Kapitel 8

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Mein Bruder...?
Der Junge, der verschüttet unter einem Haufen von Steinen lag, war mein Bruder?
Das einzige, woran ich denken konnte war, wie sein Schädel, von einer Platte zerquetscht wurde.
Nicht einmal sein Gesicht hätte man erkennen können.
Überall war Blut. Es lief die dunkelgrauen Steine herunter, vermischte sich mit dem feinkörnigen Staub, bis die Mischung auf den Boden fiel und sich dann in eine größere Pfütze zusammen schloss.
Hatte er den Tod verdient?
Zu viel schwirrte mir durch den Kopf.
Wieso kann ich mich nicht an ihn erinnern?
Hat er mir viel bedeutet?
Verstanden wir uns?
Warum passierte ihm so etwas.
ICH hatte es MIR gewünscht...aus Verzweiflung!
Und jetzt trifft es Ihn?
Warum trifft es genau ihn?

„Ich hätte Ihm helfen können!" schrie ich.
Alle schauten mich an.
Ich fiel zu Boden und fing an zu weinen.
Ich verkrampfte und schloss die Arme um mich.
„Ich hätte ihm helfen können..."
Katie rannte auf mich zu und umarmte mich.

Fass mich nicht an!

Ich schubste sie von mir weg.
Plötzlicher Hass kam in mir hoch....

Tot!

Dex wollte eingreifen.
Ich starrte ihn mit bösen Blick an, daraufhin fasste er sich an die Brust und verzog das Gesicht. Er konnte sein Gleichgewicht nicht halten, deshalb ging er auf die Knie. Bettelnd starrte er mich an. Sein Blick war leer, kalt und...voller.... Enttäuschung?
Enttäuschung?
Ich realisierte nicht wirklich, was gerade geschah. Ich spürte nur noch, wie ein dumpfer Schlag auf meinen Kopf auftraf.

Stille...
Für kurze Zeit hatte ich Ruhe vor all dem Stress.
Kein einziger Gedanke.
Es war so beruhigend und einsam.
Am liebsten würde ich hier für immer bleiben.
Ich fühle mich so leicht, schwebend durch das nichts...
Bin ich tot?

Ein Schlag ins Gesicht brachte mich zurück in die Realität.
„Du hast mir vielleicht einen Schrecken eingejagt..." trauerte Nele vor mir.
Weinte sie etwa? Wegen mir?
Lautes diskutieren unterbrach meine Gedanken.
„Wieso hast du das gemacht!" Schrie Katie.
„Glaub mir es war richtig so..." lachte Freddy.
„Was ist, wenn sie durch den Schlag stirbt?!" fast fing sie an zu weinen, als sie aber sah, dass ich mich gerade auf raffte und sie ansah, blieb sie stehen. Man konnte Erleichterung in ihren Gesicht erkennen.
Es wurde still.
„Was genau ist gerade Passiert?" rieb ich mir fragend den Kopf.
„Freddy hat, aus einem unerklärlichen Grund, dir mit der Metallstange auf den Kopf geschlagen." schaute Katie, Freddy mit einem bösen funkeln in den Augen an. Freddy lachte und drehte sich weg von Katie. Sein Kopf knickte ein und seine leeren Augen starrte mich mit einem verständnisvollem Blick an.
Ich wich diesem aus und traf stattdessen auf einen kalten düsteren.
Seine Augen sahen leer aus, sie durchbohrten mich förmlich. Ich hatte das Gefühl, in mir ging etwas verloren...
Was ist los mit Dexter?
„Leute wir müssen weiter..." versuchte Nele das Thema zu wechseln.
„Stimmt...wir müssen das andere Mädchen finden." stimmte Katie zu.
„Kommst du?" schlug Nele auf Freddy's Schulter, der erschrak und antwortete nervös.
„Ja schon ok." er schob sich an die Spitze der Truppe.
„Die übernächste Kreuzung müssen wir Links." sagte er lachend.
Alle setzten sich in Bewegung. Außer Dex und ich.
Ich sah Dex an.
Enttäuscht schüttelte er den Kopf und drehte sich weg von mir.
„Warte..." ich zog an seinem Arm.
Ich sah auf meine Hand.
Ich spürte dir Wärme auf meiner Haut.
Ich zog geschockt meine Hand wieder weg.
Er blieb stehen, jedoch schaute er mich nicht an.
„ich..." ich verschränkte die Arme vor meiner Brust.
„ich...Muss dich was fragen." erwartungsvoll sah ich ihn an.
Sein Kopf drehte sich zur Seite.
Seine eiskalten Augen blickten in meine Seele.
„Was willst du?" ging er mich an.
Ich machte einen kleinen Schritt zurück.
Mir lief ein Schauer über den Rücken...
„Warum bist du so?"
„Das is deine Frage?!" lachte er.
„Du hast mir weh getan, um genau zu sein tust du es schon die ganze Zeit." er drehte sich wieder von mir weg.
Wie soll ich das verstehen.
In mir stieg die Wut auf.
„Was hab ich denn gemacht!?" fragte ich ihn entsetzt.
„Weißt du lass uns dieses Thema einfach beenden." stumm ging er den anderen hinterher und ließ mich stehen.

