,Es tut mir so so sehr leid, wirklich', fange ich mich an zu entschuldigen und bin schon dabei meine Schürze umzubinden. Ich schaue in ihr Gesicht, sehe keine Regung, aber könnte es verstehen wenn sie sauer wäre, mich rausschmeißen würde. Direkt am zweiten Tag zu spät, war unglaublich.

,Ich hatte nicht viel Schlaf und muss wohl den Wecker überhört haben.'

Sie kommt hinter der Tür wieder hervor, klopft das Mehl an ihrer Schürze ab, welche über ihren bunten Rock hängt und schaut noch immer mit dem gleichen Blick.
,Ist okay, aber nicht, dass es noch einmal passiert, denn das wäre zu schade', sagt sie so wie ich sie kennengelernt habe. Nett und verständnisvoll.

Ich lächel ihr dankbar zu und mache mich an die Arbeit. Ich wasche das Geschirr von heute schnell ab, hole die Handtücher aus dem Trockner und Falte sie zusammen. Danach gehe ich in die Küche, wo Chloe am backen ist und gerade Ihre Cupcakes verziert.

Sie sehen unglaublich aus, mit Feinarbeit kreiert sie Meisterwerke, wofür ich zu ungeschickt wäre.
,Und wie findest du sie?', fragt sie mich und präsentiert mir ihre selbst gemachten Törtchen. ,Diese sind mit Cremefüllung und diese mit Schokoladenfüllung und für die kleine Prinzessin, die nach der Schule vorbeikommt habe ich den hier gemacht', zeigt sie stolz und deutet auf einen hellen Muffin mit rosa Glasur und einem weißen Zuckergussschmetterling.
,Der ist mit Erdbeercreme gefüllt.'

,Die sehen unglaublich aus. Wirklich! Und das Mädchen wird sich sicher riesig freuen.'

Chloe lächelt, schaut sich nacheinander jeden Muffin an, bevor sie mich anschaut und wieder auf den rosanen.
,Das Mädchen welches ich meine ist gerade mal acht Jahre alt. Ihre Mutter ist vergangenes Jahr verstorben und ich war eine sehr gute Freundin von ihr. Ihr Vater arbeitet sehr viel, deswegen habe ich ihm versprochen, dem Mädchen, Alice, nach der Schule essen zu machen und gemeinsam mit ihr Hausaufgaben zu erledigen. Ich liebe sie wie mein eigenes Kind', spricht sie und holt aus dem Ofen weitere Törtchen.

,Deswegen werde ich nachmittags nicht da sein.' Ich nicke und lächel ihr zu.
,Natürlich, ich bin da.'

Die Türklingel klingelt und sofort mach ich mich auf dem Weg, schnappe mir den Block und den Stift und laufe auf den Tisch zu.
Es ist eine blöde Angewohnheit mit dem Stift. Auch wenn es nur eine Person ist und es nicht nötig ist die Bestellung aufzugeben, habe ich ihn in der Hand. So habe ich es auch bei Vorträgen auf der Schule gemacht. Ich hatte immer etwas in der Hand, damit ich wusste wohin mit meinen Händen.

,Ähm ein Kakao mit Nougat', sagt der junge Mann vor mir und räuspert sich, während mich auf dem Tisch die Tischnummer vier anblitzt.
Mein Kopf schnellt automatisch hoch, doch die falschen Augen schauen mir entgegen.
Dieser Traum hat mich eindeutig aus der Bahn geworfen.
Der Typ klingt irgendwie ähnlich, doch er sieht nicht aus wie er, auch wenn sein Gesicht nicht besonders gut zu erkennen ist.

Keine locken huschen unter der Mütze hervor und keine grünen Augen beobachten mich, dennoch hat er ähnliche Gesichtszüge. Es ist so verdammt lange her, das ich Harry gesehen habe. Ich hab keine Bilder von ihm bei mir und manchmal habe ich Angst ich könnte vergessen wie er aussieht, wie seine Stimme klang.

,Emily?', höre ich die sanfte Stimme von Chloe und wende nun doch meinen Blick ab, auch wenn es verdammt schwer ist.
,Alles in Ordnung?'

Ich nicke und gehe ohne noch weiteres zu fragen hinterm Tresen.
,Was war das denn?', fragt sie beunruhigt. ,Wird er von der Polizei Gesucht? Ist etwas mit ihm?'

Remember meNơi câu chuyện tồn tại. Hãy khám phá bây giờ