast, doch du hattest keine Kette um, als du mit deinen Freunden gesprochen hast. Bis heute habe ich niemanden mehr gefunden, der mit so einem Glanz in den Augen durchs Leben gegangen ist, wie du damals. Mit dem Glanz der Fantasie, der Hoffnung. Als wir uns wieder am See getroffen haben, wusste ich, dass dies kein Zufall war und ich konnte dir deutlich ansehen, dass sich tief in dir etwas an mich erinnert hat. Sonst hätte ich dich niemals mit zu mir genommen. Junmyeon? Du bist Besonders. Auch wenn du keine eigene Welt aufbauen kannst, du kannst die eines anderen betreten." Er war noch sprachloser als er dies ohnehin schon gewesen war. Würde er dies nicht gerade mit eigenen Augen sehen, würde er Yixing mit eigenen Händen in die Anstalt bringen. Menschen konnten sich das mentale Konzept der Gesellschaft aufbauen, welches eigentlich nur in ihren Gedanken lebte, also wieso sollten sie nicht auch in der Lage sein Welten zu erschaffen? Es gab so vieles, was man noch nicht über sich wusste und über seine Umwelt. Leicht ließ er seine Hand über das Gras streichen und lächelte leicht. „Es ist wunderschön in deiner Welt, Yixing. Aber ich hätte noch ein paar Fragen. Von was für Wesen sprichst du und was ist eigentlich mit uns? Ich meine wir sind hier in dieser Welt... Also sind wir nicht bei in der anderen Welt, oder wie?" Nach kurzen Warten erhob sich Yixing und streckte ihm seine Hand aus. „Ich werde sie dir zeigen.", sprach dieser leise, während er ihm beim Aufstehen half. Sie würden wo anders hingehen, also würde der junge Mann mit den wunderschönen Augen und dem bezaubernden Lächeln wieder gehen müssen. Aus diesem Grund wollte er diesen gerade hochheben, als dieser plötzlich losging. Sprachlos stand er da und konnte nicht glauben, dass Yixing gehen konnte ohne zu wanken, schnell gehen konnte. Mit einem strahlenden Lächeln auf den Lippen drehte sich der Jüngere zu ihm um und wank ihn herbei: „Komm." Während sie nebeneinander über die Wiese gingen, hatten sich ihre Hände wie automatisch gefunden und ihre Finger sich verschränkt, als würden sie dies immer tun. Dabei war dies das erste Mal. „Das hier ist eine spirituelle Welt, deswegen ist auch nur unser Geist oder unsere Seele, was einem lieber ist, hier. Deswegen kann ich auch gehen. Unsere Körper sind in der anderen Welt. Umso öfters man zwischen den Welten wechselt, umso mehr wird der Körper, den man jedes Mal zurücklässt, strapaziert und geht langsam kaputt." Die Hand, die er hielt, war warm. Angenehm war und er drückte diese sanft. „Kannst du deswegen langsam nicht mehr laufen?" Ein Nicken war die Antwort. Junmyeon dachte nach. Was würde wohl passieren, wenn Yixing einfach hier in dieser Welt blieb. Hier würde er doch normal leben können. Diese Welt passte auch viel besser zu dem ruhigen und geerdeten Mann. Nach einer Weile blieb der Mann neben ihm stehen und sah zart lächelnd geradeaus, weshalb auch Junmyeon seinen Blick in diese Richtung wandte. Wieder einmal weiteten sich seine Augen, als er das große, muskulös gebaute, schneeweiße Pferd erblickte, dessen lange, weiße Mähne sich leicht durch den Wind bewegte. Doch das was ihm in Wirklichkeit den Atem raubte, war die Tatsache, dass es sich hierbei nicht um ein Pferd handelte, sondern um ein Einhorn. Ein Einhorn wie jene über die immer Geschichten erzählt wurden. „Meine Welt ist eine Welt geschaffen für solche Wesen wie sie." Das Einhorn blickte in die Richtung der beiden Männer und kam mit langsamen Schritten näher. Es schien überhaupt keine Angst zu haben, so wie die Tiere in der anderen Welt. Vorsichtig streckte Yixing seine Hand nach dem Tier aus und fuhr diesem sanft durch die Mähne, während dieses den Kopf an der Brust des Mannes rieb. Dieses Bild war perfekt. Zwei perfekte Wesen in vollkommener Harmonie. Den ganzen Tag über hätte er die Beiden beobachten konnte, doch die Beiden hatten wohl etwas anderes vorgehabt, denn ehe er sich versah, war Yixing auf ihn zugekommen und hatte ihn mit zu dem prächtigen Wesen gezogen, welches runter gegangen war, sodass die beiden Männer leicht auf den Rücken des Tieres steigen konnten. „Halt dich fest, nicht