Du brauchst sie nicht. Töte sie.

Ich verdrehte die Augen.
„Ich muss zuerst heraus finden, was hier vorsich geht." murmelte ich.
Danach kann ich sie töten.
Langsam folgte ich ihnen, immer mit einem Gewissen Abstand.

Ich hatte also einen Bruder?
Ich hatte eine Familie...
Sie wurde mir genommenen!
...genommen bevor ich sie überhaupt kennenlernen könnte, bzw mich wieder an sie erinnerte....
Ich ballte meine Fäuste...

Rache.

Ich werde mich für Ihn rächen.
Sowas hat niemand verdient! Niemand!

Nele sah wahrscheinlich, dass ich anfing mich selbst zu verlieren, also drehte sie sich von der Gruppe weg und kam auf mich zu.
„Hey, alles okay bei dir?"
Ob...ob alles okay ist?!
Ist das ihr Ernst?!
Ich habe gerade meinen Bruder verloren??!
Meine Familie würde zerstört...
Ich bin allein...
Moment....
„Warum und woher kanntet ihr meinen Bruder?"
Nele starrte mich entsetzt an.
„Du..."
„Du kannst dich echt nicht erinnern?"
„Nein, woran sollte ich mich denn erinnern?"
Sie griff sich an den Kopf.
„Weißt du, warum fragst du nicht einfach Dexter?"
Verwirrt ließ sie mich stehen und schloss sich der Gruppe wieder an.

Was hat Dexter jetzt damit zu tun?
Wieso wollte sie mir nicht antworten?
Ich verstehe garnichts mehr...

Ich schaute nach vorn, dieses Geräusch...
Wo kam es her?
Von weitem konnte man eine Kreuzung sehen. Alle gingen gerade aus weiter, jedoch blieb ich stehen.
Was war das für ein Geräusch....?
Eine Hand zog mich in eine dunkle Ecke.
„Psssst...!"~wir wollen doch nicht das sie uns sehen.
„Freddy... Lass mich sofort los! Was willst du?" flüsterte ich und riss meinen Arm aus seiner Hand.
„Ich muss mit dir reden." lachte er leise.
„Worüber denn und warum sollte ich dir zu hören, du hast mir mit der Stange auf den Kopf geschlagen, bis ich in Ohnmacht viel?!" motzte ich.
„Ich weiß was deine Fähigkeit ist. Es ist einfach nur unglaublich faszinierend. So ein kleines Mädchen und doch gleichzeitig so viel Macht. Ich habe dich nicht ohne Grund geschlagen. Ich stelle dir nur eine Frage, die du mir nicht beantworten musst... Wolltest du vorhin Dexter wirklich töten?"

Macht?
Was, Dexter?
„Ich habe keine Fähigkeit." motzte ich wieder.
„Keine Panik, bei mir ist dein Geheimnis sicher. Ich werde es keinem verraten." er ging an mir vorbei.

Was sollte das?
Was meinte er damit...?
Ich will Dexter nicht töten?!
Was..?! Ich will niemanden töten!
Das wird mir jetzt echt zu viel...
Ich muss weiter.
Ich folgte der Gruppe.
Nach einer Weile laufen, fing ich Dexter ab.
„Kann ich kurz mit dir reden?" fragte ich ihn.
Er nickte ohne etwas zu sagen.
„Freddy meinte, dass ich dich töten wollte...Stimmt das?"
„Nein." er zögerte.
„Wolltest du mit mir darüber reden?" fragte er mich.
Ich schüttelte den Kopf.
„Nein, eigentlich wollte ich mich für vorhin bedanken. Du hast mir das Leben gerettet. Für dich ist es bestimmt schwer, ich meine du hast einen Menschen getötet und dazu kommt, dass wir jetzt schon mehrere Leichen gesehen haben. Ich weiß das es für dich bestimmt nicht einfach ist, ich habe es ja auch gesehen." fing ich an.
Er schaute mich an und fing an zu lachen.
„Was redest du denn da?"
„Ich weiß deine Fähigkeit. Du kontrollierst Menschen." sagte ich zu ihm.
„Woher..." ich viel ihm ins Wort.
„Der Mann vor deiner Zelle, du hast ihn dazu gebracht sich um zu bringen, ich weiß zwar nicht wie...a.."
„Nein falsch...Ich habe ihn nicht umgebracht." lachte er.
„Wie meinst du das, ich habe doch selbst gesehen, wie er sich das Messer mehrmals in den Bauch gerammt hat, kein Mensch würde das tun?!"
„Meine Fähigkeit ist es, Menschen mit ihren schlimmsten Erinnerungen, Träumen und Gedanken zu quälen..." antwortete er mir.
„Also hast du ihn so weit gequält, bis er sich umgebracht hat?"
„Ja das ist richtig, ich habe ihn gequält, aber in einem liegst du falsch, ich habe ihn nicht getötet. Das warst du." er schüttelte den Kopf und ging an mir mit einem Lächeln im Gesicht vorbei.

Was?!
Ich soll ihn umgebracht haben?

NegativeWhere stories live. Discover now