12. Dezember - Mellie | TheRebellion (Marie)

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Eine sanfte Melodie tönte durch das große Haus am Meer. Draußen tobte die See, das dunkle Wasser brach sich in hohen Wellen und der Himmel war grau und dunkel.

»Hase, wo bist du schon wieder?« Eine sanfte Stimme erklang und der Junge im zweiten Stock wandte leicht den Kopf zur Seite, ehe er mit großen Augen wieder aus dem Fenster sah und den Himmel beobachtete.

Doch egal, wie angestrengt und finster er die Wolken anstarrte, sie würden an diesem Tag keinen Schnee zur Erde tragen. Seufzend erhob der Junge sich, als ein zweiter Ruf die Treppe hinauf getragen wurde und er sprang von der gepolsterten Bank vor dem großen Fenster im oberen Flur. Fast beiläufig ließ er seinen Blick über die Weihnachtsdekoration schweifen, die in den Regalen an der Treppe aufgestellt war, die Lichterketten, die um die fein gemusterten Geländerbeine geschlungen waren und die Tannenzweige, die der hellen Holzeinrichtung ein heimeliges Gefühl verliehen.

»David? Die Kekse sind fertig, wir können dekorieren!« Die Augen des Jungen leuchtete auf und mit großen Sprüngen eilte er die Treppe hinab, durch den offenen Flur in die große Küche.

Lächelnd drehte sich Melanie zu ihrem Sohn um und drückte ihn einmal sanft an sich. »Wo ist Mum?«, fragte David mit leiser Stimme, entwand sich der Umarmung und stibitzte sich einen undekorierten Keks.

Ein himmlischer Geschmack von Zimt breitete sich von seiner Zunge aus, als das köstliche Gebäck zwischen seinen Zähnen verschwand. Melanie lächelte sanft und ließ mit einem Schwenker ihres Zauberstabes schmutzige Schüsseln verschwinden und aus einem Schrank am anderen Ende der Küche kam Zuckerdekor hervor.

»Sie holt deinen Onkel Dave ab, er hat sich eine fiese Grippe eingefangen.«

»Warum lässt er sich dann nicht von der Schulkrankenschwester heilen?« David sah seine Mutter fragend an. Nicht, dass er sich nicht freuen würde, Dave wiederzu sehen, immerhin konnte er seinen Paten wieder ein wenig über Hogwarts ausfragen, aber es waren noch keine Winterferien, und als Lehrer für Verteidigung gegen die dunklen Künste hatte Dave vermutlich allerhand zu tun.

»Nun, vermutlich weil er sich über selbstgebackene Kekse freut. Wenn wir sie denn bis zu seiner Ankunft fertig bekommen«, fügte Melanie hinzu und zwinkerte David zu.

Der Junge verstand, griff nach einer bunten Kochschürze und kletterte auf den Barhocker vor der Kücheninsel, auf der die Kekse ausgekühlt waren und bereit dafür, mit Zuckerperlen, Guß und Krokant verziert zu werden.

»Mummie?«, unterbrach David nach einer Zeit die Stille zwischen ihm und seiner Mutter. Melanie legte einen Baumkeks beiseite, dem sie mit Zuckerperlen kleine Girlanden gezaubert hatte.

»Ja, mein Schatz?«

»Wenn Terrie jetzt heiratet, zieht er doch aus, oder?« Melanie nickte und ihre Mundwinkel verzogen sich zu einem stummen Lächeln. »Natürlich, er wird doch jetzt seine eigene Familie gründen.« David ließ ein wenig Krokant auf einen Schneemann rieseln.

»Wird Mum dann traurig sein, weil ihr Bruder nicht mehr da ist?« Melanie musste kichern und zog David seitlich an sich. »Ach nein, sie freut sich sehr für ihn, wie wir doch auch, nicht? Und Terrie ist ja nicht aus der Welt, und zu den Feiertagen ist er ja hier, und zu Weihnachten kocht er wieder für uns und du magst Sophie doch auch. Sie werden es gut haben.«

»Wir müssen ganz viele Kekse für die zwei machen! Die haben bestimmt alles Mögliche im Kopf und dann haben sie nichts zu Essen in ihrer Wohnung und dann retten unsere Kekse ihnen das Leben! Und für Mum auch, dann ist sie nicht ganz so traurig.«

Melanie nickte stumm und bedachte ihren Sohn mit einem sanften lächeln und während sie die nächste Ladung Kekse in den Ofen schob, öffnete sich die Haustür und eine verschneite Ellie betrat das Haus, gefolgt von einem verschnupften Dave. Und Melanie begrüßte ihre Frau mit einem liebevollen Kuss und umarmte Dave intensiv und während die vierte Ladung Kekse in den Ofen geschoben wurde, war der Schnee vor dem Fenster inzwischen einige Zentimeter hoch und ein aufgeregter zehnjähriger David rief nach seinem Wintersachen, dem selbsgestrickten Schal, den Melanie ihm geschenkt hatte und dann lief er raus in den Garten, während Ellie und Melanie sich im Wohnzimmer vor den Kamin kuschelten, die Hände ineinander verschränkt, und Dave sich mit einer dampfenden Tasse Tee auf dem Sessel niederließ und sie sich mit leiser Stimme über alte Tage unterhielten. 

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