dass du noch runterfällst.", hatte der Jüngere noch gesagt, ehe sich das Tier auch schon in Bewegung gesetzt hatte und die beiden Männer auf dessen Rücken durch den Wald trug. Er hatte seine Arme sanft um die Hüfte Yixings geschlungen und seine linke Wange an den Rücken des Mannes gelegt. Wie immer genoss er die Nähe und die Wärme des anderen Mannes. Langsam hatten sich seine Augen geschlossen und sein Herz hatte angefangen schneller zu schlagen, als gewöhnlich. Eine ganze Weile hatten sie so verweilt, bis er spürte, dass das Tier stehen blieb. Gemächlich hatte er seine Augen wieder geöffnet und das was er nun sah ließ ihn warm Lächeln. In Mitten des Waldes hatte sich eine kleine Herde bestehend aus fünf dieser wunderbaren Geschöpfe angesammelt. Allesamt blickten sie zu den Männern, zeigten aber genauso wenig Scheu wie das Wesen, auf welchem sie saßen. In dieser Welt harmonierte alles perfekt mit einander. Dies war eine Welt, in welcher er sich wohlfühlte. Ruhig, entschleunigend und märchenhaft. „Sie sind wunderschön...", hauchte er leise und bewunderte die Wesen, von welchem er bis heute geglaubt hatte, dass sie nur in Geschichten existierten. „Wenn du magst, kannst du sie öfters sehen. Aber du kennst den Preis dafür..." Kurz dachte Junmyeon nach, doch er kam schnell darauf, dass der Preis im Vergleich zum Gewinn lächerlich klein war. „Ich würde alles dafür geben, um hier öfters herkommen zu könne." Anscheinend schien sich Yixing über diese Aussage sehr zu freuen, denn sein Gesicht erstrahlte, kaum dass Junmyeon diese Worte ausgesprochen hatte. Seine Hand wurde genommen und er wurde von dem großen Tier gezogen. „Ich habe mir vorhin über etwas Gedanken gemacht. Warum bleibst du nicht einfach hier? Ich meine, hier ist es doch viel schöner als in der anderen Welt." – „Da hast du Recht. Aber der Grund ist ganz simpel. Wenn ich hier bleiben möchte, muss sich mein Geist von meinem Körper lösen. Ich muss mich in dieser Welt hier befinden und die Kette ausziehen. Dann würde mein Körper in der anderen Welt sterben, aber mein Geist würde hier bleiben. Eigentlich ist das ja ganz einfach und überhaupt kein Problem. Nur der Harken an der Sache ist, dass Die Welt, dadurch, dass mein Geist auf ewig weiterleben wird, ebenfalls auf ewig weiterleben wird. Sprich ich werde für immer ohne jemanden meiner Art hier leben müssen und für immer ist etwas was man sich alleine nicht antun möchte.", erklärte Yixing mit einer gewissen Ehrfurcht in der Stimme. Es war logisch, dass diese Option keiner Wählen würde, wer würde schon auf Ewigkeit alleine leben wollen? Aber...
„Was ist, wenn ich mit dir hier bleiben würde? Wenn wir zusammen in dieser Welt bleiben würden?" Plötzlich spürte er einen heftigen Schmerz in seinem Kopf und ging unter einem lauten Aufschrei zu Boden, während er sich seine Hände feste an den Kopf presste. Was war das für ein fürchterlicher Schmerz? Der Schmerz wurde immer größer und schnell war er in eine tiefschwarze Bewusstlosigkeit befallen. Benommen öffnete er seine Augen wieder und konnte seine Umwelt noch gar nicht so richtig wahrnehmen. Es war laut. Viel zu laut und zu stickig. „Oh mein Gott! Ihr beide lebt noch... Ihr habt so fest geschlafen, dass ich dachte ihr würdet gar nicht mehr aufwachen... Es gibt Frühstück." Mit diesen Worten hatte das Dienstmädchen das Zimmer wieder verlassen und ließ einen verwirrten Junmyeon zurück, welcher sich aufsetzte und seinen Kopf hielt. „Auch wenn wir in der Parallelwelt sind, hält die Zeit hier nicht an... Ich bin nachts immer in meiner Welt und werde auf diese Weise am nächsten Morgen aus dieser gerissen." Yixing hatte sich ebenfalls aufgesetzt und beide hatten beschlossen Frühstücken zu gehen, wobei sie festgestellt hatten, dass Yixing seine Beine überhaupt nicht mehr bewegen konnte. Natürlich hatte er diesen sofort auf den Arm genommen und mit einem Lächeln auf den Lippen ins Esszimmer getragen, doch wen er da sah, hätte er nie gedacht. „Schön dich auch mal wieder zu sehen, Sohn.", erklang die schlechtgelaunte Stimme seines Vaters. Woher wussten seine Eltern wo er nun wohnte und wieso waren sie hier. „Hallo