Six ♥

98 6 1
                                    

Gedankenlos streunerte ich durch die Straßen. Der Schnee knartschte leicht unter meinen Füßen, während der Wind ein einsames Pfeifen von sich gab.

Hastig schnürte ich die dünne Stoffjacken noch ein bisschen mehr um meinen zierlichen Körper.

Wie sehr vermisste ich ein warmes Bett, das Knistern des Feuers im Kamin, oder allein schon ein Dach über meinen Kopf zu haben.

Es war durch aus möglich auf der Straße zu leben, dass hatte ich in den letzten Monaten an mir selbst fest stellen müssen, doch der Winter schien mir schier unmöglich. Zu kalt war es einfach geworden.

Traurig lies ich meinen Blick über die Umgebung schweifen. Die Straße waren verlassen. Alle waren nach Hause gegangen. Ihnen war es zu dunkel und zu kalt geworden...

Die unzähligen Lichterketten vor und in den Geschäften ließ den Schnee leicht funkeln, während die kahlen Bäume hingegen einen trostlosen Eindruck vermittelten.

Seufzend ließ ich mich in einem Bushaltestellenhäuschen nieder. Hier fegte zwar der Wind nicht herein, aber kalt war es immer noch.

Ich fragte mich, wie lange sollte das noch so weiter gehen? Wie lange würde es dauern, bis ich wieder einen Ort finden würde, wo ich zu Hause war? Würde ich dass noch länger aushalten?

Fragen über Fragen, aber von Antworten war einfach keine Spur....

Erschöpft lehnte ich meinen Kopf an die kühle Glasscheibe und dachte an alten Zeiten. Die Zeiten, in denen noch alles gut war. Zeiten, wo Er noch bei mir war...

Eine einsame Träne verließ meine Augen, welche ich jedoch hastig weg wischte.

Ich vermisste Ihn...

...meinen Bruder.....

Er war eigentlich immer meine Stütze; mein Halt, wenn es mir schlecht ging. Ich konnte mich auf ihn verlassen und er konnte sich auf mich verlassen.

Doch dann kam der Tag, der sowohl meine, als auch seine Welt in Trümmer zurück ließ....

Unsere Eltern starben bei einem Autounfall....

Ich meine, wie oft wird in die Medien von tragischen Autounfällen berichtet? Wie oft hört man bei so einem Unglück weg, weil irgendetwas anderes wichtiger ist?...

Erst wenn man sich selbst in solch einer Situation befindet, begreift man, was es eigentlich bedeutet einen geliebten Menschen zu verlieren, ihn nie wieder in die Arme nehmen und ihm sagen können, dass man ihn lieb hat. Erst dann ist man in der Lage andere Menschen mit einem ähnlichem Schicksalsschlag zu verstehen. Plötzlich merkt man, wie es ist, wenn einem wortwörtlich der Boden unter den Füßen weg gerissen wird.....

Natürlich war es für uns beide der Schock des Lebens, doch wir hatten keine andere Wahl, wir mussten weiter leben und somit zulassen, dass sie ein Stück weit aus unseren Leben verdrängt wurden.

Doch so sehr wir es auch versuchten, es war einfach nicht mehr so wie früher. Wir distanzierten uns von einander. Lange Gespräche zwischen uns gab es nicht mehr. Es war, als wären wir einander von jetzt auf gleich fremd geworden....

Doch das war nicht alles...

Er begann seinen Frust in Alkohol zu ertrinken.....

und wurde aggressiver....

Irgendwann hielt ich es einfach nicht mehr aus. Ich haute ab....

Seitdem lebte ich auf der Straße.

Warum ich nicht wieder zurück ging? 

Nicht mal ich selbst konnte mir diese Frage so richtig beantworten. Vermutlich war es einfach die Angst davor zu sehen, was aus ihm geworden  war, seitdem nun auch ich ihn verlassen hatte...

Ich starrte in die Ferne. Warum war das Leben bloß so ungerecht?

Plötzlich blitzte ein Licht in der Dunkelheit auf und die Silhouette eines Menschen war aus findig zu machen.

Ängstlich drückte ich mich noch ein bisschen mehr an die Glaswand, um unentdeckt zu bleiben. Zunächst schien der Mann, als den ich ihn mittlerweile identifizieren konnte, an mir vorbei zu gehen, doch plötzlich schoss der Kopf in meine Richtung und er kam direkt auf mich zu.

Ein Schauer fuhr über meinen Rücken.

Was war das für ein Mann? Was wollte er von mir?

Als er näher kam, erkannte ich, dass er mich freundlich anlächelte, jedoch verschleierten Besorgniss seine Augen.

"Ähm...Hey..", hauchte er zögernd, ehe er sich langsam neben mir nieder ließ.

"Ich...ähm..bin Harry und du?.."

"Was geht dich das an? Und was willst du von mir?", gab ich genervt von mir, jedoch bereute ich sofort, dass ich ihn so ab gewiesen hatte, als ich seinen enttäuschten Gesichtsausdruck war nahm.

"Ähm...sorry. Ich bin Kathy....", flüsterte ich.

Er schenkte mir ein Lächeln, welches augenblicklich mein Herz erwärmte.....

One Shots♥Where stories live. Discover now