Mutter... Hallo Vater...", hatte er leise gemurmelt, während er Yixing auf dessen Stuhl setzte. „Was führt euch her?" Er war sich noch nicht einmal sicher, ob er die Antwort überhaupt hören wollte. „Mein Sohn. Wir sind hier, weil wir von deinem Chef darüber informiert worden sind, dass du deine Arbeit vollkommen vernachlässigst. Entweder arbeitest du nicht mehr so zielstrebig oder du kommst erst gar nicht. Außerdem mussten wir erfahren, dass du einfach deinen Wohnort gewechselt hast, ohne uns Bescheid zu geben.", empörte sich sein Vater augenblicklich. „Ich will einfach nicht mehr so leben wie vorher. Ich will so leben wie ich das möchte..." – „Was fällt dir ein. Wir haben dir ein perfektes Leben ermöglicht! Was fehlt denn deiner Meinung nach? Du hast eine große Wohnung, einen sehr gut bezahlten Job und sonst keinerlei Sorgen?" – „Ruhe. Harmonie. Eine Welt, die nicht so ist wie die in der ich hier leben muss." – „Was redest du das für einen Schwachsinn, mein Junge. Es gibt nur diese Welt, also finde dich mit ihr ab." – „Nein. Es gibt eine Welt, die ganz anders ist als diese. Eine Welt, in der alles perfekt harmoniert. Eine Welt, in welcher Wesen leben, wie Einhörner. Diese Welt hat mir Yixing gezeigt und ich-" – „Einhörner? Willst du mich auf den Arm nehmen? Du hattest schon als kleines Kind eine zu große Fantasie. Hat dich dieser Mann auf so einen Schwachsinn gebracht? Ich fass es nicht... Wie kann man als Erwachsener noch so kindisch sein und an sowas wie Einhörner glauben? Junmyeon! Du kommst wieder mit uns und wirst diesen Mann nie wieder sehen, hast du mich verstanden?" – „Ja, habe ich, aber ich werde nicht mitkommen! Ich werde nicht gehen!" – „Und ob du das wirst!" Wissend, dass er gegen seinen Vater auf diese Weise nicht ankommen würde, ergriff er das Handgelenk Yixing, zog diesen hoch und rannte mit diesem auf dem Arm in dessen Zimmer. Hinter sich hörte er die wütenden Schreie seines Vaters, welcher den Beiden auch sofort hinterher kam. Im Zimmer angekommen, setzte er den Mann, in welcher Gegenwart sein Herz immer so schnell schlug, auf dem Bett ab und schloss die Tür schnell ab. Mit einem Lächeln auf den Lippen kniete sich Junmyeon vor Yixing hin und sah diesem tief in die Augen. „Ich habe für dich alles von mir geöffnet. Du hast mir eine Welt gezeigt, die ohne einen kleinen Riss geschlossen ist, die der einzige Ort ist, der für dich geöffnet ist. Sie werden sie nie verstehen. Die völlig andere Welt, die nur wir spüren können. Niemals werden sie diese verstehen. Hör ihm nicht zu, er versucht nur uns auseinander zu bringen. Sie werden es niemals verstehen, die Schönheit der anderen Welt. Mit dir an meiner Seite würde ich sogar gerne bis in die Ewigkeit in dieser anderen Welt leben. Ganz egal, was die anderen sagen, glaub ihnen nicht. Lass uns gehen... Du bist mit allem was du hast und gibst einfach zu schön, als dass das, was uns verbindet, zu Ende gehen sollte. Wenn du es auch willst, dann wäre ich bereit für immer an deiner Seite zu leben.", flüsterte er diese Worte mit liebevoller Stimmlage. Mit Tränen in den Augen nickte Yixing langsam und wartete darauf, dass er seine Hände wieder auf die Kette und dessen Herz legen würde. Natürlich tat er dies. Ein tiefer Blick in die Augen des Anderen und die perfekte Welt um sie herum war wieder da. Am selben Platz wie beim ersten Mal saßen sie im hohen Gras. „Ich freue mich, dass du an meiner Seite leben möchtest. Ich bin so froh, dich damals kennengelernt zu haben, Junmyeon." Die beiden jungen Männer lehnten sich aneinander und blickten in die Ferne. Vorsichtig hatte er seinen Kopf an den des Anderen gelehnt und seine Augen geschlossen. Neben sich spürte er eine Bewegung. Yixing hatte sich seine Kette ausgezogen. Der Jüngere legte seine Hand auf die des Älteren. Unter der Hand Yixings konnte man die Kette noch erahnen und das kalte Material auf seinem Handrücken hatte ihn darüber in Kenntnis gesetzt, dass ihre Ewigkeit gerade begonnen hatte. Nie mehr würde sie jemand aus dieser perfekten Welt reißen können. Einer Welt, die nur ihnen gehörte.

~ Adventskalender 2016 ~Where stories live. Discover now